Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
sagte Berbus entschlossen.
    Er und seine Gefolgschaft waren seit dem Anlegen Carlumens wahrhaftig kaum noch wiederzuerkennen – genauer gesagt, seitdem sie vom Todesstern gehört hatten. Nun zweifelte Mythor nicht mehr. Sie wollten mit den von weither gekommenen Helden in den Kampf gegen den Todesstern ziehen. Ihre Wege würden sich in Watalhoo trennen.
    Berbus warf den Kopf herum und blickte in die glanzlosen Augen seines Abbildes. Mit einem Wutschrei sprang er vor und versuchte, den Rundschild in den Leib des Doppelgängers zu rammen. Der aber tat genau das gleiche. Waffen prallten auf Waffen, und es klirrte, als seien die aus Lehm gewachsenen wahrhaftig wie Stahl. Jeder Wälse fand sein nachgebildetes Selbst als gnadenlosen und ebenso geschickten Feind. Jede Bewegung wurde vom Gegner im Ansatz schon mitgemacht, so daß der unwirkliche Kampf tatsächlich wie eine Spiegelfechterei wirkte.
    Mythor dachte nicht daran, sich auf dieses sinnlose Spiel einzulassen. Er schloß zu Gerrek, Sadagar und den Aborginos auf, gefolgt von seinen und deren Lehmgestalten. Inzwischen wurden es mehr. Der Lebensschleim gebar immer weitere, kein Ende war abzusehen.
    »Diese Narren kommen nicht lebend von hier fort, wenn sie nicht endlich fliehen!« knurrte der Gorganer. »Gerrek, ich hebe mein Schwert nicht gegen meine Nachbilder. Es ist vollkommen sinnlos, denn selbst kämen sie nach Visavy oder Watalhoo – niemand würde sie für uns halten können. Jage sie mit deinem Feueratem davon. Gerrek!«
    »Mir macht das nichts aus, denn ich bin ja nicht ich!« tönte der Beuteldrache. »Jedenfalls nicht einer wie der da!«
    Die Flammenlohe fuhr auf sein Ebenbild zu. Mythor hielt den Atem an, als ihm einfiel, daß vielleicht auch der andere Gerrek Feuer verpusten konnte.
    Er konnte es nicht. Der falsche Mandaler begann zu zerfließen, und wie ihm erging es jedem anderen Schleimgeschöpf, das die Bekanntschaft des Feuers machte.
    »Berbus!« schrie Mythor. »Agon, Lonsa! Kommt zu uns! Wast, Huuk, Sooti! Bei Erain, ist es heldenhaft gegen Schleim und Morast zu kämpfen?« Berbus schien zu zögern. »Wenn du zu feige bist, dann halte dich da heraus!« brüllte er.
    »Sollen dann also tote Helden gegen den Todesstern ziehen, Berbus!«
    Das brachte den Wälsen endlich zur Besinnung. Er teilte noch einige Hiebe aus, bevor er der Siebenerschaft den Rückzug befahl.
    »Und nun fort!« drängte Boozam.
    In diesem Augenblick aber entdeckte Mythor ein neues Geschöpf, das ganz anders als alle sonstigen war. Es wuchs wie ein Turm aus dem Tümpel, nahm jedoch keine deutliche Form an, sondern blieb ein Hüne mit halbfertigen Armen, einem unförmigen Kopf und zerfließendem Leib.
    Doch dann bildete sich mitten im Kopf klumpen ein Mund, und aus der dunklen Öffnung drang ein Stöhnen wie von tiefster Qual.
    »Wartet!« sagte der Sohn des Kometen. »Noch zwei Augenblicke nur.«
    »Was willst du noch!« grollte Boozam.
    »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, dieser Unfertige will uns etwas sagen. Es ist nur eine Ahnung, doch…«
    »Unsinn!« unterbrach der Schleusenwärter ihn. »Sie waren bisher alle stumm!«
    Dieser eine nicht.
    In sein Stöhnen mischten sich eine Reihe unverständlicher Laute. Doch es war offenbar, daß das Geschöpf darum bemüht war, Worte hervorzubringen. Mythor gab Gerrek ein Zeichen, die Schleimwesen in Ruhe zu lassen, die nun zum Tümpel zurückkehrten, als hätte eine größere Macht sie gerufen. Dutzende von ihnen waren unter Gerreks Atem zu Schlammpfützen zusammengefallen.
    »Dooo… Maaarn!« klang es schaurig und klagend zu den Kriegern herüber. Noch einige Male wiederholte sich diese Lautfolge, und dann: »Allu… maddoooo…«
    O’Marn! durchzuckte es Mythor. Und ALLUMEDDON!
    Er vergaß alle Vorsicht und lief bis zum Rand des Tümpels.
    »Coerl O’Marn und ALLUMEDDON!« rief er. »Wir verstehen dich! Was willst du uns noch sagen? Und wer… bist du?«
    Noch einmal hallte es dumpf über das Nebelland. Dann sank das unfertige Wesen in den Lebensschleim zurück.
    Mythor ging an den Gefährten vorbei, schweigend und erschüttert. Sie folgten ihm, doch keiner wagte, ihn nun anzusprechen.
    O’Marn und ALLUMEDDON! War es eine Botschaft für ihn gewesen? Hatte der Geist von O’Marn, dem er im Totenreich begegnet war, etwas versucht, sich hier im Lebensschleim unter dem Goldenen Fluß einen neuen Körper zu schaffen?
    Im Totenreich sagte er zum Abschied »Auf Wiedersehen!« zu Mythor. War dies ein Versprechen gewesen, dessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher