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Reden macht Leute

Reden macht Leute

Titel: Reden macht Leute
Autoren: Gudrun Fey
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während Ihrer Rede anders gestaltet, was Sie vergessen oder wie Sie sich gefühlt haben? So ist zu erklären, warum es bei Reden oft Diskrepanzen zwischen der Eigen- und der Fremdbeurteilung gibt.
    So können Sie sich darauf verlassen, dass andere Ihr Lampenfieber oder Ihr erhöhtes Sprechtempo als Engagement und nicht als Folge des Lampenfiebers interpretieren.
    Wenn Sie gar vor Aufregung einen roten Kopf bekommen, dann ist das ebenfalls häufig nur Ihr persönlicher Eindruck. Die Hörer bemerken vielleicht gar nichts Ungewöhnliches an Ihrer Gesichtsfarbe oder bewundern vielleicht sogar Ihren frischen Teint. Bevor Sie sich weiter Sorgen machen, testen Sie zuerst, ob Sie tatsächlich beim Reden rot anlaufen. Wenn Sie tatsächlich auffällig erröten, dann vermag es Sie wohl kaum zu trösten, dass Sie eine zarte Haut haben, um die Sie manche beneiden. Bemerkt Ihr Rotwerden tatsächlich jemand und fragt Sie: „Warum werden Sie denn so rot im Gesicht, vor uns müssen Sie sich doch nicht genieren“, und Sie werden daraufhin erst recht rot wie eine Tomate, dann kann ich Ihnen drei Antworten empfehlen, die von Seminarteilnehmern stammen:
„Ach, wissen Sie, meine Vorfahren waren bei der Feuerwehr.“
„Sollte ich wegen Ihnen grün werden?“
„Da wird der Kopf wenigstens mit Sauerstoff versorgt.“
    Schlagfertigkeit ist das, was einem hinterher einfällt und woraus Sie für das nächste Mal einen Vorteil machen können.
    Man ärgert sich manchmal beim Reden, wenn
man Dinge sagt, die man gar nicht vorhatte,
man die Reihenfolge vertauscht,
einem der schöne Schlusssatz nicht so gelingt, wie man sich das vorgestellt hatte.
    Doch können die Hörer nicht beurteilen, was aus Ihrer Sicht während der Rede alles schief gelaufen ist. Deshalb wirkt man meist besser, als man sich in solchen Situationen fühlt.
    Ganz besonders stören Sie sich meist an Blackouts , Versprechern und grammatikalischen Fehlern . Doch bemerken die Hörer die Unzulänglichkeiten nicht immer und wenn, vergessen sie sie sehr schnell wieder. Ihr Publikum ist damit beschäftigt, das, was Sie sagen, inhaltlich aufzunehmen, zu überprüfen und zu verarbeiten. Jede Wahrnehmung kommt zuerst in unseren Kurzzeitspeicher (siehe Seite 32), der nur eine Speicherkapazität von wenigen Sekunden hat. Wenn uns die Information wichtig erscheint, landet sie im mittelfristigen Speicher mit einer Speicherkapazität von etwa 20 Minuten. In unser Langzeitgedächtnis wird sie nur dann übernommen, wenn es für uns eine sehr wichtige Information ist.
    Wenn die Hörer Ihnen zuhören, empfinden diese Ihre sprachlichen sprecherischen Unzulänglichkeiten keineswegs „speichernswert“ und vergessen sie bereits nach ein paar Sekunden. Es sei denn, jemand nimmt sich vor, speziell auf sprachliche Ungereimtheiten zu achten – doch dann bekommt er weniger vom Gesagten mit.
    In einem Rhetorikseminar sieht die Situation anders aus. Wenn hier eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer speziell dafür eingeteilt wird, auf die Sprache zu achten, kann es natürlich sein, dass manches auffällt, was sich sprachlich noch verbessern ließe. Doch dazu sind Seminare schließlich gedacht.
    Praxis-Tipp:
    Ärgern Sie sich während Ihrer Rede nicht über sprachliche Mängel, denn Sie überzeugen viel stärker durch eine wirkungsvoll vorgetragene Rede als durch eine perfekte Rede.
    Fürchten Sie sich nicht vor kleinen Pannen, sondern verlassen Sie sich darauf, dass Ihre Hörer darüber hinwegsehen und Sie durch kleine Unzulänglichkeiten menschlich und damit sympathisch wirken.
    Das scheint sich übrigens auch bei Artisten im Zirkus herumgesprochen zu haben. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie bewusst eine Nummer verpatzen, damit dem Publikum klar wird, wie schwierig sie ist, und ihre Leistung dann umso mehr bewundert wird, wenn es beim zweiten Mal klappt.
    Darüber hinaus gibt es noch einen Bereich, der weder Ihnen noch anderen bekannt ist, es ist der Bereich des Unterbewusstseins. Bei fast unüberwindlich scheinender Redeangst kann es hilfreich sein, diese mit Hilfe einer psychotherapeutischen Behandlung zu überwinden.
    Mit Video am eigenen Auftreten arbeiten
    Durch Videoaufzeichnungen erfahren Sie einiges über den Bereich, der Ihnen nicht bewusst ist. Denn Sie betrachten und beurteilen sich aus der Innenperspektive, die anderen hingegen aus der Außenperspektive, das heißt die anderen nehmen den Schein für das Wahre.
    Deshalb empfehle ich Ihnen, sich wie einen fremden Menschen zu
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