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Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression

Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression

Titel: Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression
Autoren: Gunter Groen , Wolfgang Ihle
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des betroffenen Kindes oder Jugendlichen eine entscheidende Rolle. Folgende besondere Warnzeichen können neben anderen beobachtet werden:
Vernachlässigung oder Rückzug von Hobbys oder alterstypischen Aktivitäten,
deutlicher Abfall der Schulleistung,
deutliche Veränderung in Verhalten und Aussehen, Vernachlässigung der Körperpflege,
Weglaufen von zu Hause,
übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum und
Isolierung von der Familie und/oder Gleichaltrigen.
    Sollten solche Auffälligkeiten auftreten, sollten Sie ein ruhiges und vertrauensvolles Gespräch mit Ihrem Kind führen, um herauszufinden, wie es ihm wirklich geht. Verstärkt sich der Verdacht, dass eine depressive Störung vorliegt, ist eine professionelle Abklärung und Diagnosestellung unbedingt erforderlich. Selbstverständlich können Sie sich anhand der Checkliste im Anhang (vgl. Seite 60 ) darüber informieren, ob einige der dort aufgelisteten Symptome vorliegen: Sind verschiedene Alarmzeichen erfüllt, muss ein Facharzt (Hausarzt, Kinderarzt, Internist) abklären, ob die depressiven Verhaltensweisen nicht durch eine körperliche Krankheit, wie eine Schilddrüsenerkrankung, verursacht sind. Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können, sollte die Diagnose „Depression“ fachgerecht überprüft werden.
    Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder auch Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie führen mit Ihnen und Ihrem Kind dann ausführliche Gespräche, um sich ein genaues Bild von den Problemen, aber auch den Stärken Ihres Kindes zu machen. Außerdem setzen die Therapeuten speziell zur Erfassung depressiver Störungen entwickelte Fragebögen ein und führen Interviews zur Diagnosestellung durch. Des Weiteren können Fachleute durch Verhaltensbeobachtung die klinische Einschätzung ergänzen.

5    Was bedeutet eine Depression für Kinder und Jugendliche und ihre weitere Entwicklung?
    Eine Depression gehört nicht nur zu den häufigsten psychischen Störungen, sondern auch zu den folgenschwersten. Wie erwähnt, ist es allein aus diesem Grund von großer Bedeutung, depressive Symptome früh zu erkennen. Ein frühzeitiges Erkennen und eine fachgerechte Behandlung einer Depression, können den Verlauf günstig beeinflussen und schwerwiegende Folgen „abpuffern“. Allerdings ist eine zuverlässige Aussage über den Verlauf der Störung nur eingeschränkt möglich. Er hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Erleiden Kinder schon früh eine Depression, dann spricht dies eher für einen ungünstigen Störungsverlauf, ebenso wenn ein Elternteil ebenfalls an einer Depression erkrankt ist (vgl. hierzu auch Kapitel 10 ).
    Was versteht man unter einem ungünstigen Verlauf?
    In der Regel verringert eine Depression die Leistungsfähigkeit eines Kindes oder Jugendlichen. Konkret bedeutet dies, dass durch die Motivationslosigkeit und Passivität die schulische Laufbahn oder berufliche Orientierung gefährdet sein kann. Verzögerungen in der sozial-emotionalen Reife treten auf. Diese äußern sich unter anderem in einer mangelnden Selbstständigkeit und weniger Selbstbewusstsein, einem schlechteren Umgang mit negativen Gefühlen oder einer höheren Belastung durch Stress. Vielfach ziehen sich die Betroffenen zurück und durch diese Isolation erfahren sie weniger Unterstützung von anderen Menschen und werden in ihrer sozialen Entwicklung eingeschränkt. Leider wird die immer nachhaltiger erlebte Einsamkeit manchmal auch durch einen übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum in ungünstiger Weise „bewältigt“.
    Depressive Kinder und Jugendliche weisen generell ein deutlich erhöhtes Risiko auf, auch im Erwachsenenalter an Depressionen zu erkranken. Aus einer solchen chronischen oder häufig wiederkehrenden Depression resultieren vielfältige berufliche und soziale Folgen. Besonders folgenschwer wirkt sich das ungefähr dreifach erhöhte Risiko für depressive Kinder aus, irgendwann einmal in ihrem Leben einen Suizidversuch zu unternehmen. Auf den ersten Blick optimistisch wirkt der Befund, dass sehr viele depressive Kinder und Jugendliche im Verlauf ihres Lebens wieder weitestgehend symptomfrei werden. Eine solche Genesung kann schon nach wenigen Monaten auftreten: Wissenschaftliche Studien zeigen (vgl. zusammenfassend Groen & Petermann, 2011b), dass über 90 % der betroffenen Kinder und Jugendlichen nach drei Jahren keine depressiven Symptome mehr aufweisen. Neben diesen erfreulich hohen Genesungsraten berichten allerdings auch viele
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