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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck
Autoren: Matthias P. Gibert
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Schmitt, und ich habe auch
niemanden beauftragt, diesen Mann umzubringen. Noch einmal, das ist absurd«, gab
er so souverän zurück, als hielte er ein Plädoyer im Gerichtssaal. Wenn er für ein
paar Sekunden aus der Fassung geraten war, so hatte er sich nun wieder völlig unter
Kontrolle.
    »Herr Weiler schwört Stein und Bein, dass es genau so gewesen ist.«
    »Das kann er tun. Ebenso felsenfest werde ich schwören, dass es nicht
wahr ist. Und wenn Sie nicht mehr an Beweisen haben, dürfte es Ihnen schwerfallen,
eine Anklage gegen mich auf die Beine zu stellen.«
    »Kennen Sie Kemal Bilgin?«, schoss Hain den nächsten Pfeil ab. Vielleicht
schon den letzten, den sie hatten, wie er insgeheim befürchtete.
    Gebauers Reaktion war wieder völlig cool. »Nein. Wurde der auch ermordet?«
    »Glücklicherweise nicht. Es geht ihm nach einem Unfall zwar nicht besonders
gut, aber er wird ganz sicher überleben«, bluffte der Oberkommissar, »und kann vor
Gericht aussagen, dass er Sie dabei beobachtet hat, wie Sie mit Ihrem Wagen ein
anderes Auto angefahren und sich, ohne sich um den Schaden zu kümmern, verkrümelt
haben. Der Volksmund sagt zu so was Fahrerflucht, Profis wie Sie und wir nennen
es sachlich richtiger unerlaubtes Entfernen vom Unfallort. Aber wie immer man es
auch nennt, es bleibt ein Straftatbestand.«
    »Gemach, gemach, Herr Kommissar, Sie sind nicht mein Richter. Ob an
der Sache was dran ist, müsste in einem Hauptverfahren geklärt werden.«
    »Sie bestreiten es also?«
    »Natürlich bestreite ich den Vorwurf.«
    »Dann bestreiten Sie sicher auch den Vorwurf, auf das laufende Verfahren,
das von Staatsanwalt Limbourg geführt wurde, Einfluss genommen zu haben?«
    Gebauer schluckte. In seinem Gesicht war mit einem Mal so etwas wie
Anspannung zu erkennen.
    »Wie kommt Limbourg darauf? Das ist genauso absurd wie der Vorwurf,
ich hätte jemanden zum Mord angestiftet.«
    »Immerhin hat er es schriftlich niedergelegt.«
    Gebauer richtete sich auf und schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte.
»Und wenn? Das muss er erstmal beweisen.«
    »Irgendwie komisch«, bemerkte Lenz süffisant, »dass sich offenbar die
ganze Welt gegen Sie verschworen hat. Jeder andere muss etwas beweisen, nur Sie
müssen nichts tun.«
    »So ist nun einmal unser Rechtssystem, meine Herren. So lange ich nicht
verurteilt bin, gilt die Unschuldsvermutung. Auch und erst recht für mich.«
    Lenz trat einen Schritt nach vorne, zog sich einen der beiden Stühle
heran und setzte sich.
    »Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen einen Platz angeboten zu haben«,
fauchte Gebauer.
    »Ach, lassen Sie mal, das ist nicht notwendig, Herr Gebauer«, gab der
Hauptkommissar ungerührt zurück. »Ich kann einfach im Sitzen besser denken.«
    »Bei mir ist es genau andersrum«, meinte Hain ebenso ruhig. »Ich kann
im Stehen viel besser denken.«
    »Sie wissen, dass ich Sie von Ihren Kollegen, die unten vor dem Haus
stehen, aus meiner Kanzlei befördern lassen könnte. Reizen Sie mich nicht zu sehr,
meine Herren, auch meine Geduld ist nicht unendlich.«
    Lenz grinste ihn an. »Wir werden uns bemühen, Herr Dr. Gebauer. Aber
ich muss noch einmal auf das leidige Thema Fahrerflucht zurückkommen. Meinen Sie
nicht, dass es Ihren aktuellen politischen Ambitionen schaden würde, wenn es eine
neuerliche Verurteilung geben sollte? Immerhin sind Sie vor nicht allzu langer Zeit
schon wegen Körperverletzung verurteilt worden und deshalb, wenn ich richtig informiert
bin, auch vorbestraft.«
    »Da sehe ich nun wirklich überhaupt keinen Zusammenhang«, gab Gebauer
sofort wieder den Politiker.
    »Und wenn man nun mal annehmen würde, dass auch an der Sache mit der
Vertuschung der Fahrerflucht was dran wäre? Immer noch keine Angst?«
    »Ich bin die Ruhe selbst, was diese Vorwürfe angeht«, log der Jurist.
    »Und dann kommt noch Frankie Weiler daher und schwört Stein und Bein,
dass Sie ihn beauftragt haben, Gerold Schmitt aus dem Weg zu räumen, um die Tat
dem Zeugen Ihrer Unfallflucht anzuhängen. Nach meiner Einschätzung kriegen Sie dafür
ohnehin lebenslänglich, aber auch wenn es nicht zu einer Verurteilung kommen würde,
wären Sie als Politiker nicht mehr tragbar. Und schon gar nicht als der Politiker
mit dem Law-and Order-Image, der Sie gerne sein wollen. Das geht ganz sicher in
die Hose, Herr Anwalt.«
    Lenz und Hain konnten beobachten, wie die Hände des Mannes am Schreibtisch
ganz leicht anfingen zu zittern.
    »Und wo wir gerade dabei sind, Herr Gebauer.
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