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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Autoren: Kim Harrison
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in den letzten paar Tagen, in denen wir uns an der Küste erholt hatten, bevor wir nach Hause geflogen waren, nicht ganz er selbst gewesen. Zwischen uns gab es Unsicherheiten, die vorher nicht da gewesen waren, ein Gefühl von neuen Erwartungen und Verantwortung.
    Keiner von uns wusste, was es bedeutete, gebunden zu sein, aber ich konnte meistens spüren, wo er war, und ihm ging es mit mir genauso. Und nachdem wir weder Al noch Pierce fragen konnten, welche Verantwortung ich ihm gegenüber und er mir gegenüber hatte, würden wir es einfach nach und nach herausfinden. Dass er mir beibrachte, wie man durch die Linien sprang, war kein Thema mehr, also war die Frage vielleicht hinfällig.
    »Hi, Bis«, sagte ich, während Jenks auf meiner Kommode vor sich hinkochte. »Willst du dein T-Shirt?«
    Sofort wurde er munter, glitt in mein Zimmer und ließ sich mit angelegten Flügeln auf meinen Nachttisch fallen. »Ich wollte gerade darum bitten«, sagte er, und ich spürte einen sorgenvollen Stich. »Können Sie es mir anziehen? Ich will es den Kindern zeigen.«
    Er wollte es den Kindern zeigen. Subtil formuliert, aber wichtig. Er sah sich selbst nicht mehr als Kind, sondern als Erwachsenen. Ich hatte es schon im Flugzeug gesehen, als er sich wachsam mit einem Magazin beschäftigt hatte und daran, wie er im Flughafen die Leute beobachtet hatte, statt sich von den startenden Jets ablenken zu lassen, oder davon, dass alle ihn anstarrten. Erwachsen werden war nicht schlimm, aber irgendwie vermisste ich den alten Bis und sein Staunen über so gut wie alles. Er hatte immer noch seine neugierige Gutmütigkeit, aber jetzt wurde sie von dem Wissen beeinflusst, dass das Leben nicht fair war und schlimme Dinge passierten, selbst wenn man wachsam war.
    »Aber sicher«, sagte ich, legte meinen kleinen Koffer aufs Bett und öffnete die Verschlüsse. Immer noch schmollend, landete Jenks auf dem offenen Deckel. Bevor wir nach Hause gekommen waren, hatten wir einen Tag in Disneyland verbracht, und Jenks war ein wenig ausgeflippt, hatte einen Souvenirladen leergekauft und sich generell benommen wie ein Streifenhörnchen auf Brimstone. Bis hatte sich mit einem T-Shirt zufriedengegeben, aber Ivy und ich hatten fast eine Stunde vor dem Laden gesessen und darauf gewartet, dass Jenks aus der Tinkerbell-Ausstellung kam. Seitdem hatte er nicht einen einzigen Fluch mit dem Namen der »Inderlander-Pionierin« ausgeschmückt, wie er sie jetzt nannte.
    Ich zog Bis' T-Shirt heraus und faltete die bunt gemusterte Tüte mit Tinkerbell darauf sorgfältig zusammen, nachdem Jenks kleine, leidende Geräusche von sich gab, als ich sie zusammenknüllen wollte. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich da jemand in eine Schwärmerei hineinsteigerte. Schließlich schüttelte ich das leuchtend rote Shirt aus, um die Falten zu glätten, und hielt es Bis entgegen. »Ich glaube nicht, dass wir Flügelschlitze machen müssen«, sagte ich. In seiner Begeisterung über das Bild der Charaktere aus dem letzten Gargoyle-Streifen konnte ich ein wenig von seinem alten Selbst entdecken.
    »Zu cool«, sagte er und streckte die Arme nach oben. Ich streifte ihm die weiche Baumwolle über den Kopf und zog vorsichtig, um sie über seine Ohren zu bekommen. Ich versuchte, mir ihn in meiner Größe vorzustellen, schaffte es aber nicht. Er war immer noch ein Kind und meine Verantwortung. Verdammt, wie hatte meine Mom das geschafft?
    »Belle sagt, der Kampf war am Sonntag«, erklärte Bis, und seine Stimme drang nur gedämpft durch den Stoff. »Nachdem ich gegangen bin.«
    »Ach ja?«, blaffte Jenks. Seine Flügel bewegten sich, aber er hob nicht ab.
    »Flügel«, sagte ich, und Bis hob sie hoch genug, dass ich das Oberteil über sie hinwegziehen konnte.
    »Sie sagt, ein vorbeiziehender Clan dachte, Jenks wäre gestorben, also haben sie angegriffen«, fuhr Bis mit glühenden roten Augen fort. »Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Die Kinder, meine ich. Jih war auf der anderen Straßenseite, und es war Mittag. Aber Belle war wach, und sie hat sie gesehen. Hat Alarm geschlagen. Sie hätten den Garten übernommen und alle getötet, hätte es Belle nicht gegeben.«
    Ich trat zurück und stellte fest, dass das Shirt perfekt war — auch wenn es an ihm etwas seltsam aussah. Ich hörte leise, wie sich die Eingangstür öffnete, dann murmelte Ivy etwas, bevor Trents Gips auf den alten Eichendielen klapperte. Meine Anspannung stieg. Trent war in meiner Kirche.
Warum?
    »Sie hat
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