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Rashminder Allerlei (German Edition)

Rashminder Allerlei (German Edition)

Titel: Rashminder Allerlei (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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uns?“, fragte Natt skeptisch, während sie bereits durch den Raum der Türen zum Hauptquartier der Geheimorganisation marschierten. „Dann muss es ernst sein.“
    „Sobald es um Fluchmagie geht, ist es grundsätzlich sehr ernst“, murmelte Lark der Größere.
    Eryk fuhr zusammen, als sie ihr Ziel erreichten und er den weißbärtigen alten Mann erkannte, der dort auf sie wartete: Meister Kimon, der Oberste der Magiergilde von Rashmind.

    ~*~

    Kaiden fuhr mit einem Ruck hoch. Seinem Empfinden nach hatte er etwa vier Stunden geschlafen, was ein wenig zu kurz war. Was hatte ihn geweckt? Eryk konnte es nicht gewesen sein, der Schlafraum lag in völliger Finsternis. Eryk war noch nicht einmal hier, wurde Kaiden bewusst, er konnte weder die Atemzüge seines Liebsten hören, noch seine Präsenz spüren. Vielleicht war er in der Stube eingeschlafen? Beunruhigt tastete Kaiden sich zur verschlossenen Tür hinüber, da seine Sinne ihm sagten, dass Eryk nicht im Haus war. Mithilfe von ein bisschen Magie verschaffte er sich Gewissheit: Eryk befand sich bei Lark. Er schlief, genauso wie Natt und Cael, die Kaiden bei ihm spürte. Anscheinend war etwas zwischen den beiden eskaliert und Lark hatte nach Eryk gerufen, damit der helfen konnte. Erleichtert entzündete Kaiden eine Laterne, feuerte den Herd hoch und kochte sich eine Tasse Tee zum Munterwerden. Wirklich ausgeschlafen fühlte er sich nicht, aber er wusste, er würde frühestens in fünf bis sieben Tagen wieder zur Ruhe finden.
    Er hatte gerade die Tasse geleert und ein Kapitel in seinem Buch über die neunundneunzig Verwendungszwecke von Amethyststaub geschafft – elend langweiliger Stoff, doch Meister Torgen hatte ihm die Lektüre vehement aufgedrängt – da klopfte es an der Haustür.
    Bevor Kaiden sich hochgerappelt hatte, informierte ihn seine Magie bereits ungefragt, dass ein kleines Mädchen draußen stand.
    Ich werde faul, so geht das nicht!, dachte er verärgert über sich selbst. Er war stolz darauf, nicht für jede Kleinigkeit zur Magie zu greifen, und dennoch, in letzter Zeit ging es häufiger mit ihm durch. Gerade bei den alltäglichen Kleinigkeiten, die er genauso gut mit ein wenig körperlichem Einsatz hätte erledigen können. Die Drachen hatten ihn dergestalt eingeschränkt, dass er zwar die Suchmagie jederzeit nutzen durfte, bei jeder anderen Art der Zauberei hingegen sofort erschöpfte, wollte er sie häufiger als einmal pro Tag verwenden – seitdem griff er viel zu häufig zu seinem Urtalent.
    Es klopfte erneut, sehr zaghaft und leise.
    „Ja?“ Kaiden entriegelte die Tür und lächelte auf das erbärmlich dünne Mädchen hinab. Es war an der Kleidung erkennbar eindeutig ein Straßenkind, das sich selbst verkaufen musste. Die Kleine streckte ihm mit zittrigen Fingern einen Brief entgegen, ohne ein Wort zu sagen. Kaiden registrierte kurz, dass sein Name auf dem Umschlag stand, bevor er ihn wegsteckte und möglichst unauffällig eine Münze aus seiner Schatulle, die er im Keller verbarg, in seine Hosentasche zauberte. Schon wieder verschwendete Kraft, doch er wollte das Kind nicht mit offener Magie erschrecken, und wenn er sie stehen ließ, um Geld zu holen, würde sie sicherlich weglaufen. Er gab ihr die Münze, hielt sie allerdings fest, bevor sie danach grapschen und fliehen konnte.
    „Am Heumarkt gibt es ein Waisenhaus. Dort könntest du Essen und ein Bett haben und mit dem Geschick deiner Finger statt mit deinem Körper dafür bezahlen“, sagte er eindringlich. Diese von reichen Frauen geführten Waisenhäuser, die größtenteils von Naxander gestiftet wurden, bildeten Mädchen wie dieses hier zu Näherinnen aus. Der Bedarf an Segeltuch und günstiger Alltagskleidung stieg beständig, da Handel und Wirtschaft sich in den letzten Jahren rapide entwickelt hatten. Es war eine Überlebenschance für diese Straßenkinder, die damit zwar kein sorgloses und einfaches Leben erhielten und gewiss nicht mit Liebe überschüttet wurden, aber zumindest vor Kälte, Hunger, Krankheiten und sexueller Ausbeutung leidlich geschützt waren.
    Die Kleine nickte erschrocken, riss sich mitsamt der Münze los und rannte davon. Nicht in Richtung Heumarkt. Kaiden hoffte, dass sie darüber nachdenken und es zumindest versuchen würde. Mehr konnte er nicht tun.
    Zurück in der Stube betrachtete er neugierig den Brief. Es gab keinen Absender, das Siegel kannte er nicht. Irgendetwas nagte an ihm, während er das Siegel brach. Ein Gefühl, das ihn drängte, alles fallen zu
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