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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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unten.«
    Mit einem herzhaften Lachen unterbrach der Captain die Verbindung.
    Der Medizinschrank des Shuttles enthielt einige Ampullen mit Medikamenten: Beruhigungs- und Stärkungsmittel und die Kälteschlafmischung einschließlich ihres Gegenmittels. Lunzie entfernte den Injektor aus seiner Halterung und legte eine Ampulle mit der kryogenischen Substanz ein. Sie würde nur wenige Augenblicke warten müssen, bis die Mischung wirkte, deshalb legte sie einige Wärmedecken übereinander und stopfte sich einige weitere als Kissen unter den Kopf. Sie tippte Anweisungen in den Schiffscomputer ein und hinterließ für ihre Retter Angaben über ihre Identität, Allergien, Angehörige und ihren Heimatplaneten. Als alles vorbereitet war, legte sich Lunzie auf die Decken nieder. Sie spürte, daß der Adrenalinschub, den sie ihrer mentalen Disziplinierung verdankte, langsam nachließ. Binnen Sekunden war sie erschöpft und ausgelaugt, ihre ganze Kraft verflogen. In einer Hand hielt sie den Injektor, in der anderen das Hologramm ihrer Tochter.
    »Computer«, befahl sie. »Überwache Lebenszeichen und initiiere die Kälteschlafprozedur, wenn mein Puls Null erreicht.«
    »Verstanden«, erwiderte die mechanische Stimme. »Wird erledigt.«
    Ihr Befehl war unnötig, denn das Modul war darauf programmiert, die Kälteschlafprozedur allein zu beenden, aber Lunzie wollte unbedingt eine andere Stimme hören, die Standard sprach. Sie wünschte, im Korridor des beschädigten Frachtschiffs wäre ihr jemand nah genug gewesen, um mit ihr in die Kapsel zu steigen. Nach ihrer theoretischen Ausbildung würde dies das erste Mal sein, daß sie die kryogenische Prozedur selbst durchmachte. Lunzie betrachtete mit einem Lächeln das Hologramm ihrer Tochter. »Da werde ich dir von einem Abenteuer erzählen können, wenn ich dich wiedersehe, mein Liebling.« Sie drückte sich die Mündung des Injektors an die Hüfte. Es zischte, und die Droge breitete sich zügig in ihrem Körper aus. Wo sie wirkte, fühlte sich Lunzies Gewebe bleischwer und die Haut heiß an. Obwohl es ein unangenehmes Gefühl war, wußte sie, daß die Prozedur keinen Schaden anrichten konnte. »Initiiere Kälteschlaf«, nuschelte sie dem Computer zu. Ihre Zunge und ihren Unterkiefer konnte sie schon nicht mehr richtig bewegen. Lunzie spürte, wie ihr Puls sich verlangsamte und ihre Nervenreaktionen immer träger wurden. Selbst ihre Lungen wurden zu schwer, um Luft ein- oder auszuatmen.
    Ihre letzten bewußten Gedanken galten Fiona, und sie hoffte, daß das Rettungsshuttle nicht zu lang brauchen würde, um auf den Notruf zu antworten.
    Alle Lichter des Shuttles, mit Ausnahme der äußeren Blinklichter und des Leuchtfeuers, gingen aus. Im Innern füllte kalter kryogenischer Dunst die winzige Kabine aus und umwirbelte Lunzies reglose Gestalt.



zweites kapitel
     
    Als sein Spähschiff die Bergbauplattform Descartes Nr. 6 gerade zwei Flugtage hinter sich gelassen hatte, registrierten Illin Romseys Instrumente vielversprechende Spuren radioaktiver Strahlung. Er war auf der Suche nach möglichen Vorkommen entlang eines, wie ihm die Fachleute erklärt hatten, nahezu unerschlossenen Vektors, der von der Plattform Nr. 6 wegführte. Er war sich bewußt, daß in den siebzig Jahren, seit die Plattform in Betrieb war, der dichte Asteroidenschwarm um den Komplex Zeit gehabt hatte, sich zu verlagern, neue Brocken heranzutragen und ausgeschlachtete wegzutreiben. Dennoch drängte ihn sein Forscherblut, einer Route zu folgen, die noch keiner vor ihm eingeschlagen hatte.
    Sein Vater und sein Großvater hatten für Descartes gearbeitet. Er hatte nichts dagegen, der Familientradition zu folgen. Die Gesellschaft behandelte ihre Angestellten gut, sogar großzügig. Schon die Versicherungs- und Pensionsfonds machten Descartes zu einem Arbeitgeber, wie man sich ihn nur wünschen konnte, aber vor allem das Bonussystem für erfolgreiche Prospektoren motivierte Illin, immer wieder an seine Grenzen zu gehen. Er war stolz, für Descartes zu arbeiten.
    Seine Flugbahn verlief nahezu parallel zu einer häufig benutzten Anflugroute auf die Plattform, die ihre Position im Raum beibehielt, indem sie sich an sechs fest verankerten, ferngelenkten Signalfeuern orientierte. Andernfalls wäre selbst ein derart gewaltiger Komplex schnell in den umherwirbelnden Fels- und Eisformationen verloren gegangen. Es wurde angenommen, daß der Asteroidengürtel aus einem Planeten von der Größe des Uranus entstanden war, den eine
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