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Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Titel: Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge
Autoren: Silke Arends
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und über die gesamte Küste hereinbrach, forderte auf der Insel Tribut: viel Weideland ging verloren. Die Insulaner lebten sommers vom Fischfang wie auch vom Strandgut, fuhren zur See oder verdingten sich mit dem
Schillfang
; ganze Schiffsladungen Muschelschalen wurden so aufs Festland und in die Kalkbrennereien transportiert. Wangerooge und die Herrschaft Jever gehörten damals, seit dem Tod von Graf Anton Günther von Oldenburg anno 1667, zur Herrschaft des Fürsten von Anhalt-Zerbst. Als der Fürst 1793 kinderlos starb, fielen die jeverschen Besitztümer an seine Schwester, die russische Zarin Katharina II. Die Zarin ließ sich einen Bericht über Land und Leute anfertigen, in dem die Lebensumstände auf der Insel beschrieben wurden und die Wangerooger selbst, die »wild, rau und hartherzig im Gegensatz zu den menschenfreundlichen Landleuten des festen Jeverlandes« seien.
    Das erste deutsche Nordseebad Norderney (1798) bestand bereits seit sechs Jahren, als auch auf Wangerooge der Bädergedanke aufkam – Initiator war der Inselvogt Tjark Friedrich Ammann. Doch die napoleonische Zeit machte die ersten Erfolge zunichte: Um dem Schmuggel Einhalt zu gebieten, ließen sich die Franzosen auf der Insel nieder und drohten gar mit der Sprengung des Westturmes. Nach der Niederlage Napoleons fiel das Jeverland samt Wangerooge wieder an den russischen Zaren, der es 1818 an das inzwischen zum Großherzogtum erhobene Oldenburg zurückgab. Der Großherzog selbst ging sofort daran, die
Seebadeanstalt
zu fördern – er stellte 5.000 Reichstaler zur Verfügung. 1823 konnten bereits 1800 Sommerfrischler gezählt werden – und Wangerooge avancierte zum
Hofbad
. Bis die Silvesterflut 1854/1855 über die Insel hereinbrach und sie in drei Teile riss. Die meisten der 350 Bewohner verließen darauf das Eiland, und die Oldenburger Regierung wollte die Insel ganz aufgeben, wenn sich nicht knapp ein Drittel der verbliebenen Wangerooger geweigert hätte. Sie gründeten ein neues Dorf im Osten, dort, wo 1856 der Leuchtturm errichtet worden war.
    Aufgrund der Nähe zu Wilhelmshaven war Wangerooge im Ersten und im Zweiten Weltkrieg von militärisch-strategischer Bedeutung. Der Luftangriff vom 25. April 1945 ist manchem Wangerooger noch im Gedächtnis: 482 britische, kanadische und französische Bomber warfen in nur 15 Minuten 6.000 Sprengbomben über der Insel ab, die danach in Schutt und Asche lag; mehr als 300 Menschen starben.
    Seit 1975 ist die tideabhängige Insel, die zum Verwaltungsbezirk Oldenburg und zum Landkreis Friesland gehört, staatlich anerkanntes Nordseeheilbad – mit der Oldenburger Farbgebung Rot-Gelb-Blau im Wappen.
ALTER LEUCHTTURM

    Er ist das Ziel vieler Verliebter, die aus ganz Deutschland und darüber hinaus anreisen: der Alte Leuchtturm von Wangerooge, in dessen einstiger Wachstube seit 1996 ein rundes Trauzimmer eingerichtet ist. Das schwarz-rot-weiß gestrichene Wahrzeichen der Insel ist nur ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt, jedoch müssen die Brautpaare 150 Stufen erklimmen, wenn sie den Bund fürs Leben in luftiger Höhe schließen möchten. Der 30 Meter hohe Turm entstand 1855 auf Geheiß des Großherzogs von Oldenburg am damaligen Ostende der Insel und ging ein Jahr später in Betrieb. 1927 ist das Bauwerk, das seit 1896 elektrisch betrieben wurde, noch einmal um neun Meter erhöht worden. Seine Zeit als Wegweiser für die Schifffahrt war am 7. November 1969 zu Ende, weil in der Zwischenzeit im Westteil der Insel ein neuer Leuchtturm entstanden war. Seit 1972 wird der Alte Leuchtturm, der zugleich das älteste Gebäude Wangerooges ist, als Aussichtspunkt genutzt – mehr als eine Million Schaulustige sollen sich indessen hinaufgewagt haben, denn bei guter Sicht kann man bis zum 42 Kilometer entfernten Helgoland gucken. 1980 ist im Erdgeschoss des Turmes überdies ein Heimatmuseum eingerichtet worden, dessen Exponate Inselgeschichte dokumentieren. Während die kleinen Besucher Gefallen an der Modelleisenbahn finden, gibt es für die anderen Bernsteinfunde oder längst vergilbte Kurgast-Listen zu bestaunen. Und auch am und vor dem Alten Leuchtturm ist Inselhistorie präsent: Zum einen gibt es an seiner Außenseite den Wappenstein des Hauses Anhalt-Zerbst zu entdecken, der schon an dem 1687 erbauten Feuerturm angebracht war. Zum anderen glänzt auf dem Vorplatz die letzte Wangerooger
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