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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Autoren: Johannes von Buttlar
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überlegt und sagt dann leise, als ob er zu sich selbst spräche: »Die Wirklichkeit setzt sich aus wahrnehmbaren Objekten und Modellvorstellungen zusammen.«
    »Das ist hochinteressant, Platon. Aber kann sich unsere Wahrnehmung auch täuschen? Was, wenn alles absolut dunkel wäre? Existieren dann die Dinge auch so, wie wir sie im Hellen sehen?«, drängt Sokrates weiter.
    »Unsere Wahrnehmungen sind subjektiver Natur«, sagt Platon, und Sokrates vervollständigt: »Die Wirklichkeit kann demnach immer nur relativ sein.«
    Phaidon ist sichtlich aufgeregt und ruft laut: »Es existieren nur Facetten oder Ebenen der Wirklichkeit.«
    »Das hast du wunderbar ausgedrückt, Phaidon«, lobt ihn Sokrates. »Lass uns das auf diese Marmorstufe zeichnen.«
    »Ich hab hier ein Stück Kreide«, sagt Xenophon. »Ich zeichne es auf. Überschrift: Wirklichkeit – Realität.« Alle beugen sich interessiert zu ihm.
    »Links die erste Ebene und rechts die zweite Ebene«, instruiert Alkibiades. »Unter die erste Ebene: Alles, was existiert, das Warum der Existenz und die Götter. Unter die zweite Ebene: Wie alles, was existiert, uns erscheint, abhängig von unserer Wahrnehmung. Modellvorstellungen der Wirklichkeit. Das Wie ohne das Warum.«
    »Denn das Warum können ja nur die Götter beantworten«, pflichtet Phaidon bei.
    Ein ungefähr zwölfjähriger Junge drängt sich durch die Menge zu den Diskutierenden und ruft: »Papa! Papa! Mutter will, dass du nach Hause kommst!«
Wirklichkeit - Realität
DIE ERSTE EBENE
DIE ZWEITE EBENE
Alles was existiert
Wie alles, was existiert, uns erscheint, abhänging von unserer Wahrnehmung
Das Warum der Existenz
Modellvorstellung der Realität
Eine einzige Energieform
Das Wie ohne das Warum
Eine kosmische Intelligenz?
Ein eine einzige große Wie-Theorie
Ein Schöpfer bzw. eine Schöpfung?
(GUT -TOE)
Eine kosmische DNA?
    Abb. 1: Es existieren zwei Ebenen der Wirklichkeit: Zu der ersten haben wir keinen Zugang, sondern können nur über sie Spekulationen anstellen. Wir müssen uns mit der zweiten Ebene abfinden, die uns allerdings nur eine subjektive Wirklichkeit erschließen kann. Durch die Grenzen unserer Wahrnehmung müssen wir uns mit Modellvorstellungen begnügen.
    Sokrates steht auf und blickt verlegen in die Runde: »Mein Sohn Lamprokles. Xanthippe macht Schwierigkeiten. Ich muss leider gehen«, verabschiedet er sich.

2 Ketzerfürsten der Vernunft
Engelsburg in Rom. Die Nacht vom 16. auf 17. Februar Anno Domini 1600
    In der Ecke der dunklen Gefängniszelle kauert zusammengekrümmt die durch die Folter geschundene Gestalt auf fauligem Stroh. Unzählige Wunden bedecken den ausgemergelten Körper. Verfilzte, struppige Haare, der Bart und das zerrissene Hemd von Giordano Bruno sind blutverklebt. Durch eine Mauerspalte dringt Licht und erhellt das fahle Gesicht mit den tief in den Höhlen liegenden, dunklen, fiebrigen Augen.
    »Filippo, Filippo!« Giordano Bruno zuckt zusammen. Es ist die Stimme seiner Mutter, die ihn mit seinem Taufnamen ruft. »Sei nicht so stur, sei nicht so halsstarrig! Komm endlich zum Essen!« – »Ich fantasiere«, sagt der Gefangene zu sich selbst und wandert in seinen Gedanken zurück in der Zeit. Wie ein Film läuft sein Leben vor seinen Augen ab.
    Seine Mutter, Fraulissa Savolina, hat immer gesagt, dass seine Geburt in Nola bei Neapel außergewöhnlich schmerzhaft gewesen sei und sie dies als böses Omen aufgefasst habe. »Und recht hast du gehabt, Mama«, Giordano Bruno nickt mit einem bitteren Lächeln.
    Stur, halsstarrig und hartnäckig sei er, hat der Inquisitor ihn angebrüllt. Die schneidende Stimme von Kardinal Bellarmin dringt wie ein Messer in sein Gehirn: »Widerrufe deinen unsinnigen, ketzerischen Irrglauben«, fordert ihn dieser auf. Dann die Verhöre, immer und immer wieder Folterungen und Schmerzen. Bruno lehnt sich zurück. »Sieben, es müssen schon sieben Jahre sein in diesem feuchten Dreckloch. Und warum? Weil ich von logischen Schlussfolgerungen überzeugt bin und rationale Erkenntnisse vertrete, ja, vertreten muss, nicht anders kann. Und bei Gott, ich bin nicht der Einzige!
    Hat nicht Nikolaus Kopernikus mit seinen brillanten Erkenntnissen den selbstgefälligen, verbohrten kirchlichen Schafsköpfen ihre Dummheit und heilige Unwissenheit vorgeführt? Zählen denn Vernunft und Verstand, Beobachtung und logische Schlussfolgerungen überhaupt nicht? Dürfen Wahrheit und Wissen durch die Vertreter einer Glaubensgemeinschaft unterdrückt oder gar durch Folter
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