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Ratgeber Übergewicht

Ratgeber Übergewicht

Titel: Ratgeber Übergewicht
Autoren: Volker Pudel
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unkontrollierten Essattacken führt. Gegenmaßnahmen hatten wir besprochen. Das geht alles gut, wenn nicht plötzlich belastende Umstände ins Leben treten, die Ihre ganze Aufmerksamkeit und emotionale Kraft beanspruchen. Solche „Life Events“, belastende Lebensereignisse, können durchaus einen Rückfall in uralte Gewohnheiten bewirken. Denn auch nach einem halben oder ganzen Jahr sind die Spuren Ihrer jahrelang gebahnten Gewohnheiten nicht völlig ausgelöscht.
    So kann es vorkommen, dass plötzlich Ihr Sonntagsgewicht höher liegt. Sie sind so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass Ihr bewegtes Leben wieder unbewegter wird. Was können Sie dann tun?
    Halten wir fest:
    Genetik und Umwelt ändern sich lange nicht so schnell, wie Sie Ihr Ess- und Bewegungsverhalten verändert haben. Darum wird Ihr Verhaltenstraining, das Sie begonnen haben, auch eigentlich kein Ende haben. Aber sobald sich neue Gewohnheiten gefestigt haben, fällt es leichter, Ihre Verhaltensweisen zu stabilisieren.
5.2 Wie gehe ich mit Misserfolgen um?
    Zunächst empfehle ich Ihnen, mit dem Wort „Misserfolg“ vorsichtig umzugehen. Oft wird als Misserfolg bezeichnet, was wirklich kein Misserfolg ist. Aber wenn dieser Begriff gewählt wird, dann folgen schnell Schuldgefühl oder Resignation. Schließlich ist ein Misserfolg keine erfreuliche Erfahrung.
    Nehmen wir an, Sie haben 8 Kilogramm abgenommen. Ein tolle Leistung, auf die Sie mit Recht stolz sein können. Am nächsten Sonntag zeigt die Waage, dass Sie wieder ein Kilogramm zugenommen haben. Das aber ist kein Misserfolg! Immerhin bleiben Ihnen noch sieben erfolgreich abgenommene Kilogramm. Und Sie haben die Erfahrung gemacht, wie Sie abnehmen können. Das ist doch ein Potenzial, das Sie wieder aktivieren können.
    Jürgen Margraf, Psychologieprofessor in Basel, hat ein wunderschönes Beispiel gebracht, das ich Ihnen erzählen möchte. Stellen Sie sich vor, Sie gehen 65 Stufen einer großen Treppe hinunter. Das schaffen Sie und sind richtig froh. Plötzlich werden Sie wieder drei Stufen höher gestellt. Ist das ein Misserfolg? Nein, keinesfalls. 62 Stufen sind immer noch geschafft und Sie werden die drei restlichen Stufen einfach noch einmal gehen. Schließlich wissen Sie, wie Sie die Stufen hinunter gehen können.
    Wer zu Unrecht vorschnell von Misserfolgen spricht, blockiert sein eigenes Verhalten. Darum empfehle ich Ihnen, statt von Misserfolg besser von Trainingsstillstand oder Trainingsrückschritt zu sprechen. Der Stabhochspringer, der 5,20 Meter schafft, ist gut. Aber wenn er beim nächsten Mal bei 5,10 die Latte reißt, ist das kein Misserfolg. Er wird weiter trainieren, um wieder 5,10 oder mehr zu schaffen. Glauben Sie, dass Jelena Issinbajewa, die mit 5,05 Meter den Stabhochsprung-Weltrekord bei den Frauen geschafft hat, immer nur über 5 Meter gesprungen ist?
    So müssen Sie auch Ihr Trainingsziel als Gewichtsstabilisierung bewerten. Es gibt Gewichtszunahmen, danach folgt auch wieder eine Gewichtsabnahme. Es ist unfair sich selbst gegenüber, sofort von Misserfolg zu sprechen, wenn das Gewicht etwas ansteigt. Das verdirbt die Laune und die Motivation, weiter zu machen. Seien Sie fair zu sich und akzeptieren, dass Trainingsstillstände oder Trainingsrückschritte vorkommen. Das ist völlig normal.
    Es ist auch kein Misserfolg, wenn Sie Ihr Wunschgewicht nicht erreichen. Das ist zwar traurig, doch wenn Sie Ihr Wunschgewicht zu tief angesetzt haben, dann waren Sie nicht fair zu sich. Sie können Ihr Körpergewicht beeinflussen. Aber Sie können nicht jedes Gewicht erzwingen. Vorsicht, sollten Sie dies versuchen, dann verteidigt sich Ihr Organismus und entwickelt Essstörungen. Gerade bei Berufen, die dem extremen Schlankheitsideal untergeordnet sind, wie Models, Mannequins und Schauspielerinnen häufen sich Essstörungen, insbesondere die Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht).
    Versuchen Sie, Ihr Wohlfühlgewicht zu stabilisieren. So nenne ich das Gewicht, mit dem Sie genussvoll essen und trinken können, sich aber auch im Spiegel noch leiden können. Ein BMI unter 18 – wie bei Models – ist kein Wohlfühlgewicht. Ein BMI über 30 allerdings auch nicht. Zu schlank ist ebenso ungesund wie zu dick. Doch dazwischen liegt eine weite Spanne (BMI zwischen 18,5 und 25), innerhalb derer Sie sich Ihr persönliches Wohlfühlgewicht aussuchen können.
    Misserfolge entstehen erst gar nicht, wenn die Zielsetzungen realistisch waren. Erreichbare Ziele sind also die beste Abwehr von Misserfolgen.
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