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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman
Autoren: Stephen King
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Kopf gehoben, die zusammengerollte Zeitung fiel hinter ihm in den trockenen Rinnstein, während der Junge selbst schlaff und ungraziös mit einer linkischen Rolle vorwärts auf der Rasenfläche im Vorgarten des kleinen Bungalows an der Ecke landete.
    Der Lieferwagen blieb mit laufendem Motor unmittelbar vor der Kreuzung Poplar/Hyacinth mitten auf der Straße stehen.
    Steve Ames saß mit offenem Mund am Steuer seines Mietwagens, als ein kleines Fenster an der rechten Hinterseite des Lieferwagens nach unten glitt, wie das elektrisch betriebene Seitenfenster eines Cadillac oder Lincoln.
    Ich wußte nicht, daß es so was gibt, dachte er, und dann: Was ist das überhaupt für ein Lieferwagen? Er merkte, daß jemand aus dem Laden gekommen war -ein Mädchen in einem blauen Kittel der Sorte, wie sie Verkäuferinnen gewöhnlich trugen. Sie hob eine Hand an die Stirn und schirmte die Augen vor der Sonne ab. Er konnte die junge Frau sehen, aber der Leichnam des Zeitungsjungen wurde im Moment von dem Lieferwagen verdeckt. Er stellte fest, daß eine doppelläufige Schrotflinte aus dem Fenster ragte, das gerade heruntergeglitten war. Und last not least fiel ihm auf, daß die beiden Kinder neben dem roten Leiterwagen standen - im Freien, völlig ungeschützt - und in die Richtung sahen, aus der die ersten Schüsse gekommen waren.
2
    Hannibal, der Schäferhund, sah eines, und nur eines: die zusammengerollte Zeitung, die Cary Ripton aus der Hand fiel, als der Schuß der Schrotflinte ihn von seinem Fahrradsitz und aus seinem Leben fegte. Hannibal bellte glücklich und rannte los.
    »Hannibal, nein!« rief Jim Reed. Er hatte keine Ahnung, was los war (er war nicht in Texas aufgewachsen und hatte die beiden ersten Schüsse mit Donner verwechselt, nicht, weil sie sich wie Donner angehört hatten, sondern weil er sie nicht als das identifizieren konnte, was sie tatsächlich waren, nicht im Kontext eines Sommernachmittags in der Poplar Street), aber es gefiel ihm nicht. Ohne nachzudenken, was er tat - oder warum -, warf er das Frisbee den Bürgersteig entlang Richtung Laden und hoffte, damit Hannibals Aufmerksamkeit zu erregen und ihn von seinem momentanen Kurs abzubringen. Der Trick funktionierte nicht. Hannibal achtete nicht auf das Frisbee und lief weiter wie ein Pfeil auf das zu Boden gegangene Exemplar des Shopper zu, das er direkt vor dem mit laufendem Motor stehengebliebenen roten Lieferwagen liegen sehen konnte.
3
    Cynthia Smith erkannte auch den Klang einer Flinte, wenn sie ihn hörte - ihr Vater, der Pfarrer, hatte jeden Samstag auf Tontauben geschossen, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, und sie hatte ihn ab und zu auf seine Expeditionen begleiten dürfen. Aber diesmal hatte niemand Los gerufen. Sie legte das Taschenbuch weg, in dem sie gelesen hatte, ging um den Tresen herum und lief hastig auf die Eingangstreppe des Ladens hinaus. Die grelle Sonne blendete sie, und sie hob eine Hand, um die Augen abzuschirmen.
    Sie sah den Lieferwagen, der mit laufendem Motor mitten auf der Straße stand, sah die Flinte aus dem hinteren Fenster herausragen und sah, wie sie auf die Kinder der Carvers gerichtet wurde. Die Kinder schauten verwirrt drein, aber noch nicht ängstlich.
    Mein Gott, dachte sie. Mein Gott, er will auf die Kinder schießen.
    Einen Augenblick stand sie wie erstarrt da. Ihr Gehirn befahl ihren Beinen, sich in Bewegung zu setzen, aber nichts geschah.
    Geh! Geh! Geh! schrie sie sich selbst an, und das brach das Eis, das ihre Nerven umschloß. Sie stakste auf Beinen vorwärts, die sich wie Stelzen anfühlten, wäre um ein Haar die drei betonierten Stufen hinuntergefallen, und schnappte sich die Kinder. Die Zwillingsmündung der Doppelflinte sah riesig aus, klaffend, und sie sah, daß sie zu spät kam. Ihre Schrecksekunde erwies sich als fatal. Sie hatte es lediglich geschafft sicherzustellen, daß der Typ hinten auf dem Lieferwagen nicht nur zwei unschuldige Kinder töten würde, wenn er abdrückte, sondern obendrein noch eine zwanzig Jahre alte Vagabundin.
4
    David Carver warf seinen Schwamm in den Eimer mit Seifenwasser neben dem rechten Vorderreifen seines Caprice und schlenderte seine Einfahrt zur Straße hinunter, um nachzusehen, was da vor sich ging. Nebenan, ein Haus weiter rechts, bergauf, folgte Johnny Marinville seinem Beispiel. Er hielt seine Gitarre am Hals. Auf der gegenüberliegenden Seite kam Brad Josephson ebenfalls auf seinem Rasen zur Straße gelaufen, während sein Gartenschlauch hinter ihm das
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