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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman
Autoren: Tom Clancy
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Vergangenheit, Jack. Schau nach vorn. Du hast nicht schlecht verdient bei Merrill Lynch, nicht wahr?«
    »Es sind ein paar Dollars für mich abgefallen«, gab Ryan zu. Tatsächlich waren es eine Menge, und sein Portfolio nahm immer noch an Umfang zu. An der Wall Street verdienten sich manche dumm und dämlich.
    »Dann setz dein Hirn jetzt für wirklich Wichtiges ein«, schlug Dan vor. »Ich sag’s nicht gern, Jack, aber die Geheimdienstgemeinde hat nicht allzu viele kluge Köpfe. Ich weiß, wovon ich spreche. Da sind Massen von Drohnen, eine Menge durchschnittlich Begabter, aber nur verdammt wenige Stars. Du hättest das Zeug zu einem Star. Der Meinung ist Jim Greer. Und auch Basil. Du denkst um die Ecke herum. Das tue ich übrigens auch. Deshalb ist es vorbei damit, dass ich Bankräubern in Riverside, Philadelphia, hinterherjage. Leider habe ich keine Millionen zusammenspekuliert.«
    »Einfach nur Glück gehabt zu haben macht noch keinen tollen Hecht aus einem Menschen, Dan. Cathys Vater Joe hat viel mehr Geld gescheffelt als ich, und er ist ein rechthaberischer, anmaßender Schnösel, wenn du mich fragst.«
    »Immerhin hast du seine Tochter zur Frau eines Geadelten gemacht. Oder etwa nicht?«
    Jack grinste. »Tja, so ist es wohl.«
    »Das wird dir hier einige Türen öffnen, Jack. Die Briten lieben ihre Titel.« Er stockte. »Nun, wie wär’s, wenn ich euch zu einem Pint einlade? Es gibt da oben auf dem Hügel ein nettes Pub, The Gypsy Moth . Dieses Umzugstheater macht einen ja ganz verrückt. Ist fast so schlimm wie ein Hausneubau.«
     
    Aus Sicherheitsgründen, die ihm nicht näher erklärt wurden, lag sein Büro im ersten Tiefgeschoss der so genannten Zentrale. Wie sich herausstellte, gab es im Hauptquartier des Erzfeindes exakt
den gleichen Raum. MERCURY hieß die entsprechende Einrichtung auf der anderen Seite, Götterbote – ein passender Name, wenn man denn dort die Vorstellung eines Gottes gelten ließ. Die von den Spezialisten für Codes und Chiffren entschlüsselten Meldungen landeten auf seinem Schreibtisch, und er durchforschte sie nach Informationen und Schlüsselwörtern, bevor er sie an die zuständigen Stellen weiterleitete. Deren Reaktion schickte er dann auf umgekehrtem Weg zurück. Die Arbeit wurde schnell zur Routine. Morgens war für gewöhnlich der ankommende, nachmittags der hinausgehende Verkehr zu regeln. Am mühseligsten gestaltete sich natürlich die Kodierung, denn die meisten Agenten draußen im Einsatz verwendeten ihre eigenen Schlüssel – deren einzige Kopien in den rechterhand angrenzenden Räumen aufbewahrt wurden. Die Angestellten dort verwalteten Geheimnisse, die von den sexuellen Vorlieben italienischer Parlamentarier bis hin zu präzisen Details amerikanischer Atomkriegspläne rangierten.
    Seltsam, aber niemand verlor ein Wort über das, was da, rein-oder rausgehend, ver- beziehungsweise entschlüsselt wurde. Die Angestellten waren allesamt ziemlich einfältig, ja, vielleicht gerade deshalb für diesen Job ausgewählt worden. Es hätte ihn nicht gewundert. Dieses von Genies konzipierte Amt wurde von Robotern betrieben. Wenn es solche Roboter tatsächlich gäbe, wären sie ganz bestimmt hier im Einsatz, denn Maschinen spulten immer nur ihr Programm ab. Darauf war Verlass.
    Aber Maschinen konnten eben auch nicht denken, und zumindest für seine Aufgabe waren Denk- und Erinnerungsvermögen unerlässlich. Ohne sie würde der ganze Apparat nicht funktionieren, und funktionieren musste er. Er war sozusagen Schild und Schwert des Staates. Und er selbst diente diesem Apparat als eine Art Postverwalter, der jederzeit nachvollziehen musste, was wohin gelangt war. Er wusste beileibe nicht alles, was in diesem Haus vor sich ging, aber doch sehr viel mehr als die meisten anderen. Bekannt wurden ihm nicht nur Operationsbezeichnungen und Einsatzorte, sondern manchmal auch Inhalte und Zielsetzungen bestimmter Missionen. Die echten Namen und Gesichter der Offiziere im Einsatz kannte er für gewöhnlich nicht, wohl aber ihre Aufgaben, die Decknamen der von ihnen rekrutierten Agenten und zum Teil auch das, was diese Agenten an Informationen lieferten.

    Er war nun schon ziemlich genau seit neuneinhalb Jahren für diese Abteilungen tätig. 1973 hatte er angefangen, gleich nach dem erfolgreichen Abschluss seines Mathematikstudiums an der Universität Moskau, wo er schon früh einem KGB-Scout für junge Talente aufgefallen war. Er hatte sehr gut Schach zu spielen gelernt, worauf er nicht
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