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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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verantworten hatte, war es auch ihre Entscheidung gewesen, die dazu geführt hatte, dass das Leben und die Karriere eines Mannes zerstört wurden. Mit pochendem Herz schellte sie an der Tür, an der »Zielkow« stand. Der automatische Türöffner summte, und sie betrat das Haus.
    »Da bin ich«, sagte sie ungelenk.
    »Frau Kollegin, ich freue mich, Sie zu sehen. Es war knapp, wie ich gehört habe.«
    »Ja, das war es. Aber deswegen bin ich nicht hier.«
    »Sondern? Verzeihung, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Ihnen was anbieten?«
    Wiebke versank in dem Plüschsofa. »Nein, danke. Ich brauche nichts. Ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Bei mir?«, fragte Zielkow fröhlich. »Wofür denn?«
    »Na ja.« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Immerhin hat meine Fehleinschätzung Ihre Karriere und Ihre Ehe zerstört.«
    »Es ehrt Sie, dass Sie gekommen sind, um mir das zu sagen«, erwiderte er. »Aber machen Sie sich mal keine Gedanken. Bergmüller war schließlich meine und nicht Ihre Idee. Ich bin genauso auf ihn reingefallen wie Sie, obwohl ich ihn besser hätte kennen müssen. Was meine Ehe betrifft, hat dieser Taifun nur noch die Reste dessen weggeblasen, was ohnehin nur noch als Torso bestand. Und meine Karriere? Soll ich Ihnen mal ein Geheimnis verraten?«
    »Ich bitte darum.«
    »Ich bin bis zur Pensionierung bei vollen Bezügen freigestellt. Ist das nicht klasse? Volles Gehalt, null Arbeit. Sie haben mir nicht mein Leben genommen, sondern mir zehn Jahre, die ich noch mindestens hätte arbeiten müssen, geschenkt.«
    Wiebke musste lachen. »Ich danke Ihnen, dass Sie es mir so einfach machen«, sagte sie.
    »Es ist so einfach«, gab er lächelnd zurück. Er schien wirklich zufrieden.
    Wiebke verabschiedete sich, froh darüber, dass er es so positiv aufgenommen hatte, und dankbar für das Füllhorn, das das Glück über ihr ausschüttete.
    * * *
    »Ja, wir passen gut auf ihn auf«, sagte Randolph zwei Wochen später. Carsten Franck blickte prüfend in den Kinderwagen und rückte Jonas’ Decke zurecht. Dann sahen Wiebke und Günter, wie der Achtundzwanzigjährige dem hart auf die achtzig zusteuernden Randolph einen Kuss auf die Wange gab.
    »Du musst was sagen«, raunte Wiebke.
    »Meinst du?«, fragte Günter unsicher.
    »Ja!«, zischte sie.
    Mit sichtlich schlechtem Gewissen nahm Günter Randolph zur Seite.
    »Es geht mich, äh, uns ja nichts an, aber meinst du nicht, dass …«
    Randolph nahm Günter väterlich in den Arm. »Ich weiß. Ihr seid um mein moralisches Wohl besorgt. Ein alter Sack hat eine Beziehung mit einem fünfzig Jahre Jüngeren. Ich will euch mal was sagen: Du vergnügst dich mit Bekanntschaften, die du nur aus dem Netz kennst. Meine Nichte gibt sich ihrem Vorgesetzten hin, von dessen zweiter Identität als Serienmörder mal ganz abgesehen. Und ihr gönnt einem alten Mann nicht mal ein bisschen Spaß.«
    »Weißt du was«, sagte Günter, »ich wünsch euch viel Glück. Vielleicht wirst du ja auch hundertacht, so wie Jopie. Dann ist der Unterschied gar nicht mehr spürbar.«
    »Eben.«
    Sie checkten im Ostseehotel ein, verabschiedeten sich von dem ungleichen Paar und bezogen das Luxusapartment in der dreizehnten Etage.
    »Was hat Randolph gesagt?«, fragte Wiebke.
    »Dass es uns nichts angeht«, antwortete Günter. »Und da hat er, verdammt noch mal, recht.«
    Am Abend standen sie auf dem Balkon und blickten auf die Ostsee. Es war stürmisches Wetter, und der Wind machte aus dem ansonsten braven Teich eine raue See. Arm in Arm hörten sie der Symphonie der Möwen zu. Sie fühlten sich geborgen. Sie wussten wieder, dass sie füreinander geschaffen waren.
    »Schatz«, sagte Wiebke.
    »Ja?«
    »Ich möchte mit dir alt werden.«
    Statt einer Antwort küsste er sie zärtlich.

Danksagung
    Dieses Buch ist mein zweiter Roman. Ich hoffe natürlich, dass er genauso freundliche Aufnahme findet wie der erste.
    An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, Danke zu sagen und einiges zu versprechen:
    Ich danke dem Team des Emons Verlages für die ausgezeichnete Verlagsarbeit. Besonders gilt dies für Dr.   Christel Steinmetz , der ich verspreche, beim nächsten Buch nicht ausgerechnet während der »heißen« Phase umzuziehen.
    Meine Lektorin, Marit Obsen , hat einen bewundernswerten Blick fürs Detail. Ich danke ihr für ihre hervorragende Arbeit und verspreche, in Zukunft noch mehr an die Perspektive zu denken.
    Dem Bürgermeister der Gemeinde Damp, Horst Böttcher , schulde ich Dank für
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