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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Jörg Steinleitner
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verpesteten Kanalrohre kommen.
    Als Jorina und Jules von den Plänen, die Straße aufzureißen, erfuhren, wurden sie hellhörig: »Das machen die doch nur, weil die einen Tunnel in die Bank graben wollen«, sagte die Bankräuberin zu ihrem Komplizen. Jules konnte nicht antworten, weil er gerade wieder von Brechreiz geschüttelt wurde.
    »Jules?« Jorina sah ihren Ehemann ernst an.
    »Urrrgh«, erwiderte dieser.
    »Ich glaube, unsere Zeit hier ist abgelaufen.«
    Am nächsten Tag saß Anne auf ihrem Sofa und las auf dem Bildschirm ihres Laptops folgende Botschaft der Frühlingsbankräuber:
    UNS STINKTS. DAHER FORDERN WIR: 2 NEUE UND VOLLGETANKTE AUDI-CABRIOS MIT STECKENDEN ZÜNDSCHLÜSSELN. WENN AUTOS MORGEN NICHT DA, STIRBT HANNES SELIGER ALS ERSTER. DANACH DIE ANDEREN. GYE & AMDDL. EMKAG 2 PXYLQLV ILVLYG. YD 2 GMQLD MBP M8.
    Anne runzelte die Stirn. Den letzten Satz der Botschaft verstand sie nicht. Auch ihre Kollegen und die beauftragten Kryptologen des Geheimdienstes waren ratlos. GYE & AMDDL. EMKAG 2 PXYLQLV ILVLYG. YD 2 GMQLD MBP M8. Was sollte das bedeuten?
    Die Ermittler waren geneigt, die Drohung nicht ernst zu nehmen. Doch Anne war bei Jules und Jorina gewesen. Und sie hatte den Eindruck gewonnen, dass die beiden jungen Leute durchaus bereit waren, über Leichen zu gehen. So empfahl sie, die Forderung der Anonymous Bankräuber zu erfüllen. Doch bei ihren Verbündeten rief dieser Vorschlag heftigen Widerstand hervor. GSG9-Kommandant Schramm plädierte ohnehin dafür, die Bankräuber noch länger mit dem Stinkstoff zu zermürben. Kurt Nonnenmacher fand, dass doch ein Auto reichen würde – und vielleicht auch lieber ein billigeres, ein Opel etwa, und auf keinen Fall ein teures Cabriolet. Als man sich nach ewigen Diskussionen endlich dazu durchrang, den Geiselnehmern zwei Cabriolets zur Verfügung zu stellen, entpuppte sich die Beschaffung der Rennwagen noch als gewaltiges Problem: Die beteiligten Stellen des bayerischen Innenministeriums konnten sich nicht einigen, wer zuständig war! War es Abteilung IIZ Zentrale Angelegenheiten, wofür die Wichtigkeit der Bankraubaffäre sprach? Oder die Abteilung IIB Recht, Planung und Bautechnik, weil man hier ja auch einiges zu planen hatte und es sich bei einem Verbrechen um eine rechtliche Angelegenheit handelte? Die Abteilung IC Öffentliche Sicherheit und Ordnung fühlte sich gänzlich unzuständig, da es hier ja nicht um Sicherheit, sondern um Unsicherheit ging. Und die Mitarbeiter der Abteilung ID Brand- und Katastrophenschutz, Rettungswesen und Staatsschutz, der die anderen Abteilungen gerne die Kosten für die zwei teuren Autos aufs Auge gedrückt hätten (sie galten als unglaublich hochnäsig), gingen einfach nicht mehr ans Telefon.
    Am Ende war es, wie so oft in dem schönen Land mit den grünen Hügeln und schroffen Bergen, ein Anruf des am See lebenden Präsidenten des FC Bayern, der die Sache regelte. Zufällig war die von den Geiselnehmern gewünschte Automarke nämlich auch Sponsor des erfolgreichen Fußballvereins. Er sorgte dafür, dass am nächsten Morgen die beiden Fahrzeuge vor dem Bankgebäude abgestellt werden würden.
    Trotz des bestialischen Gestanks, der mittlerweile von dem berüchtigten und ausgerechnet jetzt einsetzenden Föhnwind von der nördlichen Seegemeinde aus über das Wasser in die anderen Orte getragen wurde, strömten die Tagesausflügler und Touristen in das Tal. Zu allem Überfluss stand am folgenden Tag auch noch der jährliche Halbmarathon um den See an, zu dem sich viertausend Sportbegeisterte angemeldet hatten.
    Eigentlich hatte auch Anne teilnehmen wollen, doch war das wegen der Geiselnahme und angesichts ihrer Verletzungen nun natürlich unmöglich. Immerhin wirkten die Schmerztabletten, die Sepp Kastner ihr nach der Flucht aus der Klinik besorgt hatte. Und auch Lisa kümmerte sich rührend um ihre lädierte Mutter: Die Achtjährige besorgte beim Metzger Wiener Würstchen und Debreziner und in der Bäckerei Brezen und bereitete für sich und ihre Mutter das Abendessen zu. Danach las Anne ihrer Tochter noch aus deren Lieblingsbuch vor. Die Geschichten zweier Zwillingsmädchen, die ihr Internat mit Streichen auf Trab hielten, hatte die Polizistin als Kind selbst verschlungen. Nach dem Vorlesen knipste Anne das Licht aus und streichelte ihre Tochter noch ein wenig.
    Anne musste dabei eingeschlafen sein, denn plötzlich spürte sie, wie eine kleine Hand sanft an ihrer Schulter rüttelte: »Mama, das Telefon.«
    »Was?«
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