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Rashminder Allerlei (German Edition)

Rashminder Allerlei (German Edition)

Titel: Rashminder Allerlei (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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lassen und zu laufen, so schnell er konnte, gleichgültig wohin. Stirnrunzelnd drehte und wendete er den Umschlag. Da war Magie spürbar, doch sehr schwach und nicht eindeutig zu identifizieren.
    Muss ich mich schützen?, fragte er seine Magie.
    - Zu spät …
    Ein Fluch! Ihm wurde eisig kalt. Verfluchte Gegenstände waren heimtückische Waffen. Was immer dieser Fluch beinhaltete, er hatte ihn bereits in dem Moment getroffen, als er den Umschlag berührt hatte.
    Von wem stammt das?
    - Varel.
    Kaiden zog den einzelnen Pergamentbogen heraus. Varels Macht war deutlich geringer als seine eigene, einen direkten Schadensfluch konnte er abwehren. Falls diese Pestbeule allerdings in den Lauf des Schicksals eingegriffen hatte, war Kaiden machtlos. Rätselraten brachte nichts, er musste sich Gewissheit verschaffen.
    Kaiden las die wenigen Zeilen, die von ungeübter Hand dahingekrakelt worden waren:

    Torgen wird sterben.
    Du bist sein Mörder.
    Du wirst dafür büßen.
    Euer beider Tod ist unabwendbar.

    Kaiden schloss die Augen, um das Zittern seines Körpers zu unterdrücken, und das namenlose Grauen, das ihn gepackt hatte, abzuwehren. Das hier war nichts, was er mit seiner eigenen Macht verhindern könnte. Es war kein direktes Ringen zweier Zauberer, die ihren Willen gegeneinander stellten. Das hier war eine Fackel, die in trockenes Stroh geworfen wurde. Gleichgültig, wie schnell er rannte, er würde den Flammen nicht entkommen können. Es gab keinen Fluchtweg, das schrie seine Magie ihm panisch zu. Niemand war da, um das Feuer zu löschen. Nicht einmal Selbstmord stand ihm zur Verfügung, der Fluch würde dafür sorgen, dass Torgen dennoch sterben müsste.
    Voller Dankbarkeit, dass Lark zumindest Eryk in Sicherheit gebracht hatte – ob nun absichtlich oder nicht –, ließ Kaiden die Botschaft sinken. Ruhe kam über ihn. Mit mechanischen Bewegungen zog er sich warm an und holte die Kampfmesser, mit denen er bevorzugt kämpfte. Seine letzte Hoffnung beruhte darauf, dass Torgen es schaffen könnte, einen Gegenfluch zu wirken, um Varel zu vernichten, damit dieser nicht triumphieren konnte. Wenn er schon sterben musste, ohne sich von seinem Geliebten verabschieden zu können, dann wollte Kaiden wenigstens die Gewissheit, dass es einen Sinn haben würde …

Kapitel 3

    Torgen erwartete ihn bereits vor dem Haus, als Kaiden die Straße heraufkam. Er war bewusst zu Fuß gegangen, statt die Möglichkeiten des Meteoritensplitters zu nutzen. Eine ganze Weile lang war er durch die Gegend geirrt, hatte sich ohne Absicht dahintreiben lassen und dabei innerlich Abschied genommen. Das Haus seiner Eltern hatte er passiert, die Stelle, an der sein kleiner Bruder Mattus gestorben war, die Gasse, in der er Eryk zum ersten Mal begegnet war. Es dämmerte mittlerweile und Kaiden war bis auf die Knochen durchgefroren, als er sich seinem Schicksal stellte.
    „Ich bin bereit“, flüsterte Torgen. Er sah dermaßen alt und grau aus, dass es Kaiden regelrecht das Herz zerriss. Dieser Mann hatte so viel Leid über ihn gebracht, nur um ihm das Leben zu bewahren. Torgen hatte selbst so viel Leid auf sich genommen. Es war nicht umsonst gewesen, nichts davon. Dennoch war es grausam, was hier geschah.
    „Ich habe meinen Schüler fortgeschickt und dafür gesorgt, dass alle Nachbarn schlafen werden, gleichgültig, wie laut es werden wird.“
    „Meister …“ Kaiden zitterte, unfähig, den Blick von dem vertrauten Gesicht abzuwenden. Torgen nahm ihn behutsam in die Arme und drückte ihn an sich, wie der Vater, der er für Kaiden in mancherlei Hinsicht geworden war.
    „Du bist stark“, flüsterte Torgen. „Der Fluch hätte dich zwingen müssen, sofort zu mir zu laufen und mich zu erschlagen. Du bist zu stark für Varels Kräfte, ich spüre, du hast weder den Wunsch noch den unabwendbaren Drang, mich zu töten.“
    Kaiden nickte stumm an seiner Schulter. Sprechen war unmöglich, er würde sonst anfangen zu weinen. Er wusste, seine Stärke würde ihn nicht davor bewahren, den Fluch erfüllen zu müssen.
    „Varel lässt mir keine Wahl, Kind.“ Torgen küsste Kaiden sanft auf die Stirn und flüsterte eindringlich auf ihn ein.
    Dann stieß er ihn von sich, fiel auf die Knie, die Arme weit geöffnet und den Kopf hoch erhoben.

    ~*~

    „Es ist Zeit“, sagte Lark. Eryk erhob sich schwankend, ohne Natts Hilfe wäre er gestürzt. Er wollte es nicht mitansehen müssen! Doch auf keinen Fall würde er zurückbleiben, das war undenkbar. Er musste stark bleiben
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