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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute
Autoren: Gudrun Fey
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bemerken Sie den Ober hinter einer Säule, der Sie strafend und vorwurfsvoll anblickt. Sie genieren sich und essen von nun an die Forelle „normgerecht“. Aber der Genuss ist nicht mehr derselbe.
    Wenn man sich beobachtet fühlt, versucht man, sich normgerecht zu verhalten. Das gilt ganz besonders für Redesituationen.
    Welche Normen gelten insbesondere beim Reden? Wie kann man mit diesen Normen richtig umgehen, damit sie uns nützen und nicht schaden? Um diese Fragen zu beantworten, ist ein Exkurs über das Persönlichkeitsmodell , wie es im Rahmen der Transaktionsanalyse entwickelt wurde, notwendig.
    Die Transaktionsanalyse (TA) – ein anschauliches Persönlichkeitsmodell
    Die TA hat folgendes Persönlichkeitsmodell anzubieten: Ausgehend von Sigmund Freuds Persönlichkeitsmodell wird in der TA unser Ich in drei Bereiche oder Zustände eingeteilt. Es gibt den Bereich des Erwachsenen-Ich (Erw-Ich), den des Eltern-Ich (El-Ich) und den des Kind-Ich (K-Ich).
    Das Erwachsenen-Ich (Erw-Ich)
    Das Erw-Ich ist ein Zustand, in dem man sich meistens als Erwachsene befindet. Hier ist man vernünftigen Argumenten zugänglich und begründet seine Meinung auch selbst mit Argumenten, die sich an den Verstand des Gegenübers richten. Doch nicht nur Erwachsene, bereits kleine Kinder verfügen ab dem Zeitpunkt, zu welchem sie logisch denken können, über ein Erw-Ich. Das Erw-Ich stellt die geistige Reflexionsebene dar:
    Ob sich jemand im Erw-Ich befindet, lässt sich an nonverbalen und verbalen Indizien erkennen:
Nonverbale Indizien
interessierter, dem Gesprächspartner zugewandter Blick
aufmerksame, entspannte Körperhaltung
Verbale Indizien
Häufiges Fragen: „Sind Sie sicher, dass …“
Wendungen wie „Ich meine“, „Ich finde“, „Ich gebe zu bedenken“, usw.
Einschränkungen wie: „grundsätzlich“, „vielleicht“, „möglich“, „wahrscheinlich“, usw.
    Das Eltern-Ich (El-Ich)
    In unserem El-Ich sind alle von Autoritätspersonen, insbesondere Eltern, beigebrachten Normen, Verhaltensweisen , Vorurteile , Lebensweisheiten oder Allgemeinplätze („Topoi“) gespeichert. Sie dienen zur Strukturierung der Welt in unserem Bewusstsein. Ob sich jemand in diesem Zustand befindet, kann man ebenfalls an bestimmten Indizien erkennen:
Nonverbale Indizien
gerunzelte Brauen, Stirnfalten, gespitzte Lippen, Händeringen, erhobener Zeigefinger, Kopfschütteln
seufzen
andere beruhigen, tätscheln
Verbale Indizien
Gebrauch von Verallgemeinerungen („Allquantoren“) wie „immer“, „nie“, „alle“, usw.
Wertungen, die den Sprecher über andere erheben wie „Trottel“, „Dummkopf“, usw.
Verweisen auf Normen: „Das tut man nicht.“ „Das haben wir noch nie so gemacht.“ „Da könnte ja jeder kommen.“
Ermahnungen: „Steh’ nicht faul rum, tu was!“
Verwendungen von Topoi
    Handeln aus dem Bereich des El-Ich kann positiv oder negativ gewertet werden. Positiv ist ein fürsorgliches Handeln, wenn andere Hilfe bedürfen und wünschen. Negativ zu interpretieren ist das Handeln aufgrund nicht hinterfragter Normen („Das macht man halt so“) oder das Sich-Erheben über andere Menschen.
    Es gibt übrigens Berufsgruppen, die aufgrund ihrer Funktion häufig aus dem El-Ich handeln: Offiziere, Polizisten, Ärzte, Richter und Lehrer. Unterstützt wird die Funktion jeweils durch eine „Uniform“, die die Autorität dieses Menschen für alle sichtbar macht (Ausnahme: Lehrer).
    Außerdem habe ich beobachtet, dass Männer öfter aus dem El-Ich heraus reden als Frauen. Deutlich wird das an einer typisch männlichen Geste, dem erhobenen Zeigefinger.
    Das Kind-Ich (K-Ich)
    Alle Menschen waren einmal Kinder und haben von daher Empfindungen und Gefühle gespeichert, die man auch als Erwachsene zeigt, wenn das Kind-Ich in bestimmten Situationen die Oberhand über das Denken, Fühlen und Handeln gewinnt. Das Kind-Ich speichert auch positive Empfindungen wie Spontaneität , Kreativität , Lust, Freude, Spielfreude, Neugier …
    Bei den Männern spricht man dann liebevoll „vom Kind im Manne“, das sich bei bestimmten Handlungen zeigt, etwa wenn Väter mit ihren Kindern Eisenbahn spielen. Doch unser Kind-Ich speichert auch Frustrationsgefühle wie Hilflosigkeit, Ohnmacht, Trotz oder Wut, weil man als Kind Tag für Tag die eigene Unfähigkeit empfunden hat. Diese Erlebnisse können zu Minderwertigkeitsgefühlen und zu der Lebensanschauung „Ich bin nicht o. k.“ führen.
Nonverbale Indizien
weinen, schmollen, trotzen, betteln,
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