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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf
Autoren: Sofi Mart
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Rand seiner Iris goldbraun zu leuchten schienen. Er sah verwirrt aus, starrte ziegenblöd zurück.
    Bastard, diesmal bist du fällig!
    Ohne einen weiteren Gedanken steuerte ich auf den mysteriösen Kerl zu. Nach circa drei Metern wurde jedoch mein Vorhaben von Nathan und meinem Metropolitan gestoppt.
    »Hier, bevor alles Eis geschmolzen ist. Auf gute Zusammenarbeit! Prost!« Er hielt mir zwinkernd das Glas vors Gesicht.
    Der Typ war natürlich weg, als ich wieder über Nathans Schulter blicken konnte. Dafür kam eine kleine Frau total aufgelöst den schmalen Korridor vom Notausgang herangestolpert.
    Völlig fertig und außer Atem brüllte sie, so laut sie nur konnte, in den Raum: »Eine Tote!« Sie holte Luft und: »Da draußen hinter dem Container.« Als nichts passierte, schrie sie: »Hilfe! Schnell!«
    Eine Tote. Hilfe? Und dann auch noch schnell? Ich beobachtete das Schauspiel unbeteiligt weiter. Wie hätte ich auch erklären sollen, dass ich diese Frau hören konnte, wo doch zwischen uns mindestens dreißig Menschen standen.
    Endlich erbarmte sich einer der Gäste und eilte nach kurzer Absprache mit der jämmerlich wirkenden Gestalt zum DJ. Dieser reagierte sofort, die Musik verstummte und über das Mikrofon hallte es in den Raum: »Bitte bleiben sie alle, wo sie sind. Ruhe bitte! Wir haben alles unter Kontrolle.« Die Menge verstummte und eine kurze Pause später kam: »Sam, ruf sofort die Polizei!«
    Das Wort ‚Polizei’ war zu viel für die Anwesenden. Bestimmt nahm die Hälfte von ihnen Drogen oder hatte welche dabei. Jedenfalls wollten alle nur noch weg und die vorher angemahnte Ruhe sprang augenblicklich in unaufhaltsame Panik um. Die aufgebrachte Menge spülte mich mit.
    Gerangel, Geschubse, einige Ellbogen im Rücken und zertrampelte Füße später, war ich im Freien. Mit großen Augen stellte ich erstaunt fest, dass ich genau neben dem Container vor dem Hinterausgang zum Stehen kam. Ich konnte schaulustige Gaffer eigentlich auf den Tod nicht ausstehen, doch meine Neugier, die Tote mit eigenen Augen zu sehen, erwies sich als übermächtig.
    Ich machte einen unauffälligen Schritt zur Seite, um hinter den Müllberg sehen zu können. Die Masse bekam von der leblosen Frau nichts mit, daher standen nur vereinzelte Beobachter ungläubig um den Schauplatz verteilt. Für die aber war es wohl die erste Leiche ihres Lebens, welche sich so unverhüllt vor ihnen auf dem Boden präsentierte.
    Wie achtlos weggeworfen lag die junge Frau vor mir. Man hatte sich ihrer einfach entledigt. Herumgewirbelte Zeitungsblätter bedeckten ihr Gesicht. Sie war vollständig bekleidet, soweit ich das erkennen konnte. Sie trug eine blaue Bluse, einen schwarzen Rock und schwarze High Heels. Der rechte Schuh hing noch halb an ihrem Fuß, während der Linke direkt neben ihrem leblosen Körper lag.
    »Oh mein Gott!«, schrie eine junge Frau im Arm ihres Freundes neben mir, als die Tür ins Schloss des Hintereingangs fiel. Der entstandene Windstoß fegte das Zeitungspapier hoch und legte das Gesicht der Toten frei.
    »Das ist Gracy, wir haben … hatten Anatomie zusammen«, erkannte ich sofort. Eigenartig waren die noch weit aufgerissenen Augen. Ihr vorher hübsches Gesicht hatte sich im Tode so grausig verändert, dass selbst ich kurz bestürzt dreinschaute. Offene Blessuren konnte ich auch auf den zweiten Blick nicht erkennen.
    »Woran ist sie gestorben?«, kam von dem vorher noch aufschreienden Mädchen neben mir. Blöde Frage!
    Zynisch antwortete ich ihr: »Du meinst wohl eher, wer hat sie auf dem Gewissen.« Mit dieser schroffen Aussage und einem verächtlichen Blick verließ ich das Clubgelände in Richtung Straße.
    Meine Suche nach Nathan und Tess war erfolglos. Im Gedränge wurden die beiden wohl in eine andere Richtung geschoben. Ich wollte nur noch nach Hause. Mir reichte es fürs Erste, die kamen auch ohne mich zurecht.
    »Taxi? Taxi!«, rief ich, als eins an mir vorbeidonnerte. Nichts zu machen! Ich entschied mich sofort um und lief eilig die immer dunkler werdende Straße nach Borough hinunter. Nur zwei Kreuzungen weiter, bildete ich mir ein, dass ich nicht allein unterwegs war. Die Schritte hinter mir kamen geradewegs näher. Wenn ich langsamer wurde und stehen blieb, so tat man es mir gleich.
    Umdrehen und losschreien , schoss es mir durch den Kopf. Ich fuhr herum, doch da war niemand zu sehen.
    »Einbildung Jules, du spinnst doch langsam!«, ermahnte ich mich.
    Immer schön locker bleiben Mädchen. Nee, da ist doch
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