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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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erhielt aber keine Antwort. Mit Unbehagen rätselte sie, ob Himmelspranke auch von ihrer Schwärmerei für Leftrin und den Einzelheiten ihrer unglücklichen Ehe wusste. Fast im selben Moment beschloss sie, diese Geheimnisse zu wahren, indem sie nicht mehr daran dachte. Dann merkte sie jedoch, wie zwecklos dies war. Kein Wunder haben die Drachen eine so schlechte Meinung von uns, wenn sie jeden unserer Gedanken lesen können.
    Ich kann dir versichern, dass die meisten eurer Gedanken zu belanglos sind, als dass wir uns überhaupt eine Meinung darüber bilden. Himmelsprankes Antwort strömte in Alises Geist. Voll Bitterkeit fügte die Drachin hinzu: Mein wahrer Name ist Sintara. Nachdem Mercor ihn hinausposaunt hat und alle anderen ihn kennen, kann ich ihn dir auch verraten.
    Es war aufregend, mit einem derart sagenhaften Wesen von Geist zu Geist zu sprechen. Alise wagte es mit einem Kompliment. Ich bin überglücklich, endlich deinen wahren Namen zu hören, Sintara. Sein herrlicher Klang ist deiner Schönheit würdig.
    Steinernes Schweigen beantwortete ihren Gedanken. Sintara hörte sie sehr wohl, aber sie begegnete ihr mit Leere. Um diese zu überbrücken, stellte Alise erneut eine Frage. Was ist dem braunen Drachen geschehen? Ist er krank?
    Die Kupferdrachin ist bereits so aus ihrer Hülle geschlüpft, und sie hat zu lange überlebt, gab Sintara gefühllos zurück.
    Sie?
    Behellige mich nicht weiter mit deinen Gedanken!
    Alise hielt sich gerade noch zurück, bevor sie eine Entschuldigung dachte. Das hätte die Drachin nur noch mehr verärgert. Zudem war sie beinahe bei Leftrin angelangt. Die Gruppe der Hüter, die sich um den Braunen versammelt hatten, löste sich gerade wieder auf. Der große Golddrache und seine kleine Hüterin mit den rosafarbenen Schuppen blieben als Einzige zurück, als sie neben Leftrin trat. Bei ihrem Näherkommen hob der Golddrache den Kopf und richtete die funkelnden schwarzen Augen auf sie. Alise spürte, wie sein Blick sie zurückdrängte. Unvermittelt wandte Leftrin sich zu ihr um.
    »Mercor möchte, dass wir den Braunen alleine lassen«, sagte er.
    »Aber der Arme braucht vielleicht unsere Hilfe. Hat jemand herausgefunden, was er hat? Oder sie?« Sie fragte sich, ob Sintara sich geirrt oder sie gar auf den Arm genommen hatte.
    Zum ersten Mal richtete der Golddrache das Wort direkt an sie. Seine tiefe Stimme dröhnte wie Glockenschläge und ließ ihre Brust erbeben, während sie ihren Geist erfüllte. »Relpda leidet an Parasiten, die sie von innen heraus auffressen, und ein Räuber hat sie überfallen. Ich halte bei ihr Wache, damit gewiss niemand vergisst, dass Drachen immer noch die Angelegenheit von Drachen sind.«
    »Ein Räuber?« Alise war entsetzt.
    »Geht«, befahl Mercor schroff. »Das hat euch nicht zu kümmern.«
    »Kommt mit mir«, legte Leftrin ihr mit Nachdruck nahe. Der Kapitän reichte ihr den Arm, zog ihn dann aber abrupt zurück. Ihr wurde schwer ums Herz. Sedrics unglückselige Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Zweifellos hatte Sedric es für seine Pflicht gehalten, Leftrin daran zu erinnern, dass sie eine verheiratete Frau war. Nun, sein Tadel hatte den Schaden bereits angerichtet. Nie wieder würde es zwischen ihr und Leftrin so ungezwungen und entspannt sein. Sie würden beide immerzu daran denken, was schicklich war. Wenn Hest, ihr Gatte, plötzlich selbst bei ihnen aufgetaucht wäre, hätte sie seine Gegenwart auch nicht stärker empfinden können.
    Noch hätte sie ihn mehr hassen können.
    Das war ein Schock. Sie hasste ihren Ehemann?
    Ihr war klar gewesen, dass er ihre Gefühle verletzte, dass er sie vernachlässigte und demütigte, dass sie verabscheute, wie er sie behandelte. Aber dass sie ihn hasste? Nie zuvor hatte sie sich gestattet, so über ihn zu denken, fiel ihr jetzt auf.
    Hest war gut aussehend und gebildet, charmant und wohlerzogen. Gegenüber anderen. Sie durfte sein Geld nach ihrem eigenen Gutdünken ausgeben, solange sie ihn in Frieden ließ. Ihre Eltern glaubten, sie hätte eine gute Partie gemacht, und die meisten Frauen, die sie kannte, beneideten sie.
    Und sie hasste ihn. Das war es also. Eine Zeit lang war sie schweigend neben Leftrin einhergegangen, bevor er sich räusperte und ihren Gedankengang unterbrach. »Verzeiht«, entschuldigte sie sich automatisch. »Ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    »Ich glaube nicht, dass wir die Lage irgendwie ändern können«, sagte er traurig, und sie nickte, denn sie bezog seine Worte auf
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