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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel
Autoren: Brigitte Melzer
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er. Ehe ich mich jedoch vergewissern konnte, schrie hinter mir jemand: »Wir haben sie!«
    Dann wurde ich in meinen Körper zurückgerissen.

3
    A kashiel stand im Schatten einer Douglasie am Waldrand. Er schaute auf die blinkenden Lichter, die die Unfallstelle in zuckenden roten und blauen Schein tauchten, und zwang sich, Rachel nicht anzustarren. Der Tod hatte ihre Seele aus dem Körper geschleudert, jenen Teil, der nun wie eine geisterhafte Erscheinung zwischen den Helfern am Unfallort umherirrte. Sie begriff nicht, was passiert war, und obwohl es seine Aufgabe gewesen wäre, brachte er es nicht über sich, zu ihr zu gehen und es ihr zu erklären.
    Er verstand immer noch nicht, wie der Unfall überhaupt hatte passieren können. Sie hatte etwas von einem kaputten Spiegel gesagt, kurz darauf hatte sie sich umgedreht und einen Herzschlag lang hatte er tatsächlich das Gefühl gehabt, sie sähe ihm geradewegs in die Augen. Was nicht möglich war! Niemand konnte ihn sehen.
    Akashiel wusste nicht, was schlimmer war – zu beobachten, wie ihre Seele zwischen den Menschen hindurchstreifte und sie versuchte, sich Gehör zu verschaffen, oder zu sehen, wie die Sanitäter auf dem nassen Asphalt um ihr Leben kämpften, ein Kampf, den sie längst verloren hatten. Rachel Underwoods Lebensfaden war gerissen. Er hatte die Leere am eigenen Leib gespürt, dort, wo ihre Seele mit dem Körper verbunden sein sollte.
    Auch wenn es ihn schmerzte, er musste dringend mit ihr sprechen, musste ihr alles erklären und ihr helfen, mit der neuen Situation zurechtzukommen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Muster, das ihn auch in ihren Wagen geführt hatte, als er einer anderen Präsenz gewahr wurde. Jemand seinesgleichen. Er sandte seine Sinne aus, spürte der Anwesenheit des anderen nach und stieß auf eine ihm bekannte Signatur. Sofort zog Akashiel seinen Geist zurück.
    Sein Blick schoss den Waldrand entlang, zu der Stelle, an der er die Präsenz gespürt hatte. Dort stand er, halb im Schatten der Bäume verborgen: Kyriel. Der schwarz gefiederte Engel – was sollte der Quatsch mit den Flügeln? – machte sich nicht einmal die Mühe, seine Anwesenheit zu verbergen. In dem Moment, in dem ihn Akashiels Blick traf, sah er zu ihm herüber. Ein spöttisches Grinsen umspielte Kyriels Mundwinkel. Er nickte Akashiel kurz zu, dann war er verschwunden.
    Akashiel spürte seiner Signatur nach, doch der Dunkle Engel war fort. Allerdings spürte er noch eine andere, ihm unbekannte Präsenz, jemanden, der sich sorgfältig verborgen hielt.
    Zwei Engel am selben Ort waren bereits ungewöhnlich, wobei sich Kyriels Anwesenheit damit begründen ließ, dass er wie üblich etwas im Schilde führte. Für diese dritte Präsenz jedoch hatte Akashiel keine Erklärung.
    Laute Rufe an der Unfallstelle zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Sein Blick streifte Rachels Seele, die in diesem Moment zurückgerissen und wieder in ihre sterbliche Hülle gesogen wurde. Die Seele, ein durchschimmerndes Abbild der echten Rachel, schlüpfte in ihren Körper zurück, wurde mehr und mehr eins mit ihm, und in dem Augenblick, in dem sie nicht mehr zu sehen war, tat Rachel ihren ersten Atemzug.

4
    D as Letzte, woran ich mich erinnerte, war der Engel des Todes, jene schwarz gefiederte Kreatur, die gekommen war, um mich zu holen. Danach folgte eine lange Zeit der Dunkelheit, lediglich durchbrochen von endlosem,nervtötendem Piepen und von Stimmen, deren Ursprung ich nicht zuordnen konnte.
    Als ich das erste Mal die Augen öffnete, lag alles hinter einem weißen Nebel verborgen. Die Welt fühlte sich warm und dumpf an, nichts darin wollte sich fassen lassen – nicht dass ich versucht hätte, mich zu bewegen. Ich hatte das Gefühl, dass es mir nicht einmal gelungen wäre, einen Finger zu heben. Es war mein Verstand, der nicht erfassen konnte, wo ich mich befand und was geschehen war. Während ich noch versuchte, hinter den Nebel zu blicken, der meine Augen und meinen Geist umhüllte, driftete ich erneut weg.
    Bei meinem nächsten Erwachen stand eine weiß gekleidete Frau neben mir und hielt meine Hand. Blinzelnd suchte ich nach Flügeln oder einem Heiligenschein, irgendeinem Anzeichen, dass ich tot war. Als sich meine Sicht jedoch langsam klärte, fiel mein Blick auf ein Namensschild. Schwester Sue, stand dort geschrieben und darunter: Northwest Hospital.
    Kein Engel also.
    Ich wollte sie fragen, was passiert war, doch meine Kehle war so trocken, dass ich lediglich ein
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