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Ratgeber Aggressives Verhalten

Ratgeber Aggressives Verhalten

Titel: Ratgeber Aggressives Verhalten
Autoren: Doepfner und Schmidt Petermann
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als Junge auch ein Raufbold war, oder er freut sich sogar verdeckt über den negativen Aktivitätsdrang seines Juniors. Die Gründe für duldendes Verhalten sind sehr unterschiedlich: Manche Bezugspersonen fühlen sich überlastet, andere ohnmächtig oder verhalten sich uninteressiert und verantwortungslos. Die beschriebene stillschweigende Zustimmung unterscheidet sich somit deutlich vom Nichtbeachten der Aggression; Nichtbeachten bewirkt nämlich, dass sich aggressives Verhalten verringert.

    Im Unterricht mit aggressiven Schülern sollten zwei Aspekte besonders beachtet werden:
    – Klare Regeln und Grenzen setzen, die die Erwartungen bei den Schülern, aber auch den Unterrichtsverlauf strukturieren.
    – Im Unterricht sollten gezielt positive und negative Rückmeldungen gegeben werden. Besonders sind solche Fälle hervorzuheben, in denen sich der Schüler an abgesprochene Regeln hält.
    Begründete und angekündigte Konsequenzen auf aggressives Verhalten müssen unmittelbar, ohne Ausnahme und weitschweifige Erklärungen erfolgen. Durch konsequentes Handeln erleben Schüler ihre Lehrer als kalkulierbar und verlässlich – dies trifft auf Situationen mit positiver und negativer Rückmeldung zu.
    Den in Abbildung 1 (S. 21) illustrierten Teufelskreis findet man natürlich auch in der Schule. Vor allem bei aggressiven Schülern ist die Lehrer-Schüler-Interaktion oft so belastet, dass die positiven Anteile sowohl vom Lehrer als auch vom Kind kaum mehr wahrgenommen werden können. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass der Lehrer die positiven Anteile imLehrer-Schüler-Kontakt stärker hervorhebt. Lehrer sollten Möglichkeiten zum Einzelgespräch (während der Pause, am Ende der Unterrichtsstunde) nutzen, um gezielt die positiven Verhaltensweisen des Schülers anzusprechen und zu bekräftigen. Für solche Gespräche genügen kurze Gespräche/ Hinweise, die eine Länge von ein oder zwei Minuten haben und problemlos am Ende der Unterrichtsstunde erfolgen können.
    Für eine erfolgreiche Arbeit des Lehrers ist ein enger Kontakt mit den Eltern notwendig; dies bedeutet, dass ein regelmäßiger Austausch erforderlich ist, um die auftretenden Probleme besprechen zu können. Da in der Regel die Anforderungen in der Schule einengender gestaltet sind als in der Familie, ist es wahrscheinlich, dass in der Schule mit aggressiven Kindern massivere Probleme auftreten. So ist es leicht denkbar, dass Eltern die Berichte des Lehrers in Frage stellen und ihr Kind – zumindest trifft dies bei Grundschülern häufiger zu – stark vor den vermeintlichen Angriffen des Lehrers in Schutz nehmen wollen. So entsteht schnell eine Rivalität im Sinne der wechselseitigen Schuldzuweisung, die letztlich die Probleme eines Kindes vergrößern wird.
    Hat die Schule bereits viele Initiativen mit dem Kind und der Familie unternommen, dann sollte man, bevor man eine Überweisung in eine Schule für Erziehungshilfe (Sonderschule für Erziehungsschwierige) in Erwägung zieht, den Eltern empfehlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (vgl. den nächsten Abschnitt).
    Die Schule ist zweifellos – neben der Familie – der wichtigste, relativ konstante Bezugspunkt für Kinder. In der Schule werden positive, aber auch negative Verhaltensweisen eingeübt; so gesehen ist die Schule auch ein Lernfeld für Aggressivität und Gewalttätigkeit. Verdeutlicht man sich diese Chancen und Risiken der Erziehung im schulischen Umfeld, sollte auf verschiedenen Ebenen Prävention betrieben werden.
    Eine Möglichkeit bieten für den schulischen Bereich Programme zur systematischen Verhaltensförderung, die seit Ende der 90er Jahre in Deutschland immer populärer werden. Es handelt sich um sogenannte Sozialtrainings mit Schulklassen; solche Programme werden zum Beispiel für Schulanfänger und in der Grundschule von einer Lehrkraft durchgeführt. Diese Ansätze basieren auf der Überzeugung, dass der Schule zukünftig immer stärker auch die Aufgabe zukommt, Defizite im Sozialverhalten aufzufangen. So dürfte vor allem die Grundschule und Orientierungsstufe mit solchen Aufgaben konfrontiert werden. In beiden Altersgruppen handelt es sich umsensible Entwicklungsphasen, in denen Schüler ein besonderes Maß an sozialer Orientierung benötigen und in denen gehäuft Verhaltensstörungen zu beobachten sind. In solchen Entwicklungsphasen verändern sich die sozialen Anforderungen, die nur mit bestimmten sozialen Fertigkeiten positiv bewältigt werden können. Konkret
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