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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unseres Einsatzgebietes hinaus profilieren können. KPD selbst hat leider keine Zeit zum Profilieren, er muss mit seiner Frau und der Schwiegermutter zu einer Vernissage ins Schwetzinger Schloss.«
    »Wenigstens der bleibt uns erspart. Wo müssen wir hin?«
    »In den Ebertpark.«
    »Wie bitte? Im Ebertpark wurde jemand ermordet?«
    Ich wusste, dass der knapp 30 Hektar große Erholungspark 1925 anlässlich der Süddeutschen Gartenbauausstellung auf einem ehemals versumpften Altrheinarm angelegt wurde. In der benachbarten Friedrich-Ebert-Halle war ich als Jugendlicher öfters auf Rockkonzerten gewesen, das letzte Mal Anfang der 80er-Jahre bei AC/DC. Einen Mordfall im Ebertpark konnte ich mir dennoch nicht vorstellen.
    »Dann mach dich mal fertig, Junge. Dann wirst du schon sehen.«
    Seit einigen Wochen redete Jutta Gerhard und mich gerne mit ›Junge‹ an. Wir ärgerten uns darüber aber nicht. Schließlich hatte Jutta ihre Qualitäten. Insbesondere was zeitsparende Meetings anging. Zielstrebig unterband sie alle Wiederholungen und führte die Diskussionen fast immer zu einem punktgenauen Finale.

4 Noch ein Arzt
    Ich verabschiedete mich von Stefanie und versprach, gleich nach meiner Rückkehr mit den Kindern nach Mannheim ins Technoseum zu fahren. Meine Frau nickte mit resigniertem Gesichtsausdruck, der nichts anderes aussagte, als dass sie stärkste Zweifel an meinem Plan hatte.
    Als ich in Juttas Wagen Platz genommen hatte, startete sie und fuhr sofort los.
    »He, willst du nicht vorher dein Navi programmieren?«
    »Siehst du hier irgendwo so ein Ding? Zum einen bin ich in der Hinsicht ähnlich altmodisch wie du, zum anderen werde ich den Ebertpark auch ohne elektronische Hilfsmittel finden.«
    Eigentlich wollte ich sie dafür mit der üblichen Frauen-links-rechts-Verwechslungstragödie aufziehen, aber irgendwie war ich dazu nicht in der richtigen Stimmung. Daher beschloss ich, die Fahrt als Beifahrer zu genießen und etwas zu entspannen. Dies gelang mir aber nur in den ersten fünf Minuten, dann wurde ich von der weiblichen Realität eingeholt. Frauen frieren schneller und leichter als Männer. Das war kein Klischee, sondern millionenfach bewiesener Fakt. Frauen entgegnen dem Frieren immer mit radikalen Gegenmaßnahmen. Diese Gegenmaßnahme nannte sich ›Heizen auf Teufel komm raus‹. In einer gemeinsamen Wohnung konnte Mann sich meist in ein klimatisiert angenehmeres Zimmer zurückziehen, in einem Pkw war das unmöglich, wenn man keinen Fußweg riskieren wollte. Während mir die trockenheiße Luft in den Hosenbeinen hochkroch und zusätzlich von vorne direkt ins Gesicht schlug, beobachtete ich die rot glühende Abdeckung der Luftzufuhr im Armaturenbrett. Ohne Aufmerksamkeit zu erregen, öffnete ich die Beifahrerscheibe um ein paar kaum sichtbare Millimeter.
    »Mach sofort das Fenster wieder zu.« Sie hatte es bemerkt, ich war gefangen. Jutta drehte den Heizungsschalter auf die nächste, die höchste Stufe. Während mir die Schweißtropfen übers Gesicht liefen, fiel mir die Sage von Ikarus ein. Als Flammenball würden wir im Ebertpark ankommen.
    Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Eine Viertelstunde später parkte Jutta auf dem großen Parkplatz vor der Friedrich-Ebert-Halle. Der Temperaturunterschied zwischen dem Wageninnern und der Außentemperatur traf mich mit voller Wucht, was mein Körper zunächst mit mehrfachem Niesen quittierte.
    »Sind wir hier richtig?« Ich blickte mich um und konnte keinerlei Fahrzeuge entdecken, die irgendetwas mit Kriminalpolizei zu tun hatten.
    »Glaub mir«, entgegnete meine Kollegin, während sie zielstrebig auf den Eingang des Parks zuging. »Die anderen sind in den Park reingefahren. Wir haben heute sowieso nur eine Mindestbesetzung. Ich fahre da nicht rein. Damit würde ich den Wagen doch total verschmutzen.«
    Ich nickte ergeben. Das musste man akzeptieren. Im Slalom nahmen wir zu Fuß einen der Hauptwege und konnten den meisten Wasserpfützen ausweichen. Dennoch fanden wir ab und zu ein unverhofftes Schlammloch. Mit ein bisschen Glück würde ich die Schuhe mit Zuhilfenahme eines Dampfstrahlers retten können.
    Direkt neben einem See entdeckten wir auf einem Rasenplatz ein halbes Dutzend Menschen. Als wir sie erreicht hatten, sah ich, dass im Zentrum des Geschehens ein gut zwei Meter hoher Quader aus rotem Sandstein stand. Im unteren und oberen Bereich war er mit Tierornamenten gestaltet, in der Mitte waren zwei Skalen angebracht. Ein dicker Metallstab führte aus

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