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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts
Autoren: Christian Jacq
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Eure armseligen
Soldaten werden uns nicht lange Widerstand leisten.«
    Empört über die Frechheit des Mannes, hob einer der
Ägypter sein Beil, um ihm den Schädel zu spalten.
    »Zurück!« befahl Ramses, an seine Soldaten gewandt.
»Wer von euch tritt freiwillig gegen diesen Barbaren an?«
    Es gab keinen Freiwilligen.
    Serramanna lachte höhnisch.
    »Ihr seid keine Krieger!«
    »Was genau suchst du hier?«
    Die Frage überraschte den Riesen.
    »Reichtum! Und dann auch noch Weiber, euren besten
Wein, ein Haus mit Landbesitz und…«
    »Wenn ich dir das alles biete, würdest du dann das Amt
des Obersten meiner Leibgarde übernehmen?«
    Die Augen des Riesen weiteten sich, bis vom Gesicht
kaum mehr etwas übrigblieb.
    »Töte mich, aber verspotte mich nicht!«
    »Ein echter Krieger ist fähig, in einem einzigen
Augenblick eine Entscheidung zu treffen. Willst du mir also dienen oder
sterben?«
    »Sag deinen Wachen, sie sollen mich loslassen!«
    Furchterfüllt banden die zwei Soldaten ihm die
Handgelenke los.
    Ramses war groß, aber Serramanna war noch einen Kopf
größer. Als er zwei Schritte auf den Regenten zu tat, richteten die ägyptischen
Bogenschützen ihre Pfeile auf ihn. Wenn er sich auf Ramses stürzte und einen
Zweikampf beabsichtigte, um ihn mit seinen Pranken zu erwürgen, würden sie dann
noch schießen können, ohne Sethos’ Sohn zu verletzen?
    Ramses las in den Augen des Sarden die Lust zu töten,
blieb aber weiterhin mit verschränkten Armen stehen, als kümmere ihn das nicht.
Sein Gegner vermochte beim Regenten keine Spur von Angst auszumachen.
    Serramanna beugte das Knie und senkte den Kopf.
    »Befiehl, und ich werde gehorchen.«
     
    ZWEIUNDFÜNFZIG
     
     
    in memphis war man empört. Stellte die Oberschicht der Armee etwa nicht
genügend tapfere Söhne, oder waren diese etwa nicht würdig, den Schutz des
Regenten zu gewährleisten? Die Leibgarde einem solchen Barbaren zu unterstellen
war eine Beleidigung des Adels, selbst wenn Serramanna, das mußte man zugeben,
in seiner sardischen Tracht in der Tat abschreckender wirkte als jeder andere.
Die übrigen Seeräuber, die sich der Plünderung schuldig gemacht hatten, waren
zwar zur Verbüßung ihrer Schuld in die Steinbrüche geschickt worden, aber
gebührte ihrem Anführer deshalb ein solch beneidenswerter Posten? Keiner würde
Mitleid haben mit dem Regenten, wenn der Kerl ihm eines Tages doch in den
Rücken fiele.
    Chenar jubilierte. Wieder hatte Ramses einen Fehler
begangen. Diese empörende Entscheidung war ein beredter Beweis, daß nur rohe
Gewalt bei Ramses Anklang fand. Bankette und Empfänge strafte er mit
Mißbilligung und machte statt dessen endlose Ritte durch die Wüste, übte sich
unermüdlich im Bogenschießen und Schwertkampf, wenn er nicht gar mit seinem
Löwen herumtollte.
    Serramanna wurde zu seinem bevorzugten Kampfgefährten.
Einer lernte vom anderen, sei es im Ringkampf oder mit der Waffe, wobei Kraft
und Geschmeidigkeit sich harmonisch verbanden. Die dem Riesen unterstellten
Ägypter beklagten sich nicht. Auch sie wurden gedrillt und zu Elitesoldaten geschult
und dafür bestens untergebracht und verpflegt.
    Ramses hielt sein Wort. Serramanna wurde Besitzer
eines Hauses mit acht Räumen, einem Brunnen und einem baumbestandenen Garten.
Sein Keller füllte sich mit Amphoren voll ausgereiften Weines und sein Bett mit
nicht gerade scheuen Libyerinnen und Nubierinnen, die den Fremdling höchst
anziehend fanden.
    Obgleich er weiterhin Helm, Brustschild, Schwert und
Rundschild trug, vergaß der Sarde seine Heimat. In Sardinien war er arm und
verachtet gewesen, in Ägypten war er reich und geachtet! Dafür war er Ramses
unendlich dankbar. Er hatte ihm nicht nur das Leben geschenkt, sondern ihm auch
noch jenes beschert, von dem er immer geträumt hatte. Wer auch immer es wagen
sollte, den Regenten zu bedrohen, der würde es mit ihm zu tun bekommen!
    Die Nilschwemme in diesem vierzehnten Regierungsjahr
Sethos’ war nicht vielversprechend. Der schwache Wasseranstieg könnte zu
Hungersnöten führen. Sobald der König eine Bestätigung der Kundigen aus Assuan
erhielt, die den Fluß beobachteten und ihre Aufzeichnungen mit denen früherer
Zeiten verglichen, ließ er Ramses rufen. Trotz seiner Mattigkeit, die sich
nicht bessern wollte, fuhr der Pharao mit seinem Sohn zum Gebel Silsileh, wo
die Ufer den Nil einengten. Dort kam der Überlieferung gemäß Hapi, der das
Wasser anschwellen ließ, aus zwei Höhlen hervor, und dieses reine Wasser
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