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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf
Autoren: Sofi Mart
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wer!
    Diesmal nahm ich die Beine in die Hand und rannte so schnell ich konnte. Meine extreme Schnelligkeit beim Laufen konnte ich mir ebenfalls nicht erklären. In diesem Moment erwies sich dieser Umstand jedoch als großer Vorteil. Manchmal kam ich mir vor wie ein `Mutantenweib´, die reinste Hollywooderfindung. Alles in allem war ich es so leid, anders zu sein und keine Antworten für meine Unnatürlichkeiten finden zu können.
    Alle Vernunft half mir nicht, ich fühlte mich verfolgt. Für den Weg vom Club nach Hause brauchte ich keine acht Minuten. Mit dem Auto musste man für die Stecke mindestens fünfzehn Minuten einrechnen. Das war vermutlich neuer Rekord, doch das interessierte mich gerade nicht.
    Vor der Haustür fiel mir ein, dass Nathan meinen Schlüssel auf der Hinfahrt im Auto deponiert hatte. Da war es, mein schlechtes Gewissen. Ich hatte die Beiden einfach zurück gelassen. Die Strafe für meine Gedankenlosigkeit folgte auf dem Fuße: Kein Schlüssel! Ich muß Cloé wecken - hmm ...
    Selbst verzweifeltes Klingeln brachte nichts!
    »Cloé, du taube Nuss«, fluchte ich laut.
    Eine Autotür. Schritte. Tapsen. Ein kläffender Hund ...
    Die Geräusche konnte ich in meiner nun aufsteigenden Panik nicht mehr unterscheiden. Ich rannte in den Garten unserer kleinen Vorstadtvilla. Zum Glück ließ ich meist mein Schlafzimmerfenster im ersten Stock des Hauses einen Spalt offen stehen.
    Ich zog den Rock meines Kleides ein Stück rauf und die hochhackigen Schuhe aus. Mit großem Schwung sprang ich an der Hauswand empor und landete nach dem dritten Versuch mit einem selbst für mich gewaltigen Satz hockend auf dem Fensterbrett. Die Scheibe schob ich ein Stück auf und zwängte mich durch den etwa vierzig Zentimeter hohen Spalt. Ich schloss das Fenster schloss hinter mir und verriegelte hastig das zweite rechts daneben. Noch bevor ich Luft holen konnte, um nach draußen zu schauen, erschrak ich fast zu Tode.
    Drrring!
    Das Telefon im Flur durchschnitt die Stille.
    Gott, was war nur mit mir los, so schreckhaft kannte ich mich doch sonst nicht. Ich öffnete die Zimmertür und betrat den düsteren Flur, ohne das Licht anzuknipsen. Es war überflüssig, denn ich konnte nachts fast deutlicher sehen als am hellsten Tag des Jahres. Auch so eine Eigenheit, deren Hintergrund mir fehlte. Das Telefon gab keine Ruhe.
    Dring … Drrring!
    Plötzlich wurde das Licht eingeschaltet. Ich schrie und nur Sekundenbruchteile später auch Cloé, die mit ihrer Augenbinde um den Kopf im Pyjama hinter mir stand.
    »Verdammt Cloé, ich dachte du bist nicht zu Hause!«
    »Doch, wieso sollte ich nicht?«
    »Ich habe vorhin Sturm geklingelt, als ich …« Ich unterbrach mich selbst und formulierte lieber eine realistischere Antwort: »… als ich dachte, ich hätte den Schlüssel verloren.«
    »Ich hab dich nicht gehört!« Cloé deutete auf die blauen Ohrstöpsel in ihrer Hand. In diesem Moment war mir alles zu viel und ich winkte nur noch ab. Als meine Anspannung im nächsten Augenblick nachließ, schossen mir Tränen in die Augen.
    »Hey, komm her!« Cloé breitete ihre Arme aus. Ihre Stimme klang so sehr nach Geborgenheit und Schutz, dass ich nicht anders konnte, als dieser netten Aufforderung nachzukommen. So lang war ich nicht mehr getröstet worden, wenn es mir nicht gut ging oder ich vor Einsamkeit nicht wusste, wohin mit mir. Ich vergaß alle Vorsicht und kassierte sofort die Quittung: »Wow, du bist so warm, hast du Fieber?«, fragte sie besorgt und vergewisserte sich dabei nochmals an meiner Stirn.
    »Fieber? Nein. Ich bin nur den ganzen Weg vom Club nach Hause gerannt«, erwiderte ich und brachte mit einem Schritt zurück Abstand zwischen uns. Sie hakte nach: »Bist du sicher?«
    »Klar bin ich das! Was soll die Frage?«, reagierte ich abweisend, gestützt durch eine in Falten gelegte Stirn und einen vernichtenden Blick. Schließlich war Angriff die beste Verteidigung. Dem Gegenüber das Gefühl zu geben, er spinnt sich etwas zusammen, hatte mir schon aus einigen brenzligen Situationen geholfen. Bei Cloé jedoch war ich mir unsicher. Sie wirkte weder überzeugt von meiner Ausrede, noch beeindruckte sie meine unfreundliche Haltung. Im Gegenteil, sie ignorierte meine unsanfte Aussage und fragte: »Willst du einen Tee? Soll ich dir eine heiße Milch mit Honig machen?« Bei dieser Frage musterte sie mich genau.
    »Milch mit Honig bitte, aber nur wenn du auch eine mittrinkst.«
    Cloé ging in die Küche und machte sich ans Werk. Ich
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