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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens
Autoren: Helena Reich
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alkoholisiert auf eine Frau reingefallen war, die nichts anderes im Sinn gehabt hatte, als eine dämliche Wette mit einem Inspektor von der Sitte zu gewinnen. Zumal diese Nacht nun lebenslange Folgen zu haben versprach. Wie würde Magda reagieren, wenn er ihr erzählte, dass er in knapp vier Wochen Vater werden würde? Sie erzählte gerade von den zwei Wochen, die sie bei ihren Kindern und ihrem Exmann in Paris verbracht hatte. Ihre Kinder hatten sich, wie er wusste, im Sommer gewünscht, ein Schuljahr bei ihrem Vater zu verbringen. Magda berichtete von Ausflügen, die sie unternommen hatten, und davon, dass sie allen dreien von ihm erzählt hatte.
    »Und?«, fragte er knapp, und warf ihr einen nervösen Blick zu.
    Sie lachte. » Und … sie sind sehr neugierig«, erwiderte sie, lachte und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen. Cassia war begeistert, dass du Kommissar bist, und Cid freut sich auf tiefgründige Diskussionen über höhere Mathematik.« Ihr Sohn hatte gestrahlt, als sie ihm erzählt hatte, ihr Freund, der Kommissar, sei eigentlich promovierter Mathematiker.
    »Und dein Exmann?« Der war vermutlich weit weniger begeistert von der neuen Beziehung seiner Exfrau, dachte David. Warum sich die beiden wohl getrennt hatten? Er hatte Magda bisher nicht danach gefragt. War sie gegangen? Hatte er sie verlassen? Es spielte keine Rolle, aber es lenkte ab.
    »Vincent wird nächste Woche heiraten. Seine Freundin erwartet ein Kind – in drei Monaten. Ich musste ihm ins Gewissen reden, damit er das schlampige Verhältnis noch vor der Geburt legalisiert. Er hat also andere Sorgen, als sich den Kopf über meinen Freund zu zerbrechen.« Sie kicherte. »Bin ich froh, dass meine Kinder schon so groß sind! Noch mal jahrelang Windeln wechseln, nächtelang nicht schlafen, auf Spielplätzen herumsitzen und all diese anderen liebreizenden Dinge – das wäre nichts mehr für mich. Damals habe ich es sehr genossen, aber noch mal das Ganze von vorn? Nein, danke. Diese Lebensphase habe ich abgeschlossen.«
    Na prächtig, dachte er, und gleich werde ich ihr erzählen, dass es mir genauso geht wie ihrem Exmann. Mit dem kleinen Unterschied, dass er unter keinen Umständen vorhatte, die werdende Mutter zu heiraten. Würde er Magda verlieren? Augen zu und durch, dachte er. Sie waren inzwischen im Burgviertel angelangt.
    »Magda«, sagte er und wusste nicht, wie er es formulieren sollte. Vielleicht sollte er damit warten, bis sie mit einem guten Glas Wein auf ihrem Sofa säßen.
    »Ja?«
    Er blickte kurz zu ihr hinüber. Sie sah ihn interessiert an. Würde er gleich alles kaputt machen mit dieser verflixten Geschichte? »Es gibt da etwas, über das ich mit dir sprechen muss …«
    Sie hörte auf, seinen Nacken zu streicheln und zog ihre Hand zurück. Sie kannte diesen Tonfall. Genau in diesem Ton und mit dieser Wortwahl hatte ihr Exmann ihr vor Jahren eröffnet, dass er sie verlassen werde. »Worum geht es? Du hast nicht etwa … eine neue Liebe gefunden oder so was?« Sie bemühte sich, die Frage locker auszusprechen, als habe sie seine Anspannung, seinen ernsten Ton nicht bemerkt, als handle es sich bei ihrer Frage nur um eine rhetorische, um einen bloßen Scherz, da sie selbstverständlich davon ausging, dass die Sache, egal was für eine es war, nichts mit ihr zu tun haben könne – es gelang ihr nicht. Heute so wenig wie damals. Ihre Stimme verriet die Angst, die sie in ihren Eingeweiden spürte.
    Er blickte zu ihr hinüber. Sie sah ihn nicht an, sondern starrte mit betont ausdruckslosem Gesicht durch die Windschutzscheibe in die Nacht.
    »Lass uns lieber zu dir fahren«, fügte sie hinzu, noch bevor er etwas erwidern konnte. »Ich möchte jederzeit gehen können, wenn es … unangenehm werden sollte.«
    »Na schön, aber meine Wohnung ist …« Er bog an der Ampel ab.
    »Egal. Ich habe gerade zwei Wochen mit meinen pubertierenden Kindern und ihrem nicht gerade ordnungsliebenden Vater verbracht – da kannst du nicht mithalten.« Sie lachte nervös.
    »Ich habe keine neue Liebe gefunden, Magda«, sagte er, »ich liebe dich .«
    Sie sah ihn an und atmete tief durch. »Die roten Rosen waren also kein Abschiedsgeschenk?« Sie warf einen Blick auf die Rückbank und den riesigen Strauß, der dort lag.
    »Ganz im Gegenteil, Lásko , aber es gibt trotzdem ein Problem, ein ziemlich großes Problem …« Er bog in seine Straße ein. Vielleicht war das Kind ja gar nicht von ihm, beruhigte er sich. Noch war
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