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Radikal führen

Radikal führen

Titel: Radikal führen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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Lösung. Weil es unmöglich ist, ein Problemohne eine Lösung zu haben. Erklären Sie nicht jede schwierige Situation zur »Chefsache«. Lassen Sie den Mitarbeiter so weit wie möglich in der Verantwortung. Und erinnern Sie sich immer wieder: Die Initiative des Einzelnen ist der zentrale Wertschöpfungsimpuls, der von der Gemeinschaft getragen werden muss. Das bedingt einen klugen Umgang mit Fehlern.
    Das heißt weiterhin, die Gelegenheit zu geben, persönliche Projekte zu finden und zu verfolgen. Bedingungen dafür zur Verfügung zu stellen: Geld, Zeit, Freiraum. Solche Projekte können vielfältiger Natur sein. Es kann die Weiterentwicklung eines innovativen Produkts sein. Es kann ein Führungsprojekt sein. Es kann die Leitung einer Betriebssportgemeinschaft sein. Wichtig ist, dass sie selbstgewählt sind, dem Mitarbeiter wertvoll erscheinen und ihn herausfordern. Sie als Führungskraft können sie anstoßen, anbieten, sogar empfehlen – zwingen oder nötigen sollten Sie den Mitarbeiter nicht, wenn Projekte ihr Potenzial entfalten sollen. Verschieben Sie nicht das Wollen zum Sollen. Das hat noch nie wirklich funktioniert.
Seien Sie ein Beitragender!
    Die meisten Menschen glauben, dass sie im Leben keinen Unterschied machen, weil sie nur ein kleines Rädchen sind. Sie reagieren darauf mit rationaler Ignoranz (»Was kann ich schon tun?«) und denken: Nach mir die Sintflut! Sie konzentrieren sich auf das »Nehmen«, fragen »Was kann ich kriegen?«, und können es dabei durchaus zu Wohlstand bringen. Sie pflegen mitunter exklusive Freundeskreise, lieben Musik und Theater, gönnen sich aufwändige Fernreisen und sammeln Trophäen. Aber in ihrem Leben gähnt eine Leere. Ihr Leben zählt nicht wirklich. Weil sie im Leben anderer keinen Unterschied machen. Weil sie nicht das Leben anderer vermehren. Weil sie nicht die Chancen anderer vergrößern, die Chancen anderer zu vergrößern.
    Gilt das auch für Sie? Wie können Sie das wissen? Gar nicht. Aber es gibt eine hilfreiche Übung, um der Gewissheit näherzukommen. Stellen Sie sich einen leeren Raum vor. In diesen Raum können Sie virtuell fünf Menschen hineinstellen, die einen Unterschied in Ihrem (Berufs-)Leben gemacht haben. Von denen Sie sagen: Wenn diese Menschen nicht gewesen wären, würde etwas Wertvolles in meinem Leben fehlen. Ohne diese Menschen wäre ich heute nicht der, der ich bin. Diese Menschen mögen tot sein oder noch leben. Das ist einerlei. Welche Menschen fallen Ihnen spontan ein? Und was haben sie beigetragen?
    Und nun stellen Sie sich vor, jemand anderes macht irgendwo diese Übung – und entscheidet sich für Sie! Er stellt Sie dort hinein. Dann haben Sie dazu beigetragen, dass dieser Mensch jetzt das denkt, was er denkt, das tut, was er tut, das ist, was er ist. Dann waren Sie dort ein Beitragender. Diesem Menschen haben Sie gedient, in dessen Leben haben Sie einen Unterschied gemacht. Wenn Sie auch nur im Leben eines Mitarbeiters ein Beitragender waren, haben Sie Ihren Job gemacht.
    Das ist jedoch selten: Einer, der über große Kompetenz verfügt, sie gar selbst erarbeitet hat, findet seine Erfüllung darin, die Kompetenz anderer zu vergrößern. Und verhilft ihnen so zu größerer Freiheit, zu größerer Unabhängigkeit. Das ist nicht jedermanns Sache – jener Genius zu sein, der seine Größe davon ableitet, andere groß zu machen. Was sind das für Menschen, die einen solchen Unterschied im Leben anderer machen? Nun, sie sind ein Unterschied. Sie leben nicht in konturloser Übereinstimmung mit ihrer Umwelt. Sie repräsentieren nicht den Mainstream. Sie sind anders als die anderen. Sie verlassen das Übliche, sonst würde ihr Beitrag nicht als Unterschied wahrgenommen.
    Ich erinnere mich an einen Lehrer, der Ende der 60er Jahre in meiner Klasse Geschichte unterrichtete – es war der »Summer of 69«, die Zeit des Flower-Power. Zu jener Zeit dauerte es nach dem Klingeln durchschnittlich etwa fünf Minuten, bis die Lehrer in die Klasse schlurften. Nicht so Dr. Figge. Mit dem ersten Klingelton trat er in die Klasse, schloss hinter sich die Tür und begann den Unterricht. Wir Schüler waren anfangs irritiert, dann amüsiert – und dann gewöhnten wir uns daran, dass er eben anders war. Bei Weitem nicht alle Schüler haben ihn dafür gemocht. Aber in meinem Leben hat er einen Unterschied gemacht.
    Lehnen Sie sich einen Augenblick zurück: Wenn Sie anerkennen, dass das, was Sie tun (oder eben nicht tun), einen erheblichen Unterschied im
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