Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 01 - Aufregung im Stall
Autoren: Margot Berger
Vom Netzwerk:
»volles Verständnis« bedeuten sollte.
    Als Conny aus dem Stall kam, hatte ihr Vater schon seinen Wagen an die Straße gefahren.
    Mit ihrem gepolsterten Transportkarton beugte sich Conny zu dem Vogel herunter. Bei ihm hatte sich gar nichts geändert. Die Drossel saß noch in derselben jämmerlichen Haltung auf dem Weg wie vorhin, den Schnabel leicht geöffnet. Mit beiden Händen umfasste Conny den Federball, nachdem sie den Karton abgesetzt hatte, und hob ihn sachte in den Karton. Nichts, was auf eine Verletzung hingedeutet hätte.
    Während der Fahrt konnte man sich nicht groß unterhalten, denn Conny musste ständig die Schleichwege ansagen. »Rechts«, »geradeaus«, »hinter der Telefonzelle links«.
    Die schmalen Straßen entlang dem Naturschutzgebiet waren gesäumt von Linden, von Holunder, Fliederbüschen und Rotdorn. Ein paar Wochen später war das hier ein einziges Meer von Blüten und üppigem Grün. Wer Hamburg zum ersten Mal besuchte, war jedes Mal überrascht von der grünen Oase am Stadtrand. Und mittendrin lag die Tierarzt-Praxis. Ein Segen, dass Dr. Teichmüller am 1. Mai für den Feiertagsdienst eingeteilt war. Conny hatte seinen Notdienst-Plan wahrscheinlich besser im Kopf als er selbst.
    Irgendwie war es komisch mit Theo, wie alle im Stall den Tierarzt heimlich nannten. Er war nämlich jemand, den man zugleich gern und ungern sah.
    Conny kicherte. Sie dachte daran, wie Jules Vater ganz verwirrt gesagt hatte, das gibt es nicht, gern und ungern zugleich. Ihr müsst doch wissen, ob ihr ihn nun gern seht oder ungern. Entweder Ja oder Nein. Schwarz oder weiß. Gewinn oder Verlust. Beides geht nicht. Sagte Herr Ahrend.
    Die Mädchen hatten versucht Peter Ahrend diese völlig logische Sache zu erklären. Aber er verstand sie einfach nicht.
    Es war doch so einleuchtend! Man sah Theo einerseits sehr ungern - wenn er kam, war nämlich ein Pferd krank. Andererseits sah man ihn sehr gern - wenn er kam, wurde nämlich dem kranken Pferd geholfen. »Links oder rechts?«, fragte Connys Vater schon zum zweiten Mal. Und: »Was gibt es da zu kichern?« »Rechts«, sagte Conny und hielt ihren Karton fest, weil es in eine scharfe Kurve ging, bevor sie in den Hof der Tierarzt-Praxis einbogen.
    An dem Emailleschild »Dr. Theo Teichmüller, KleintierPraxis und Großtiere« steckte eine rote Karte mit der Aufschrift »Im Notfall links klingeln«. Das wusste Conny längst. Schließlich war das nicht ihr erster Notfall.
    Dr. Teichmüller hatte Conny schon durchs Fenster gesehen und winkte sie zum Praxiseingang hinüber. Mit den Händen in den Jeanstaschen wartete der fast zwei Meter große Hüne in der offenen Tür auf seine Stammkundin.
    »Was ist es denn diesmal, Mücke?«, fragte er statt einer Begrüßung und schob seine runde Metallbrille zurecht. Kummervoll hielt Conny ihm den Karton hin und klappte den Pappdeckel auseinander.
    »Weißt du, was mit ihm passiert ist?«, wollte Theo Teichmüller nach einem Blick auf den leblosen Vogel wissen.
    »Windschutzscheibe«, sagte Conny und folgte Herrn Teichmüller durch das Wartezimmer. Im Behandlungsraum setzte sie den Karton behutsam auf den Untersuchungstisch mit der matten Stahlplatte.
    Mit geübten Griffen tastete der Tierarzt den kleinen Patienten ab. »Gebrochen ist wohl nichts«, meinte er. »Vielleicht nur ein Schock.« Er drehte sich nach seiner Rotlichtlampe um. »Ich setze deine Drossel jetzt vor die Lampe. Was sie braucht, ist viel Wärme und Ruhe. Bis heute Abend wird sich zeigen, ob sie es schafft. Bei Vögeln entscheidet sich das schnell.« Dr. Teichmüller drückte den Einschaltknopf. »Aber bis morgen früh behalte ich sie auf jeden Fall. Nachts ist es doch noch kühl um diese Jahreszeit.«
    »Sie sind echt stark, Theo... Verzeihung.« Conny schlug erschrocken die Hand gegen den Mund. Er musste ja nicht wissen, dass sie ihn respektlos beim Vornamen nannten. »Herr Teichmüller«, verbesserte sie sich, schüttelte ihm die Hand und flitzte zurück zum Auto.
    »Ich muss sofort zurück«, entschuldigte sie sich. »Wir haben doch heute Eröffnung in der Reitschule.«
    »Wie machen sich denn die Neuen?«, rief der Tierarzt hinter Conny her, als sie die Autotür zuzog.
    Die Neuen ? ? ?
    So rasch hatte Conny noch nie eine Autoscheibe heruntergekurbelt.
    »Welche Neuen?«
    »Äh . . . also . . .« Diesmal war es Dr. Teichmüller, der auf einmal ins Stottern kam. »Vergiss es, Mücke. Eine Verwechslung.«
    Eine Verwechslung!
    Nicht mit ihr.
    Was wurde da gespielt, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher