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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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ihren inneren Aufruhr. Doch als er weitersprach, änderte sich die Bedeutung. »Ich glaube nicht, dass der Braunen noch irgendjemand helfen kann. Entweder sie überlebt es, oder sie stirbt. Und bis sie sich für das eine oder andere entscheidet, sitzen wir hier fest.«
    »Mir fällt es schwer, ein Weibchen in ihr zu sehen. Ihre Krankheit ist dann doppelt traurig. Es gibt nur so wenige weibliche Drachen. Mir ist es gleich. Mir ist es gleich, dass wir hier festsitzen, wollte ich sagen.« Sie wünschte sich, er würde ihr den Arm reichen. Sie hätte ihn sofort ergriffen.
    Die Grenze zwischen Land und Wasser verschwamm. Der Morast wurde tiefer und nasser, bis er in den Fluss überging. Kurz vor den Wellen blieben sie stehen, und Alise spürte, wie ihre Stiefel einsanken. »Wir können wohl nirgendwohin entkommen, nehme ich an?«, sagte Leftrin.
    Sie sah zurück. Der Uferstreifen war von niedergetrampeltem Gras bedeckt und wurde von einer Barriere aus Treibholz und Dickicht begrenzt. Dahinter begann der eigentliche Wald. Von ihrem Standort aus wirkte er undurchdringlich und unheimlich. »Wir könnten es mit dem Wald probieren«, hob sie an.
    Leftrin ließ ein tiefes freudloses Lachen hören. »Das habe ich nicht gemeint. Ich sprach von Euch und mir.«
    Ihr Blick begegnete seinem. Sie war verblüfft, dass er es so unverblümt angesprochen hatte. Und dann entschied sie, dass Sedrics Einmischung vielleicht doch ein Gutes hatte, nämlich dass sie aufrichtig miteinander waren. Schließlich gab es für keinen von beiden mehr einen Grund, ihre Gefühle füreinander zu verschweigen. Sie wünschte sich den Mut, seine Hand zu ergreifen. Stattdessen sah sie ihm einfach ins Gesicht und hoffte, dass er in ihren Augen lesen konnte. Er konnte es und seufzte schwer.
    »Alise. Was sollen wir tun?« Obwohl die Frage rhetorisch gemeint war, beschloss sie, darauf zu antworten.
    Sie waren ein paar Schritte gegangen, bevor sie die richtigen Worte fand. Er sah beim Gehen zu Boden. Sie sah ihn von der Seite an, und mit ihren Worten gab sie alle Kontrolle auf, die ihr bisheriges Leben bestimmt hatte. »Ich möchte das tun, was Ihr tun möchtet.«
    Sie beobachtete, wie das Gesagte bei ihm einsank. Eigentlich hatte sie erwartet, dass es wie ein Segen für ihn wäre, aber er nahm es wie eine Last auf. Sein Gesicht wurde sehr ruhig. Er hob den Blick. Vor ihnen lag der Kahn am Ufer und schien Leftrin mitleidsvoll anzublicken. Als er antwortete, galt das vielleicht nicht nur ihr, sondern auch dem Schiff. »Ich muss das tun, was richtig ist«, sagte er voller Bedauern. »Für uns beide«, fügte er hinzu, und sein Tonfall hatte etwas Endgültiges.
    »Ich lasse mich nicht nach Bingtown zurückschippern!«
    Er lächelte mit einem Mundwinkel. »Oh, das ist mir durchaus bewusst, meine Liebe. Niemand wird Euch irgendwohin schippern. Wenn Ihr irgendwohin geht, dann aus eigenem freiem Entschluss, oder Ihr geht nirgendwohin.«
    »Nur, damit Euch das klar ist«, sagte sie und versuchte dabei, stark und unabhängig zu klingen. Sie griff nach seiner schwieligen Hand, umfasste sie fest und spürte ihre Rauheit und Kraft. Wie zur Antwort drückte er behutsam die ihre. Dann ließ er sie los.
    Der Tag schien wie eingetrübt. Sedric schloss die Augen und öffnete sie wieder. Doch es half nichts. Schwindel erfasste ihn, und er hielt sich an der Wand seiner Kammer fest. Unter seinen Füßen schien der Kahn zu schwanken, obwohl er wusste, dass das Schiff am Ufer lag. Wo war nur der verdammte Türgriff? Er konnte ihn nirgends entdecken. Flach atmend lehnte er sich gegen die Wand und kämpfte gegen den Brechreiz an.
    »Fehlt Euch etwas?«, erklang an seinem Ellbogen eine tiefe Stimme, die ihm nicht unbekannt war. Es kostete ihn einige Anstrengung, seine Gedanken zu ordnen. Carson, der Jäger. Der mit dem rotblonden Vollbart. Dem gehörte die Stimme.
    Sedric holte vorsichtig Luft. »Ich weiß nicht. Ist etwas mit dem Licht? Mir scheint es so düster zu sein.«
    »Heute ist ein strahlender Tag, Mann. So hell, dass ich nicht lange auf die Wellen schauen kann.« Die Stimme klang besorgt. Warum? Er kannte den Jäger kaum.
    »Mir kommt es dämmrig vor.« Sedric bemühte sich, normal zu reden, aber er hörte die eigene Stimme nur schwach und wie aus weiter Ferne.
    »Eure Pupillen sind so klein wie Stecknadelköpfe. Hier. Nehmt meine Hand. Dann legen wir Euch auf Deck.«
    »Ich will nicht auf dem Boden sitzen«, wehrte Sedric sich kraftlos. Sollte Carson ihn überhaupt verstanden
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