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Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken

Titel: Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken
Autoren: Yannik Mahr
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haben, ist das noch lange kein Grund, ihn des Mordes zu bezichtigen. „Körperverletzung mit Todesfolge“ heißt das politisch korrekt, ein Hinweis auf die schwere Kindheit des Täters ist jederzeit angebracht, und überhaupt sollte man/frau ihn nicht weiter behelligen, um die Resozialisierung so wenig wie möglich zu behindern. Schließlich verdient jeder eine zweite Chance!
    Außer jenen, die gegen das eherne Gesetz der politischen Korrektheit verstoßen. Thilo Sarrazin zum Beispiel, der in seinem Bestseller Deutschland schafft sich ab unter anderem anprangert, dass sich die Geburtenrate in Deutschland reziprok zum Bildungsstand verhält. Das wird man/frau ja wohl noch sagen dürfen, weil es schließlich stimmt, denken Sie? Aber nein, wo kämen wir da hin! Politisch korrekt wäre es gewesen, wenn der Autor nicht auf die verheerenden Folgen dieser Entwicklung für einen Hochtechnologiestandort wie Deutschland, sondern auf die schwierige Lage bestimmter sozial benachteiligter Gruppen hingewiesen hätte.
    Ist es nicht richtig, dass all jene, die keine Arbeit haben, wenigstens viele Kinder bekommen und damit auf diese Weise zum Fortbestand unseres Landes beitragen? Wobei ich damit natürlich nicht jene Männer und Frauen diffamieren möchte, die nur ein oder gar kein Kind haben, von schwulen oder lesbischen Paaren gar nicht zu sprechen – Entschuldigung, ich meine natürlich „gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften“.
    Es ist verzwickt. Und richtig gefährlich wird es, wenn es um das Binnen-I geht. Schreibt eine deutsche Behörde etwa die Stelle eines stinknormalen Sachbearbeiters aus, ohne darauf hinzuweisen, dass man/frau damit natürlich auch eine Sachbearbeiterin meint, kann sie mit jeder Menge Klagen, einem offenen Brief der Frauenbeauftragten und damit rechnen, in den kommenden 20 Jahren keinen einzigen Mann mehr einstellen zu dürfen.
    Am einfachsten wäre es, immer und überall das Binnen-I mitzusprechen. Unsere Sprache macht das allerdings besonders schwer, weil im Deutschen die Pluralbildung meist männlich erfolgt: Aus 49 Studentinnen und einem Studenten werden so 50 Studenten, aus einem Professor und 99 Professorinnen werden 100 Professoren. Wobei ich mich gerade frage, ob es an irgendeiner deutschen Universität überhaupt so viele Frauen …
    Sehen Sie, was ich meine? Der Weg vom politisch korrekten, gender-gemainstreamten Gutmenschen ins nächste Fettnäpfchen ist kurz. In diesem Fall hat es genau zehn Worte bis zur Falle gedauert, weil man/frau natürlich nicht „Fettnäpfchen“ schreiben darf. Richtig muss es heißen, und daran sollten Sie denken, wenn Ihr Freund/Ihre Freundin Sie das nächste Mal fragt, ob er oder sie zugenommen hat: „Vollschlanknäpfchen“.
    Bleiben zwei Fragen.
    Erstens: Warum muss man (!) Frauen gegenüber politisch korrekt sein, obwohl Frauen doch nachweislich alles sind, aber mit Sicherheit keine Minderheit?
    Zweitens: Wird es mir gelingen, einen zu 100 Prozent politisch korrekten Witz zu erzählen? Ich versuche es.
    Dmitri Medwedew, Barack Obama und Angela Merkel gehen am Ostseestrand spazieren. Sie unterhalten sich über U-Boote, die sich ausschließlich für Friedensmissionen eignen. Der russische Präsident, dessen Missachtung von Menschen- und anderen Grundrechten nicht scharf genug verurteilt werden kann, sagt: „Unsere U-Boote können allein mit Brennstoffzellen zwei Monate unter Wasser bleiben.“ Der US-Präsident afroamerikanischer Herkunft antwortet: „Das ist doch gar nichts. Bei uns wird der Treibstoff aus dem getrennten Müll und der Atemluft unserer Matrosinnen und Matrosen hergestellt, die mit der demokratisch gewählten Kapitänin bis zu einem halben Jahr durch die Weltmeere fahren können, ohne dass das U-Boot einmal auftauchen muss.“ Die deutsche Kanzlerin mit ostdeutschem Hintergrund überlegt gerade, ob es politisch korrekt wäre, die Leistungen ihrer Kollegen zu überbieten, als aus der Ostsee ein U-Boot aufsteigt. Die Luke öffnet sich, die Kapitänin steckt ihren Kopf heraus und ruft: „Sei gegrüßt, ehemaliges Staatsoberhaupt, das wir nie haben wollten. Wir brauchen Bio-Diesel!“
    Selten so politisch korrekt gelacht, oder? (Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Witz in der ursprünglichen Fassung nicht besser funktioniert. In der sagt der Kapitän am Ende, und ich distanziere mich voll und ganz davon: „Heil Hitler, wir brauchen Diesel!“)

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    Was passiert eigentlich, wenn das teuerste Bahnhofsprojekt in der
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