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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute
Autoren: Gudrun Fey
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Zwischenhirn diese Situation als Bedrohung eingestuft hat und entsprechend viel Adrenalin beziehungsweise Noradrenalin in Ihr Blut gelangt ist, können Sie den „Adrenalinschock“ nicht durch Entspannung reduzieren. Sie können sich aber – subjektiv gesehen – schneller davon erholen.
    Versuchen Sie trotzdem, sich kurz vor einer Rede zu entspannen, indem Sie sich einen ruhigen Raum suchen, oder machen Sie diese Übung – falls Sie mit dem Auto zu dem Vortrag gefahren sind – im Auto, kurz bevor Sie aussteigen:
    Setzen Sie sich bequem hin, legen Sie die Arme locker auf die Oberschenkel, die Beine sind leicht geöffnet, und schließen Sie die Augen. Verlängern Sie, wenn Sie innerlich etwas zur Ruhe gekommen sind, die Ausatmungsphase, indem Sie – nur für Sie hörbar – auf „sssssssss“ ausatmen. Achtung, nicht übertreiben! Stellen Sie sich dabei vor, dass eine vor Ihnen stehende Kerze nur ganz wenig flackern dürfte oder dass Sie in der Ausatmungsphase mit Ihrem Stuhl immer tiefer in den Boden sinken. Danach atmen Sie wieder ein paar Mal ganz normal ein und aus. Wiederholen Sie die verlängerte Ausatmung noch zweimal, öffnen Sie danach die Augen, stehen Sie auf und schütteln sich ein paar Mal, um wieder wach zu werden.
    Blackouts – zurück in die Küche!
    Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen, um Blackouts auszuschließen. Beruhigend ist aber, dass adrenalinbedingte Blackouts mit zunehmender Redeerfahrung seltener auftreten. Dennoch sind auch erfahrene Redner nicht davor gefeit.
    Beispiel:
    Ein berühmter Architekturprofessor hielt einen Vortrag über den Humanismus in der Architektur. Er sprach, wie erwartet, frei, war locker und humorvoll. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt wurde er plötzlich unsicher, verhaspelte sich öfter, las schließlich vom Blatt ab und wurde erst wieder sicherer, als er seine eigenen Bauwerke vorstellte. Was war geschehen? Es interessierte mich, und deshalb sprach ich ihn hinterher darauf an. Er begründete seine zeitweilige Unsicherheit damit, dass er im Publikum seinen alten Architekturgeschichtsprofessor entdeckt hatte, der früher von seinen Studienleistungen nicht begeistert war. Dieser hatte ihn durch seine Anwesenheit so irritiert, dass er den Faden verlor.
    Ursachen für plötzliche Gedächtnislücken
Äußere Störungen: Hier genügt es, dass einer der Hörer ans Telefon gerufen wird, und schon kann es sein, dass Sie den Faden verloren haben und nicht mehr weiterwissen. Auf diese Art von Störungen haben Sie keinen Einfluss. Mit ihnen müssen Sie leben.
Innere Störungen: Genauso ist es mit diesen Störungen, etwa wenn einem beim Reden auffällt, „nun guckst du schon wieder zum Fenster raus, anstatt die Leute anzuschauen“. Oder Ihnen fällt ein, dass Sie zwischendurch noch dies und jenes hätten sagen sollen, es aber vor Aufregung vergessen hatten. Solche Schwierigkeiten – oft als Konzentrationsmängel bezeichnet – kommen zwar häufiger vor, wenn man müde und erschöpft ist, doch sind sie keineswegs ausgeschlossen, wenn man erholt und guter Dinge ist. Das heißt, auch mit dieser Art von Störung müssen Sie leben.
    Was ist zu tun?
    Nun, der Fehler besteht darin, dass man in solchen Situationen verzweifelt daran zu erinnern versucht, was man sagen wollte, und genau das fällt einem dann nicht ein. Deshalb sollten Sie hier grundsätzlich anders verfahren, das Motto muss lauten: „Zurück in die Küche!“
    Beispiel:
    Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Küche und wollen Zeitung lesen, doch leider ist Ihre Brille im Wohnzimmer. Sie stehen auf und machen sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Unterwegs erinnern Sie sich daran, dass Sie ja noch unbedingt Mayer & Co. anrufen sollten, um einen Termin zu vereinbaren. Ja, und dann stehen Sie in der Tür vom Wohnzimmer und fragen sich: „Was wollte ich bloß im Wohnzimmer?“ Es fällt Ihnen nicht ein. Und was machen Sie als intelligenter Mensch? Sie marschieren zurück in die Küche. Dort wissen Sie wieder, dass Sie die Brille aus dem Wohnzimmer holen wollten. Also, nichts wie hin und die Brille geholt.
    Dieses Zurückgehen zum Ausgangspunkt ist auch bei Blackouts das richtige Verhalten. Fragen Sie sich nicht: „Was wollte ich denn sagen?“, sondern überlegen Sie sich, was Sie bereits gesagt haben. Gehen Sie im übertragenen Sinn „zurück in die Küche“.
    Checkliste: Blackouts überspielen
    Verschiedene Möglichkeiten, den Faden wieder aufzunehmen:
Sie können den letzten Gedanken wiederholen, falls er noch
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