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Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge

Titel: Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge
Autoren: Silke Arends
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der von Prielen und Schlickbänken durchzogen ist. Hier tummeln sich Überlebenskünstler wie der Sandpierwurm, Schlickkrebse und Wattschnecken – begehrte Appetithappen für Abertausende von Zugvögeln, die im Watt rasten. Doch schon bald darauf flutet das Wasser unaufhaltsam zurück und nimmt das graue Areal wieder für sich ein. Experten haben herausgefunden, dass während einer Tide rund 200 Millionen Kubikmeter Wasser durch das Norderneyer Seegat – den Meeresdurchlass zwischen Juist und Norderney – in das Wattenmeer hineinbeziehungsweise herausfließen.

    Kein Wunder also, dass dieses einzigartige, bizarr-schöne Terrain mit den Schutzbereichen Salzwiesen, Inseln und Dünen seit 1986 zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer gehört und 2009 zum Weltnaturerbe erhoben worden ist. So, wie es einen nicht überraschen muss, dass das Wattenmeer Rückzugsgebiet vieler geschützter Vogelarten ist. Dort, wo sich Seehunde auf Sandbänken rekeln und wo es Möwen wie Sand am Meer gibt. Letzteren wird es niemals langweilig. Ihr Lebensraum bietet ihnen nicht nur ein abwechslungsreiches Meeresfrüchte-Büffett, sondern auch viel fürs Auge. Wer die Besonderheiten des Weltnaturerbes Wattenmeer erleben möchte, dem sei deshalb ein Rundflug empfohlen – wo sonst kann man aus der Möwenperspektive auf 90 Kilometern eine schmucke Inselkette bestaunen. Dem sei aber auch eine geführte Wanderung über den für nur wenige Stunden freigelegten Meeresboden ans Herz gelegt. Dort ist jenes Knistern zu hören, das der norddeutsche Dichter Theodor Storm in seinem Gedicht »Meeresstrand« als »des gärenden Schlammes geheimnisvollen Ton« beschrieb. Ist die See zurück, wird jenes geheimnisvolle Geräusch von der Brandung überspült – doch die nächste Ebbe kommt bestimmt! Bis dahin kann sich der Strandgänger beim Muschelsuchen die Zeit vertreiben, ohne sie zu vergeuden. Im Land der Pharaonen hieß es nämlich, dass die Götter von der Lebensspanne eines Menschen jene Tage nicht abziehen, die er mit Muschelsammeln verbracht hat.



BORKUM
    Insulaner sind selbstbewusst. Das gilt für die Borkumer ebenso wie für jene Leute, die seit jeher auf Wangerooge heimisch sind. Die Borkumer allerdings behaupten von ihrer Insel, dass sie der älteste namentlich bekannte Ort in Ostfriesland ist. Stolz feierten sie 1993 das 2.000-jährige Bestehen ihres Eilandes. Der antike griechische Geschichtsschreiber Strabon schreibt, dass der römische Heerführer Nero Claudius Drusus 12 v. Chr. eine Insel eroberte, die im Bereich des heutigen Borkum, Juist und Norderney gelegen haben soll und viel größer als das heute Borkum gewesen sein muss. Er nannte sie
Byrchanis
. Doch nach Drusus kam 50 n. Chr. der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus Maior mit der Flotte des römischen Kaisers an die Nordseeküste, und der konnte anschließend einiges mehr erzählen. Dieser
Plinius der Ältere
genannte Geschichtsschreiber berichtete erstmals von einer friesischen Insel namens
Burchana
und davon, dass deren Bewohner ein geradezu bedauernswertes Leben führten. Armselig würden sie auf Hügeln hocken und allein von wild wachsenden Bohnen und jenem leben, was das Meer ihnen überließe. So kam die Insel
Burchana
zu ihrem Titel
Bohneninsel
. Vermutlich wurde sie im frühen Mittelalter von den Fluten zerstört, und auf ihrem Kleisockel bildeten sich die Sandinseln Borkum, Juist und Buise. Vielleicht ging sie aber auch während der
Ersten Marcellusflut
im Jahr 1219 unter oder bei der
Großen Manndränke
1362. Von dieser Katastrophe erzählen übrigens die ältesten erhaltenen Überlieferungen Borkums. Das Ostfriesische Urkundenbuch gibt darüber Auskunft, dass aus der Insel
Borkna
(1270) schließlich
Borkina
(1379), daraus dann
Borchum Ooge
(1440) und zuletzt
Borckum
(1462) wurde. Dass c ging mit den Gezeiten verloren, doch in Erinnerung der Borkumer sind jene archäologischen Funde am Nordstrand ihres Eilandes, die als älteste Siedlungsreste einer Insel gelten, geblieben: ein Fassbrunnen aus dem 13. Jahrhundert und auch Tonscherben aus jener Zeit.
    Wie es um das Selbstbewusstsein der Borkumer bestellt ist, verrät auch das Wappen der Insel. »Mediis tranquillus in undis« steht dort – »Ruhig inmitten der Wogen« –, ein Sinnspruch, der einem alten Kirchensiegel Borkums
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