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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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habe es schon immer gesagt und werde es immer wieder sagen: Du musst kochen können,Valerie, wenn du eine eigene Familie gründen willst. Lucie weiß das bereits.«

    Lucie war wie Suzette. Sie schauten voraus und planten. Valerie und Cesaire überlegten nie lange und handelten rasch.
    »Ich bin siebzehn. Wir wollen nichts überstürzen.« Valerie halbierte eine Kartoffel, indem sie durch die Schale und das matte, samtige Fleisch schnitt. Dann klappte sie die beiden Hälften auseinander und ließ sie auf dem unebenen Tisch tanzen. Sie dachte nicht gern an die Dinge, über die ihre Mutter ständig reden wollte.
    »Du bist im heiratsfähigen Alter, Valerie. Du bist jetzt eine junge Frau.«
    Das Zugeständnis verscheuchte alle Gedanken an künftige Verpflichtungen aus den Köpfen der Schwestern. Sie witterten ihre Gelegenheit.
    »So, Mutter«, begann Lucie, »wir müssen jetzt aufs Feld und bei der Ernte helfen.«
    »Ja, natürlich. Für dich ist es das erste Mal, Valerie«, sagte Suzette und senkte den Blick, um ihren Stolz zu verbergen. Sie hatte schon angefangen, Kohl zu hobeln.
    »Manche Leute, manche Frauen bleiben hinterher draußen …«, setzte Valerie hinzu.
    »… und machen ein kleines Lagerfeuer«, ergänzte Lucie.
    »Mh-hmm«, brummte Suzette, deren Gedanken schon wieder abschweiften.
    »Prudences Mutter nimmt ein paar von den anderen Mädchen mit zum Zelten …«, erzählte Valerie.
    »… und wir wollten fragen, ob wir auch mitdürfen«, schloss Lucie.
    »Mit Prudences Mutter?«, wiederholte Suzette die einzige klare Auskunft, die sie erhalten hatte.
    »Ja«, antwortete Valerie.

    »Haben die anderen Mütter denn schon ihre Erlaubnis gegeben?«
    »Ja«, antwortete Valerie wieder.
    »Na schön. Dann ist es wohl in Ordnung«, sagte sie geistesabwesend.
    »Danke, vielen, vielen Dank!«
    Erst jetzt, als sie sah, wie dankbar sie waren, begriff Suzette, dass sie eine Einwilligung gegeben hatte, die sie vielleicht lieber nicht hätte geben sollen.

    »Ich kann nicht glauben, dass sie Ja gesagt hat!«, rief Valerie.
    »Das war spitze von dir, wie du immer nur Ja gesagt hast. Sie ist überhaupt nicht zum Nachdenken gekommen!«
    Die Mädchen schlenderten die furchige Straße zum Dorfplatz hinunter.
    »Und von dir erst, wie du ihr den Rücken gekrault hast!«
    »Das war gut, nicht? Ich weiß, dass ihr das gefällt.« Lucie schmunzelte zufrieden.
    »Lucie! Sag bloß, du hast deinen kompletten Kleiderschrank mitgebracht!« Ihre Freundin Roxanne spähte um die Ecke und zog die bleiche Stirn in Falten. Hinter ihr tauchten noch zwei Mädchen auf: Prudence und Rose.
    Lucie hielt ihr Bündel in den Armen, und erst jetzt fiel Valerie auf, dass es prall gefüllt war.
    »Das wirst du den ganzen Tag mit dir herumschleppen müssen«, sagte sie.
    Prudence zog einen Flunsch, denn sie wusste, dass Lucie bisweilen zum Übertreiben neigte. »Wir helfen dir jedenfalls nicht beim Tragen, wenn du schlappmachst.«

    »Nur zusätzliche Decken.« Lucie lächelte. Sie fror leicht.
    »Erwartest du etwa Gäste?«, fragte Rose und zog eine Augenbraue hoch.
    Valerie fand, dass ihre drei Freundinnen wie ein Triade mythischer Göttinnen aussahen. Roxanne hatte rostfarbene, glatte Haare, die so dünn waren, dass man meinen konnte, sie fänden alle zusammen in einem Strohhalm Platz. Ihre Sommersprossen waren blass, wie falsche Tupfen auf den Flügeln eines Schmetterlings. Für Valerie war klar, dass sie hinter all ihren Korsetts, Blusen und Schals nur ihren Körper verstecken wollte.
    Rose hingegen ließ die Schnürbänder ihrer Bluse immer offen und hatte keine Eile, sie festzuziehen, wenn die Bluse mal etwas tiefer rutschte. Sie war hübsch, mit einem herzförmigen Mund und einem markanten Gesicht – sie zog immer die Wangen ein, damit es noch mehr zur Geltung kam. Ihre Haare waren dunkel und schimmerten je nach Licht schwarz, braun oder blau. Hätte man sie in ein eleganteres Oberteil gesteckt, hätte sie fast als feine Dame durchgehen können … zumindest, solange sie nicht den Mund aufmachte.
    Prudence war eine melancholische Schönheit mit dunkelblondem Haar und einer berechnenden Art. Allzu oft und schnell rutschte ihr ein böses Wort heraus, aber gewöhnlich entschuldigte sie sich dafür. Sie war groß und etwas herrisch.
    Alle fünf Mädchen zogen zum Dorftor hinaus, den Hügel hinauf in Richtung der Felder, wo sie auf den Zug der Männer stießen, die ebenfalls ganz aufgeregt waren. Das ganze Dorf wirkte schon putzmunter und Vorfreude
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