Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden

Titel: Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
Autoren: Mrgot Berger
Vom Netzwerk:
entgegengekommen. Ein Jogger, der keuchend mit einem Walkman an Sally vorbeilief, hatte nicht mal hochgeschaut. Zu sehr war er auf seine Musik konzentriert, die ihm durch kleine Kopfhörer in die Ohren hämmerte.
    Sally schien den ungewohnten Ausflug richtig zu genießen. Jule jedoch wurde es immer mulmiger zu Mute, je näher sie ihrem Ziel kam. Sie dachte daran, dass ihre Eltern sich halb zu Tode sorgen würden. Und auch Conny, Luisa - ja, und Bastian. Seinetwegen hatte sie ein besonders schlechtes Gewissen. Hätte sie ihn nicht einweihen müssen? Schließlich war er immer zur Stelle, wenn sie ihn brauchte. Wie oft war er schon mit Sally grasen gegangen, wenn ihre Eltern sie nicht aus dem Haus gelassen hatten! Und Herr Jensen?
    Schnell verscheuchte Jule jeden Gedanken an den Stallbesitzer - er kochte sicher schon vor Wut. Bloß nicht daran denken, ihm wieder unter die Augen treten zu müssen .. .
    »Was meinst du, Mäuschen, wirft der Chef mich in die Haferquetsche?«, erkundigte sich Jule bei ihrem Pferd. Sally hatte momentan keinen Sinn für solche Fragen, denn sie erreichten gerade den Saum des Mischwaldes, wo sie gleißendes Licht empfing. Sally ging zögernder voran, weil ihre Augen sich nach dem Dunkel des Waldes erst an die Helligkeit gewöhnen mussten.
    Jule schützte ihre Augen mit einer Hand, um nicht total geblendet zu sein. Es war Mittag und die Sonne stand hoch am Himmel.
    Die Geheimwiese! Sie waren am Ziel.
    Weit hinten sah man Schafe grasen und in noch größerer Entfernung einige Pferde.
    ln den vergangenen Sommern hatte hier auf »Jules Geheimwiese« immer ein knappes Dutzend brauner Trakehner gestanden. Jetzt lag sie verlassen da. Nur ein paar schwarze Krähen durchwühlten einen vertrockneten Haufen Pferdeäpfel und zankten sich lautstark um einen Wurm.
    Die niedrige, vorn offene Hütte befand sich ganz am Ende der Weide. Jule sprang aus dem Sattel, nahm den Zügel von Sallys Hals und stieß das Gatter auf. Uber den ausgetretenen Rand der Wiese führte sie Sally zu ihrem neuen Zuhause.
    Als Jule an dem windschiefen Unterstand ankam, sah sie auf einen Blick, dass Spinnen ihre Netze vor den Eingang der Abstellkammer gewebt hatten. In dem hauchzarten Gespinst klebten einige Insekten. Gut! Bei allem Mitleid, das Jule für die Mücken empfand, war der Anblick doch sehr beruhigend: Offenbar war nach ihrem letzten Besuch niemand hier gewesen. Sonst hätte der beim Öffnen der Tür das feine Netz zerstört. »Willkommen in deinem neuen Luxushotel.« Mit großer Geste deutete Jule auf die jämmerliche Hütte. »Du stehst direkt vor der Empfangshalle, Mäuschen.« Sally streckte den Kopf vor und schnupperte an den Holzdielen.
    »Moment«, sagte Jule, machte einen Arm lang und angelte Sallys blaues Halfter von einem Haken. Mit geübtem Griff streifte sie das Zaumzeug ab und ersetzte es durch das Halfter. »Ich muss nachsehen, ob für den neuen Gast alles vorbereitet ist.«
    Sie führte Sally hinter die Holzhütte und band sie an einem Eisenring fest.
    »Schön stehen bleiben, Mäuschen.« Schwungvoll hob sie den Sattel von Sallys Rücken. »Ich bringe nur dein Gepäck aufs Zimmer. Und peile die Lage.«
    Jule trug den Sattel um den Unterstand herum und legte ihn innen ab.
    Der breite Raum des »Nobelhotels« bot Platz für vier Pferde, die hier Zuflucht vor allzu großer Hitze und lästigen Fliegen suchen konnten. Zugegeben, alles in der »Luxusherberge« war sehr einfach, schnell zusammengehämmert. Aber Jule sah das im Moment ganz anders. Für sie war die Hütte der herrlichste Platz der Welt.
    In der rechten Ecke stapelten sich vier zusammengepresste Stroh- und drei Heuballen. Außerdem einige Arbeitsgeräte: Mistforken, Schaufeln, zwei Plastikeimer, zwei Zinkeimer und eine verrostete Schubkarre, die schon bessere Tage gesehen hatte. Sachen, die der Weidenbesitzer hier gelassen hatte, weil er sie später im Sommer noch brauchen würde.
    In der linken Ecke lag Jules zusammengerollter Schlafsack. Zwei blaue Plastiksäcke mit Proviant lehnten daran. Alles, was Jule in den letzten Tagen mit dem Rad hierher geschafft hatte. Hafer und Pellets für Sally, mehrere Tüten H-Milch, Mineralwasser, Cola, Haferflocken, ein Stück Käse, Knäckebrot, Vollkornbrot, Schokolade und sechs Becher Milchreis und Jogurt für sie. Bananen und Äpfel für beide.
    Zufrieden wanderte Jules Blick über den Vorrat, dann über den Unterstand. Das würde in den nächsten Tagen ihre Heimat sein. Zugegeben, nicht gerade eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher