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Raus aus der Suchtfalle

Raus aus der Suchtfalle

Titel: Raus aus der Suchtfalle
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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ein weltweit vereinheitlichtes Manual medizinischer Diagnosen, abgekürzt ICD).

    Wenn Sie drei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet haben, sind Sie wahrscheinlich alkoholabhängig. Denn hier werden die typischen Anzeichen einer Alkoholabhängigkeit beschrieben.
    Wenn nur eine oder zwei Aussagen zutreffen, könnte dennoch eine Abhängigkeit bestehen oder eben auch nicht. In diesem Falle lässt sich kein eindeutiges Fazit ziehen. Es besteht aber auf jeden Fall ein riskantes Konsumverhalten.

Wie entstehen Missbrauch und Abhängigkeit?
    Die Sucht spielt sich im Kopf ab.
    Mit zunehmender Schwere des Missbrauchs oder der Abhängigkeit wird ein immer größerer Teil der psychischen Energie, der Gedanken und Befürchtungen für das Suchtmittel und dessen Konsum verwendet.
    Wie bei allen psychischen Erkrankungen ist es eigentlich nie möglich, eine einzelne Ursache einer Suchterkrankung zu finden. In der Regel tragen viele Faktoren dazu bei, dass sich eine Suchterkrankung entwickelt. Das wird in dem Modell der »biopsycho-sozialen« Verursachung und Aufrechterhaltung von Suchterkrankungen beschrieben, das wir auf →  S. 30 schon kurz vorgestellt haben. Dieses Modell geht davon aus, dass körperliche (biologische), seelische (psychologische) und gesellschaftlich (soziale) Komponenten an der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Suchterkrankung beteiligt sind.
    Es geht darum zu verstehen, warum jemand in die Suchtfalle gerät und – bildlich gesprochen – darin sitzen bleibt. Wenn man die Mechanismen durchschaut, die hier wirken, kann man bereits die Wege erahnen, die wieder hinausführen. Das hilft nicht nur dem Betroffenen, der seine Sucht wieder loswerden möchte, sondern auch den Angehörigen, die seine Lage nun besser verstehen.
    In den folgenden Abschnitten stellen wir Ihnen typische psychologische und soziale Faktoren vor, die fast immer bei der Suchtentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Diese Aufzählung ist nicht vollständig, und im Einzelfall müssen nicht alle genannten Faktoren bei der Suchtentstehung beteiligt gewesen sein. Aber schauen Sie mal, in welchen Beschreibungen Sie sich wiederfinden. (Auf die biologischen [körperlichen] Aspekte gehen wir dann im nächsten Kapitel ein.)
Man gewöhnt sich langsam an das Suchtmittel
    In nahezu allen Fällen entwickelt sich eine Abhängigkeit von Suchtmitteln schleichend.
    Man ist nicht von heute auf morgen abhängig, sondern die Abhängigkeit schleicht sich ein. Diese schleichende Entwicklung wird durch die Bezeichnung »Gewöhnung« ausgedrückt: Der Körper gewöhnt sich an das Suchtmittel und reagiert mit zunehmender Zeit verändert auf die gleiche Dosis: In der Regel führt die gleiche Dosis zu einer immer geringeren Wirkung. Dies führt dazu, dass abhängige Menschen die Dosis steigern müssen, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Toleranzentwicklung, die ein Kennzeichen einer Abhängigkeit darstellt.
    Im Lauf der Zeit ist es gar nicht mehr die angenehme Wirkung des Suchtmittels, die im Vordergrund steht, sondern das Vermeiden der unangenehmen Folgen, wenn man Alkohol oder entsprechende Medikamente weglässt oder nicht in ausreichender Menge zu sich nimmt. Gegen die auftretende Unruheoder Angst hilft dann kurzfristig der Alkohol oder das Beruhigungsmittel, andere Möglichkeiten verkümmern, weil sie nicht mehr eingesetzt und damit geübt werden.
Man greift automatisch zum Suchtmittel
    Die Zeit zwischen dem Auftreten körperlicher und seelischer Missempfindungen und dem Griff zum Suchtmittel wird immer kürzer und immer schlechter aushaltbar. Und weil das Suchtmittel erfahrungsgemäß relativ schnell zur Entlastung und Beruhigung führt, erfolgt die Einnahme zunehmend automatisiert. Diesem Automatismus nicht nachzugeben hieße, negative Empfindungen zunächst aushalten zu müssen. Es kostet Mühe, andere Bewältigungsmöglichkeiten zu nutzen. Bei schon jahrelangem Konsum von Suchtmitteln stehen diese oft nicht mehr zur Verfügung. Man hat verlernt, sich bei Freunden Unterstützung zu holen, vielleicht hat man auch gar keine wirklichen Freunde mehr. Man spürt seine Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr, weil das Bedürfnis nach dem Suchtmittel alles andere überdeckt. Es fällt einem nichts mehr ein, wenn es um persönliche Hobbys und Stärken geht. Damit es einem aber auch langfristig besser gehen kann, sind gerade solche Kraftquellen nötig.
Alkohol und Medikamente erleichtern kurzfristig
    Viele Betroffene
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