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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV!
Autoren: Diana Meier
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von damals die Regel galt, die in der Gesellschaft verankert war: Hast Du was, dann bist Du was . Und wenn es nur Arbeit ist.
    ***
     
     
    So schlitterte ich in die Lage, die für mich damals schon etwas „Endgültiges“ in sich verbarg. Doch in mir tief drin war das Bedürfnis vorhanden, etwas an dieser Lage ändern zu wollen . Ich wusste, es geht, auch wenn die angebotenen Hilfen, wie Frau Schimmelpfennig, eher entmutigend als ermutigend einher kamen. Wenn es nach meiner Bearbeiterin Schimmelpfennig gegangen wäre, dann würde ich vermutlich noch heute in meiner Wohnung sitzen und mich daran erfreuen, dass es staatliche Hilfen gab, die meinen Tisch deckten. Doch es kam anders. Ganz anders. Ich sitze heute nicht mehr in meiner Plattenbauwohnung, sondern auf einen schönen, großen Balkon. Statt des Parkplatzes vor meiner alten Wohnung sehe ich, wenn ich meinen Blick vom Balkon herunter senke, mehrere Palmen in der Einfahrt und einen schönen Mittelklassewagen davor, auf dessen Kühlergrill die vier ineinander geschlungenen Ringe pranken. Wenn ich den blick dann wieder hebe und ihn in die Ferne gleiten lasse, dann sehe ich das weite, scheinbar endlose Meer, dessen Wellen ich noch hören kann, wenn sie auf den feinen Sand stoßen, der nur wenige Meter vom Haus entfernt ist. Ich habe die Plattenbauwohnung eingetauscht gegen eine geräumige Wohnung im Süden von Gran Canaria, eine der Kanarischen Inseln. Jener Inseln, die auch als Inseln des ewigen Frühlings bekannt sind. Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich das beruhigende Rauschen der Wellen im Hintergrund hören und weiß, dass mich alles hierhin brachte, nur nicht Frau Schimmelpfennig und das System, dem sie diente. Doch es war nicht allein mein Verdienst und mein Engagement, die meine Situation derart veränderten. Es war auch das Werk meiner Freunde, Tobias, Michael und nicht zuletzt Stefan. Wir alle haben uns zur richtigen Zeit am richtigen Ort dazu entschlossen, etwas Außergewöhnliches zu wagen und hatten damit den Grundstein gelegt, der unser aller Leben verändern sollte. Eine Entscheidung, welche sich im Rückblick als die richtige Entscheidung heraus stellte und in deren Verlauf Nichts mehr bleiben sollte, wie es einmal war.
     
    Auch wenn sich das etwas aufbauschend Lesen mag und sich anhört wie der Text einer der zahlreichen Werbeemails, die jeden Tag unseren Posteingang zuspammen, so ist es tatsächlich so gewesen. Doch Lesen Sie selbst und begleiten Sie mich noch einmal dabei, wenn ich die Geschichte Revue passieren lasse. Meine Geschichte. Gute Unterhaltung!
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Kapitel I

 
    Ich war eigentlich überhaupt nicht in vorweihnachtlicher Stimmung in diesem Jahr. Vor einigen Monaten, es war im August dieses Jahres, verstarb mein langjähriger Chef und der Besitzer des Antiquitätenladens, in dem ich all die Jahre gearbeitet habe. Nach seinem Tode, der mich selbst vermutlich mehr berührte als seine Angehörigen, entbrannte ein Streit unter den Erben, wer den Laden erbt und vor allem die alten, teilweise kostbaren Antiquitäten. Wirkliche Ahnung von den Stücken, die sich nicht nur im Laden, sondern auch in den Tresoren im Keller befanden, hatte keiner der Angehörigen meines ehemaligen Chefs. Im Gegenteil: Hiltrud, seine Ex- Frau, bezeichnete das Ladeninventar als „alter Krempel“ und „Liebhaberei“, Karl Johann, der ältere Sohn aus dieser Verbindung war nur daran interessiert, möglichst alles gebündelt als Posten gegen Geld einzutauschen und Peter, der jüngere Sohn, wollte eigentlich in die Fußstapfen des Vaters treten und das Geschäft am Liebsten fortführen. Ein Gedanke, bei dem auch mein Herz höher sprang. Denn war es auch nicht mein Laden, so hing dennoch auch ein Stück Herzblut von mir an vielen der Stücke. Doch die Hinterbliebenen konnten sich nicht einigen und es entbrannte ein Streit, wer wie viel und was bekommen sollte. Am Ende setzte sich Karl Johann durch und zauberte den beiden anderen Streithähnen einen Holländer aus dem Hut, der mit dem LKW eines Tages vor den Laden gefahren kam und gleich alle Stücke mitnehmen wollte. Gegen Bargeld natürlich. Ich konnte mich noch kurz bemerkbar machen und meine Zweifel angesichts des offerierten Preises für das komplette Inventar äußern, wurde dann jedoch zur Seite geschoben und nach Hause geschickt. Was kann eine Verkäuferin schon vom Geschäft verstehen. Wie dumm von mir, hier noch einmal helfen zu wollen. Dabei nahm ich in den vergangenen Jahren immer mehr die
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