Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
angeblich ach so schwer war, Wild zu finden – oder mit Fragen wie: »Hast du nicht vor einer Stunde erst etwas gegessen?« Als könnten solche Worte sie dazu bewegen, ihre Bedürfnisse zu überdenken.
    Unter den Drachen war allein Sintara so weitsichtig, sich statt einem zwei Hüter als Diener zu halten. Das ältere Menschenweibchen, Alise, war als Jägerin nicht zu gebrauchen, aber sie war eifrig, wenn auch nicht allzu geschickt, um die Körperpflege der Drachin bemüht und begegnete ihr mit dem gebührenden Anstand und Respekt. Thymara dagegen, die Jüngere von beiden, war zwar die beste Jägerin unter den Hütern, aber sie besaß ein aufsässiges, widerspenstiges Wesen. Mit zwei Dienerinnen konnte Sintara sich einigermaßen darauf verlassen, dass stets eine zugegen war, wenn sie etwas brauchte, wenn auch nur für die kurze Zeit eines Menschenlebens. Das würde hoffentlich genügen.
    Den größten Teil eines Mondzyklus waren die Drachen im flachen Wasser nahe dem dicht bewachsenen Ufer flussaufwärts gestapft. Der Waldrand entlang des Stroms war von Ranken und Kriechgewächsen und einem Gewirr aus ausladenden Wurzeln überwuchert, die es den Drachen unmöglich machten, sich trockenen Fußes fortzubewegen. Die Jäger ruderten voraus, die Hüter folgten in ihren Booten. Das Lebensschiff Teermann , ein langer, flacher Kahn, der nach Drachen und Zauberei roch, bildete den Abschluss. Mercor war ganz fasziniert von dem sogenannten »Zauberschiff«. Sintara und die meisten anderen Drachen dagegen fanden den Kahn beunruhigend und beinahe anstößig. Denn der Rumpf des Gefährts war aus Hexenholz, das eigentlich kein Holz war, sondern die Überreste des Kokons einer toten Seeschlange. Die Bretter, die man aus diesem »Holz« gewann, waren extrem hart und widerstandsfähig gegen Wind und Wetter. Die Menschen maßen dem Material einen großen Wert bei. Doch es roch nach dem Leib und den Erinnerungen eines Drachens. Wenn eine Seeschlange die Hülle wob, die sie beschützen sollte, während sie sich in einen Drachen verwandelte, fügte sie dem Gemisch aus Sand und Lehm, den sie mit ihrem Speichel hervorwürgte, auch ihre Erinnerungen hinzu. Deshalb war dieses Holz eine Ablagerung von Erinnerungen. Für Sintaras Geschmack sahen die auf den Schiffsrumpf gemalten Augen viel zu wissend drein, und Teermann bewegte sich viel müheloser gegen die Strömung als jeder herkömmliche Kahn. Sie machte stets einen Bogen um das Schiff und sprach kaum mit seinem Kapitän. Allerdings zeigte der Mann auch wenig Neigung, mit den Drachen zu reden. Kurz blieb dieser Gedanke in ihrem Geist hängen. Hatte er etwa einen Grund, ihnen aus dem Weg zu gehen? Im Gegensatz zu einigen anderen Menschen schien er von den Drachen nicht eingeschüchtert zu sein.
    Oder abgestoßen. Da fiel ihr Sedric ein, und sie stieß ein höhnisches Schnauben aus. Der pingelige Händler aus Bingtown trottete hinter ihrer Hüterin Alise her, trug Stift und Papier bei sich, zeichnete Drachen und schrieb die bruchstückhaften Erkenntnisse auf, die Alise ihm diktierte. Denn er war von so schwachem Geiste, dass er die Drachen nicht einmal verstand, wenn sie ihn ansprachen. Wenn Sintara mit ihm redete, hörte er nur »Tiergeräusche«, die er unverschämterweise mit dem Muhen einer Kuh verglichen hatte! Nein, Kapitän Leftrin war ganz anders als Sedric. Er war weder taub für die Drachensprache, noch hielt er die Drachen seiner Aufmerksamkeit für unwürdig, wie es schien. Aber warum ging er ihnen aus dem Weg? Hatte er etwas zu verbergen?
    Nun, er war ein Narr, wenn er glaubte, er könne einem Drachen etwas verheimlichen. Sie schob die kurze Sorge beiseite. Drachen vermochten den Geist eines Menschen so leicht zu durchschauen, wie eine Krähe einen Misthaufen durchstöberte. Sollte Leftrin oder irgendein anderer ein Geheimnis haben, sollte er es ruhig hüten. Die Menschen lebten so kurz, dass es kaum der Mühe wert war, einen von ihnen kennenzulernen. Elderlinge waren einst würdige Gefährten der Drachen gewesen. Denn sie hatten um einiges länger als Menschen gelebt, und sie waren klug genug gewesen, um zum Lob der Drachen Lieder und Gedichte zu verfassen. In ihrer Weisheit hatten sie die öffentlichen Gebäude und selbst einige ihrer Privatpaläste so errichtet, dass sie Drachen als Gäste empfangen konnten. Sintara erinnerte sich an gemästetes Vieh, an warme Zufluchtsstätten, wohin sich die Drachen vor dem Winter hatten zurückziehen können, an Bäder mit Duftöl, die das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher