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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel
Autoren: Brigitte Melzer
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Minuten klinisch tot gewesen. Länger, als gut für mich war.
    »Wir wissen noch nicht, ob durch die Unterversorgung mit Sauerstoff irgendwelche bleibenden Schäden entstanden sind«, fuhr er fort. »Das werden wir nach und nach testen, sobald Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
    »Falls Sie wissen wollen, ob bei mir eine Schraube locker ist«, meinte ich, »können Sie sich die Mühe sparen. Ich war schon immer so.«
    »Sie haben ein paar wirklich ernsthafte Verletzungen und offen gestanden ist es ein Wunder, dass wir uns miteinander unterhalten können.«
    Er hatte also entweder damit gerechnet, dass es mich noch erwischen oder aber dass mein Gehirn nur noch gekochtes Gemüse sein würde. Mein Gehirn schien zu funktionieren, der Gedanke jedoch, womöglich doch noch abzutreten, beunruhigte mich. »Doc, werde ich …« Ich brachte es nicht fertig, meine Frage auszusprechen.
    Dr. Fiedler verstand mich trotzdem. »So wie ich es sehe, liegt das Schlimmste hinter Ihnen. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, Rachel. Sie sind über den Berg und müssen jetzt nur noch gesund werden.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich mich über den Berg fühlte. Alles an und in mir fühlte sich merkwürdig an, eigenartig schwer, als hätte jemand meinen Körper in Watte gepackt und versuchte nun, ihn auf das Bett zu drücken. Und was war mit meinen Augen? Warum sah ich immer noch verschwommen? Ganz zu schweigen von dem Nebel in meinem Kopf. Das alles wollte ich Dr. Fiedler fragen, doch alles, was ich herausbrachte, war: »Ich fühle mich seltsam.«
    »Haben Sie Schmerzen?«
    Ich horchte in mich hinein, aber da war nichts. Nach allem, was er mir aufgezählt hatte, sollte mir etwas wehtun – irgendwas –, aber da war nichts, nur dieses Gefühl der Taubheit. Langsam schüttelte ich den Kopf und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken. »Ich spüre nichts«, presste ich hervor. »Heißt das …?«
    »Dass Sie bis zur Oberkante mit Schmerzmitteln voll sind.«
    Das würde zumindest den Nebel erklären. »Keine Lähmung?«, schob ich trotzdem hinterher.
    Er griff in die Tasche seines Kittels und zog etwas hervor, das ich nicht erkennen konnte, dann machte er zwei Schritte zum Fußende des Bettes und hob die Decke ein Stück an. Ein kühler Windhauch fuhr über meine Beine hinweg. Den könnte ich unmöglich spüren, wenn ich gelähmt wäre, oder? Einen Augenblick später stach etwas in meine Fußsohle.
    »Au!«
    Dr. Fiedler zog die Decke wieder zurecht und ließ eine kleine silberne Nadel in seiner Kitteltasche verschwinden. »Keine Lähmung«, erklärte er entschieden. »Und ein Test weniger, den wir später machen müssen.«
    Ich war definitiv nicht in der Verfassung für diesen Humor.
    Plötzlich durchzuckte mich ein anderer Gedanke. Hätte ich auch nur ein bisschen Kraft im Leib gehabt, ich wäre senkrecht hochgefahren. So reichte es gerade einmal, um den Kopf zu heben. »Amber!«, krächzte ich. »Was ist mit ihr?«
    »Ihrer Freundin geht es gut«, beruhigte mich der Doc. »Ich habe sie für die Dauer der Visite rausgeworfen. Sie wartet vor der Tür.« Er deutete auf den Nachttisch, auf dem mehrere bunte Blumensträuße standen, die meisten davonbereits ein wenig welk – und ein Strauß weißer Lilien mit hängenden Köpfen, deren Ränder sich langsam braun verfärbten.
    Erleichtert sank ich in die Kissen zurück. Ich hatte noch unzählige Fragen, doch die wichtigsten waren erst einmal gestellt und beantwortet. Für mehr reichte meine Energie im Augenblick nicht aus.
    Dr. Fiedler verabschiedete sich mit einem Lächeln und der Aussicht auf weitere Tests und Untersuchungen. Kaum war er aus der Tür, kam Amber herein. Ihr linkes Handgelenk war in Gips und sie trug einen dicken Pflasterverband an der Stirn.
    Neben dem Bett blieb sie stehen. »Du bist wach«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Gott sei Dank!« Dann beugte sie sich zu mir herunter und umarmte mich, zumindest bis sich meine gebrochenen Rippen bemerkbar machten und ich gequält aufstöhnte. Sofort fuhr sie zurück. »Entschuldige! Das wollte ich nicht!« Sie zog den Besucherstuhl heran, setzte sich und wandte sich mir mit einem strahlenden Lächeln zu. »Ich habe dir ein paar Sachen gebracht«, sprudelte es aus ihr heraus. »Klamotten, Bücher, deinen MP3-Player, Duschgel und so einen Kram. Ein Krankenhausüberlebenspaket. Ist alles im Schrank, nur der Badkram ist schon … im Bad eben, wo er hingehört.« Schlagartig verschwand das Lächeln aus ihren Zügen. »Du hast
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