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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot
Autoren: dtv
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feine Blutrinnsal, dasihr aus dem Mund gelaufen war, und der fürchterliche, unter der Nase verkrustete Schaum.
    ». .. Erstickung, offenbar ausreichend, um als direkte Todesursache gelten zu können, Inspector. Es sei denn, das Herz hat noch vor der Lunge versagt, in dem Fall würden wir von einer Vagushemmung sprechen.«
    Jacobson kniete über der Leiche, als er plötzlich merkte, dass Mick Hume zu ihnen getreten war.
    »Im Wählerverzeichnis stehen nur zwei Namen, Chef. Ein Mr und eine Mrs Mortimer. Genau, wie der Postbote gesagt hat. Er ist sechsundvierzig, sie sechsunddreißig. Und auch der Jaguar da hinten . . .«
    »Was ist damit, mein Junge?«, unterbrach er Hume.
    »Der Wagen ist auf Jennifer Mortimer zugelassen, auf diese Adresse, gleiches Geburtsdatum. Offenbar in Crowby geboren.«
    »Gut, versuchen wir, ein paar Verwandte ausfindig zu machen. Aber vor allem konzentrieren wir uns auf den Ehemann. Wenn das hier Mrs Mortimer ist, würde ich gerne wissen, wo zum Teufel sich ihr Mann aufhält.«
    Robinson sah ihn über die Leiche hinweg an.
    »Das Alter stimmt, Inspector . . .«, sagte er zögerlich.
    Vor ein paar Jahren, dachte Jacobson, wäre er jetzt wahrscheinlich noch rot geworden.
    »Zieht man in Betracht, dass sie kinderlos war und sich offenbar in Form gehalten hat . . .«
    Jacobson nickte. Jennifer Mortimer, wenn sie es denn war, musste eine umschwärmte, attraktive Frau gewesen sein. Das war selbst jetzt noch zu erkennen – wenn man ihr nicht ins Gesicht sah, wenn man die Prellungen und blauen Flecken auf Armen und Beinen auszublenden vermochte.
    Mick Hume ließ sie allein, aber schon war ein Mitarbeiterder Spurensicherung zur Stelle, der in seinem Schutzanzug wie ein Statist aus ›Star Wars‹ aussah und ungeduldig darauf wartete, die Szene auf Video aufnehmen zu können. Robinson erhob sich und machte Platz. Jacobson folgte ihm, ließ sich dabei aber deutlich mehr Zeit.
    »Der Zeitpunkt?«
    Merchant diese Frage vor der Obduktion zu stellen, wäre sinnlos gewesen, und auch danach noch klang seine Antwort für gewöhnlich herablassend und triefte nur so vor Sarkasmus. Robinson hingegen antwortete sachlich.
    »Vor maximal zwei Stunden, nach der rektalen Körpertemperatur zu urteilen. Dass die Leichenstarre noch nicht eingetreten ist, deutet in die gleiche Richtung. Heute Nachmittag werde ich Ihnen eine bessere Schätzung geben können, aber das . . .«
    Jacobson ersparte ihm weitere Ausführungen.
    »Ich weiß, das alles ist nur eine Annahme.«
    Robinson konnte nichts mehr tun, bis sie die Tote in die Leichenhalle gebracht hatten. Er ging zu seinem Wagen, Jacobson wandte sich dem Haus zu.
    Laut Aussage des Postboten hatten sowohl die Terrassentür als auch die Haustür weit offen gestanden. Der Mann hatte hineingerufen, aber keine Antwort bekommen und auch keine Lust verspürt hineinzugehen. Jacobson machte ihm das nicht zum Vorwurf. Er trat in die Eingangsdiele, die größer war als so manches Wohnzimmer. Überall waren Spurensicherer mit Staubpinseln, Probentütchen und Kameras am Werk. Jacobson folgte den Spuren des Kampfes in umgekehrter Richtung, durch die Diele, die breite Treppe hinauf und bis ganz nach hinten in ein kleines Schlafzimmer im ersten Stock. Umgestoßene Stühle, zerschlagene Vasen, von der Wandgerissene Bilder, zwei zertrümmerte Telefonapparate: Mrs Mortimer schien sich mit aller Macht an ihr Leben geklammert zu haben, während es ihr aus dem Körper geschlagen und gewürgt wurde. Der oberste Spurensicherer höchstpersönlich versperrte ihm den Zutritt zu dem kleinen Schlafzimmer. Jacobson fing ausnahmsweise einmal keine Debatte darüber an. Wenn die Spurensicherung weg war, konnte er jeden Winkel des Hauses in Augenschein nehmen. Nach dem, was er bisher gesehen hatte, war das allerdings keine Aufgabe, auf die er sich unbändig freute.
    Wieder draußen, sah Jacobson, wie das Einsatzbüro abgeladen und aufgestellt wurde. Trotz des tollen Namens,
Major Incident Unit,
kurz MIU, handelte es sich letztlich um nichts anderes als zwei miteinander verbundene Container. Die Dinger dienten dazu, während der wichtigen ersten Stunden der Untersuchung einen Computer, ein Fax und andere Ausrüstung vor Ort bereitzustellen. Zudem ließen sich in ihnen potenzielle Beweise sammeln und klassifizieren. Und natürlich gab es auch eine Toilette – und eine Mikrowelle und einen Getränkeautomaten. Mick Hume stand im Schatten der englischen Eiche neben der Auffahrt. Der Baum war alt, sehr viel
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