Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
nicht mehr an mich, Gildoran? Nein, wie könntest du auch, nach… wie viele Jahre ist es her? Für mich mehr als hundert. Du hast gesagt, du würdest nie zurückkommen, weil ich dich dann sicherlich hassen würde…“ Etwas in der Stimme weckte eine dunkle Erinnerung in Gildoran. Er sagte mit einem seltsamen Gefühl von Wärme:
    „Merrik!“

    Ist das der Grund dafür, daß ich diese Welt wie meine Heimat empfunden habe? Weil ich hier einen Freund gefunden habe, den ich nie vergessen werde?

    „Du schießt also jetzt keine ausgerückten Schlangen aus dem Reservat mehr?“
    Der Alte lachte. „Du erinnerst dich also doch noch. Was dich betrifft – es ist wahr, du siehst keinen Tag älter aus. Nein, das nehme ich zurück“, sagte er und schaute dem anderen prüfend in das Gesicht. „Was ist passiert? Soweit ich gehört habe, ist euer Schiff in Schwierigkeiten. Es ist aber trotzdem schön, dich als Gast hier zu haben.“
    Gildoran hatte das merkwürdige Gefühl, als passe hier alles in ein großes Bild, als er sich neben den Ratsvorsitzenden setzte und ihm berichtete, was der Samtfalter in den inzwischen verstrichenen Jahren zugestoßen war.

    Falls ich mich dazu entschließen sollte, zum Erdenwurm zu werden, fange ich zumindest mit einem Freund an. Also nicht ganz als Fremder. Und dazu noch mit einem Freund in einer wichtigen Stellung. Hier finde ich auf jeden Fall eine Beschäftigung, die für mich angemessen ist.

    Marik hörte sich wortlos Gildorans Bericht an. Er schien fasziniert davon zu sein. Als er schließlich von der Wahl hörte, vor der sie standen – mit einem anderen Späherschiff eine gemischte Mannschaft zu bilden oder aufzugeben –, sagte er ernst: „Aber das ist ja schrecklich! Nicht, daß ihr hier nicht alle willkommen wärt, ihr alle. Aber jedes Späherschiff, das wir verlieren…“
    „Selbst die Zentrale scheint zu denken, daß wir ein Luxus sind, auf den die Galaxis verzichten kann“, sagte Gildoran.
    „Die Zentrale spielt gern Gott“, sagte Marik, „aber hier steht zuviel auf dem Spiel, um es Politikern auf dieser Ebene zu überlassen. Ich glaube nicht, daß du dir darüber im klaren bist, was die Späher für uns bedeuten, Gildoran. Ihr steht zu dicht vor dem Problem – wie heißt das alte Sprichwort… ihr seht das Meer vor lauter Wellen nicht?“
    Gildoran sagte: „Es würde mich interessieren, welche Bedeutung die Späher deiner Meinung nach haben. Wir sind für die meisten Menschen auf den meisten Planeten entweder Wundertiere oder gefährliche Fremde, eine Legende, die die Menschen hassen.“
    „Ihr seid unser Sicherheitsventil“, sagte Marik. „Unsere ewige Grenze, unser immer offener Ausgang. Solange die Späher neue Welten finden und sie öffnen, können wir alle verschieden bleiben und unsere Individualität bewahren. Wenn die Entdeckung neuer Welten einmal aufhört und alles bekannt ist, fangen wir an zu stagnieren – wir fangen an zu sterben. Es ist wie ein Rennen ohne Ziel. Wenn nichts Neues mehr anfängt, dann setzt der Tod für dieses Rennen oder diese Welt ein. Wenn das Leben nur noch aus einer ständigen Wiederholung des Bekannten besteht und in der Gleichung keine neuen Unbekannten auftauchen, dann gehen uns zuerst die neuen Ideen aus, dann stirbt die Kreativität allgemein aus, und schließlich setzt der allgemeine Niedergang ein. Historisch gesehen ist das mit jedem neuen Planeten geschehen, der völlig erforscht und kartographiert war. Das ist der Augenblick, in dem er zu sterben beginnt und dekadent wird. Der Mensch kann, psychologisch gesehen, nicht ohne eine Grenze existieren. Selbst wenn wir, wir alle, nicht ausnahmslos auf Forschungsreisen gehen können, so können wir doch psychologisch mit dem Wissen überleben, daß neue Welten gefunden werden, daß da jemand ist, der auf Forschungsreisen gehen kann. “
    Das erinnerte ihn ein wenig an Gilraes These, daß die Homogenisierung der Bräuche der Beginn der Dekadenz sei, aber er fragte voller Bitterkeit: „Warum verbannen uns dann so viele Menschen von ihren Planeten? Warum weigern sie sich, uns Kinder zu geben?“
    „Weil sie nichts verstehen“, sagte Marik still. „Gildoran, ich habe mein ganzes Leben damit verbracht sicherzustellen, daß die Laszier euch verstehen. Ich glaube, du wirst merken, daß du hier so viele Kinder bekommen kannst, wie du willst.“ Er lächelte ein wenig traurig und sagte: „Ich selbst wäre froh, wenn ich wüßte, daß jemand von meinem Fleisch und Blut die Sterne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher