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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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zusammen sein sollte, musste sie unbedingt ihre höchsten Plateauschuhe von Michael Kors tragen.
    »Hast du schon gefrühstückt?« Er sprang von der letzten Stufe und landete mit einem Plumps vor ihr. Die zerzausten braunblonden Haare fielen ihm ins Gesicht. Er sah aus wie ein Golden Retriever, der seinen Tennisball gefunden hatte – aber auf anmachend heiße Weise.
    »Ja«, log Jenny. All die Gerüchte, die heute Morgen in Waverly die Runde machten, hatten ihr den Appetit gründlich verdorben. Selbst jetzt kribbelte es noch in ihrem Magen – wenn auch aus einem anderen, sehr romantischen Grund.
    »Sollen wir zum Hopkins Hill gehen?«, fragte Julian und nickte in die Richtung, in der das Steilufer lag. Sie überlegte, ob er wohl auch an ihren Kuss vom Vorabend dachte. Er musste doch daran denken, oder nicht?
    »Klar, nichts wie los«, sagte sie zuversichtlich.
    Sie betraten den Waldweg, der zu der Uferwand führte. Das Klirren der Teller aus der Kantinenküche wurde allmählich vom Zwitschern der Vögel und dem sanften Rauschen des Windes in den Bäumen abgelöst, an das sich Jenny immer noch gewöhnen musste, nachdem sie ihr gesamtes Leben in New York verbracht hatte. Das trockene Laub auf dem Waldweg raschelte unter ihren Sohlen.
    Sie kamen auf eine kleine Lichtung und Julian blieb stehen. Mit seinen sanften braunen Augen blickte er auf ihren Mund und Jenny wurde rot. Wollte er sie wieder küssen? »Hast du mit Callie gesprochen?«
    Jenny spürte, wie ihr Gesicht zu brennen begann, als sie sich an die Auseinandersetzung mit Callie gestern Abend erinnerte. Sie war außer sich gewesen – nicht weil Callie und Easy wieder zusammen waren, sondern weil Callie sie darüber angelogen hatte und so getan hatte, als wären sie alle beste Kumpels. Ehrlich, Callie und Easy hatten sich wahrscheinlich krummgelacht über die naive Jenny, während sie nackt in der Scheune gelegen und geraucht und das ganze Gebäude abgefackelt hatten. »Ja, in gewisser Weise. Also na ja, ich weiß nicht so genau.«
    »Schon okay.« Julian ging in die Hocke, hob ein leuchtend rotes Eichenblatt auf und hielt es Jenny hin, als sei es eine Blume. Sie kicherte und nahm das Blatt entgegen. Sanft streifte ihre Hand die seine. »Du musst mir keine Einzelheiten erzählen. Ich wollte nur wissen, ob ihr die Angelegenheit bequatscht habt.« Er zuckte leicht mit den Schultern, und Jenny fiel auf, dass ihr sein Outfit ziemlich vertraut vorkam: schwarze Tretorn-Stiefel, ausgewaschene dunkle True-Religion-Jeans mit faustgroßen Löchern in den Knien und unter dem Kapuzen-Fleece ein schwarzes T-Shirt.
    »Bist du etwa die ganze Nacht aufgeblieben?«, fragte sie.
    Er rieb sich den Nacken mit der Hand und stieß die Stiefelspitzen in den Sandweg. »Muffle ich?«, fragte er mit gesenkter Stimme, als ob jemand sie belauschen könnte.
    »Nein.« Sie kicherte. Er roch genau genommen ganz nett, nach Tannen. Oder lag das vielleicht daran, dass sie im Wald waren? »Aber du hast das Gleiche an wie gestern Abend.«
    »Stimmt. Ich bin nämlich zu Fuß nach Hause gegangen.« Julian zog den rutschenden Bund seiner Jeans hoch. Seine Boxershorts waren hellgrün mit kleinen aufgedruckten weißen Schafen und Jenny lief bei ihrem Anblick hellrosa an. »Es gibt eine Abkürzung durch die Schlucht hinter der Miller-Farm«, sagte er, als sei das eine schlüssige Erklärung.
    »Ach so«, erwiderte Jenny, als sei ihr nun alles sonnenklar. Die ganze Nacht allein durch die Natur tappen? Jungs waren so seltsam. Als sie mit Easy liiert gewesen war, hatte er sie an seinem Lieblingsplätzchen tief im Wald gemalt. Und wenn sie daheim durch die Sheep Meadow im Central Park geschlendert war, war die immer vollgestopft mit Jungs, die Joints rauchten und mit dem bisschen Natur eins wurden, das New York zu bieten hatte. Oder vielleicht wollten sie auch einfach nur high werden. Jenny lehnte sich an einen bemoosten Stamm und versuchte, unter Julians unverwandtem Blick locker zu bleiben. Es war ihr egal, wenn ihre Klamotten dabei ein bisschen schmutzig wurden. Julian war ihr das wert.
    Sein Blick wanderte an ihren Lippen entlang. »Der ganze Himmel war in Rot, Weiß und Blau getaucht von dem Licht der Streifenwagen und der Feuerwehr«, erzählte er. »Das hat ziemlich cool ausgesehen.« Jenny musste über seine jungenhafte Begeisterung lächeln. Ihr gefiel die Vorstellung, dass er aus einer Laune heraus losgezogen, mitten in der Nacht durch den Wald gewandert war und sich dabei an ihren Kuss erinnert
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