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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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Zurückweisung
    Tun Sie sich schwer, neue Kontakte zu knüpfen und andere Menschen an sich heranzulassen? Menschen mit Kontaktängsten haben aus Angst vor Nähe und Zurückweisung erhebliche Probleme, soziale Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Sie haben Schwierigkeiten, unbekannte Menschen anzusprechen, Kontakte zu knüpfen, Gespräche zu beginnen, fortzuführen und zu beenden, Smalltalk zu betreiben, Personen des anderen Geschlechts anzusprechen, einen kleinen Flirt zu wagen, eine Bekanntschaft zu machen, auf Kontaktangebote zu reagieren, persönliche Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen, Gefühle (Sympathie genauso wie Ärger) offen zu zeigen, Schwächen ehrlich einzugestehen, sich für Fehler zu entschuldigen, Lob und Komplimente zu geben oder anzunehmen.
    Die Angst vor Nähe zu überwinden erfordert zwei grundlegende Fähigkeiten: erstens, auf einen anderen Menschen verbal und nonverbal zuzugehen, und zweitens, den Gesprächspartner an sich selbst heranzulassen, indem man persönliche Informationen in Form einer sogenannten »Selbstoffenbarung« preisgibt. Gemeint ist die Fähigkeit, über sichselbst zu sprechen, und zwar über seine Gedanken, Gefühle, Interessen, Wünsche, Bedürfnisse, Erwartungen, Pläne, Wahrnehmungen, Erlebnisse und Tätigkeiten. Dies erfordert einen Vertrauensvorschuss nach dem Motto: »Wenn ich zuerst etwas über mich erzähle, wird der andere danach auch etwas über sich berichten.« Die Taktik, sich bedeckt zu halten und nichts oder kaum etwas über sich selbst preiszugeben, dagegen den anderen beim Versuch der Kontaktaufnahme ständig mit Fragen zu »löchern«, führt ziemlich schnell zum Rückzug des Gesprächspartners.
    Viele schüchterne und sozial ängstliche Menschen ersehnen nichts mehr als eine gute und enge Partnerschaft. Neben mangelhaften sozialen Fertigkeiten und ständiger Angst vor Ablehnung haben sie jedoch oft zu hohe Erwartungen an die ersten Kontakte, sodass Enttäuschungen vorprogrammiert sind. Begonnene Beziehungen müssen langsam wachsen können, doch die unerträgliche Unsicherheit über das Gelingen der Partnerschaft führt bei vielen Betroffenen nicht selten zu ungeschickten Forcierungsbestrebungen mit dem Ergebnis, dass sich die oder der Angebetete völlig zurückzieht. Wenn der Kontakt nach einiger Zeit doch so eng wird, dass eine sexuelle Beziehung in Aussicht ist, zeigen sich vor allem bei Männern mit sexuellen Versagensängsten jene Grundprobleme, die bereits früher Sozialkontakte behindert haben, nämlich eine massiv verunsicherte Männlichkeit und Zweifel daran, ob man für eine womöglich sexuell viel erfahrenere Frau überhaupt gut genug sein kann.

Soziale Phobie: Wenn soziale Ängste krankhaft werden
Soziale Phobie: Angst mit Krankheitswert
    Die Grenzen zwischen normalen und krankhaften sozialen Ängsten sind fließend. Bestimmte Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte, Befürchtungen und Verhaltensdefizite in Bezug auf die soziale Umgebung können sowohl bei normalen als auch bei krankheitswertigen sozialen Ängsten auftreten. Erst ihr Ausmaß, ihre Dauer und die daraus resultierenden Belastungen und Vermeidungsreaktionen bestimmen die Krankheitswertigkeit der Ängste.
    Wenn eine Furcht mehr ist als ein reines Unbehagen und sie zu einer irrationalen und unkontrollierten Angstreaktion ausufert, die das berufliche und private Leben beeinträchtigt, wird sie krankhaft, und man spricht von einer Phobie . Bei spezifischen Phobien und bei Agoraphobie (Platzangst) kann man den gefürchteten Objekten, Orten und Situationen durch Flucht oder Vermeidung entkommen. Die Begegnung mit anderen Menschen kann man dagegen nie ganz vermeiden. In sozialen Situationen durchzuhalten kostet die Betroffenen jedoch unnötig viel Kraft und Überwindung. Ihre übermäßige Sensibilität gegenüber Kritik verdirbt ihnen jede Freude am sozialen Zusammensein.
    Außenstehende können das nur schwer verstehen: Die Tragödie krankhafter sozialer Ängste besteht darin, dass die Betroffenen gerade jene sozialen Situationen fürchten und vermeiden, die sie inständig herbeisehnen, etwa erfolgreich aufzutreten, zur eigenen Meinung zu stehen oder eine Beziehung anzubahnen. Doch ihr tatsächliches Leben ist voller Vermeidungsmanöver und ist ganz das Gegenteil von einem Leben voller Zuwendung und Geborgenheit im Kreis vertrauter Menschen, das sie sich so sehr wünschen. Wegen ihrer Zurückhaltung und Distanziertheit werden sozialphobische Personen von anderen oft irrtümlich
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