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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen
Autoren: Joe Abercrombie
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Ausgerechnet von jenen Leuten umgebracht, für deren Freiheit er so lange und so hart gekämpft hat. Da sieht man die Dankbarkeit des kleinen Mannes, was, Monza? Cantain hätte das Geld nehmen sollen, das ich ihm anbot. Das wäre uns beide billiger gekommen.«
    »Die Leute reißen sich geradezu darum, Ihre Untertanen zu werden. Ich habe den Befehl gegeben, sie zu verschonen.«
    »Erbarmen, ja?«
    »Erbarmen und Feigheit sind dasselbe«, sagte sie brüsk. »Aber Sie wollen ihr Land, nicht ihr Leben, oder? Tote können nicht mehr gehorchen.«
    Orso lächelte. »Warum können meine Söhne sich meine Lehren nicht ebenso gut einprägen wie Sie? Ich bin ganz und gar Ihrer Meinung. Nur die Anführer aufhängen. Und Cantains Kopf oben aufs Tor. Nichts bestärkt die Menschen in ihrem Gehorsam so sehr wie ein gutes Beispiel.«
    »Sein Kopf verrottet bereits, zusammen mit denen seiner Söhne.«
    »Gute Arbeit!« Der Herr von Talins klatschte in die Hände, als habe die Nachricht von verrottenden Köpfen für ihn einen ausgesprochen süßen Klang. »Wie steht es um die Beute?«
    Für die Abrechnung war Benna zuständig, und er trat nun zu ihnen und zog ein gefaltetes Papier aus seiner Brusttasche. »Die Stadt wurde gründlich auf den Kopf gestellt, Euer Exzellenz. Jedes Gebäude wurde durchsucht, alle Bodendielen hochgenommen, alle Einwohner gefilzt. Es galten die üblichen Regeln, wie sie in unserem Vertrag festgeschrieben wurden. Ein Viertel für den Finder, ein Viertel für seinen Hauptmann, ein Viertel für die Generäle.« Er verbeugte sich tief, entfaltete das Papier und hielt es Orso entgegen. »Und ein Viertel für unseren ehrwürdigen Dienstherrn.«
    Orsos Lächeln wurde immer breiter, während seine Augen über die Zahlenreihen glitten. »Ein Hoch auf diese Viertel-Regelung! Es sollte reichen, damit Sie beide noch eine Weile in meinen Diensten bleiben.« Er trat zwischen Monza und Benna, legte jedem der beiden sanft eine Hand auf die Schulter und führte sie durch die Terrassentür zurück in den Saal, auf den runden Tisch aus schwarzem Marmor zu, der in der Mitte des Raumes stand, und zu der großen Landkarte, die darauf lag. Ganmark, Ario und der Getreue hatten sich bereits dort versammelt. Gobba lauerte noch immer in den Schatten, die massigen Arme über der Brust verschränkt. »Was ist mit unseren einstigen Freunden und jetzigen bitteren Feinden, den verräterischen Bürgern von Visserine?«
    »Die Felder rund um die Stadt wurden bis fast ganz an die Tore niedergebrannt.« Monza unterstrich die Verwüstung des Landes mit ihrem hin und her huschenden Finger. »Die Bauern wurden vertrieben, das Vieh abgeschlachtet. Es wird ein magerer Winter für Herzog Salier und ein noch kargerer Frühling.«
    »Er wird sich auf den edlen Herzog Rogont und seine Osprianer verlassen müssen«, sagte Ganmark mit dem leisesten Anflug eines Lächelns.
    Prinz Ario kicherte. »Von Ospria kommen immer jede Menge schöne Worte, aber nur sehr wenig Hilfe.«
    »Visserine wird Ihnen nächstes Jahr wie eine reife Frucht in den Schoß fallen, Euer Exzellenz.«
    »Und damit ist dem Achterbund das Herz herausgerissen.«
    »Die Krone Styriens wird Ihnen gehören.«
    Die Erwähnung dieser Krone ließ Orso nur noch breiter lächeln. »Und dafür haben wir Ihnen zu danken, Monzcarro. Das werde ich nicht vergessen.«
    »Nicht nur mir.«
    »Verdammt noch eins, seien Sie nicht so bescheiden. Benna hat seine Rolle gespielt, unser guter Freund General Ganmark ebenfalls und natürlich auch der Getreue, aber niemand könnte leugnen, dass all dies Ihr Werk ist. Ihre Zielstrebigkeit, Ihre Entschlossenheit, Ihre blitzschnelle Handlungsbereitschaft! Sie sollten einen großen Triumphzug bekommen, so wie die Helden des alten Aulcus. Sie sollten durch die Straßen von Talins reiten, und mein Volk sollte Sie zu Ehren Ihrer vielen Siege mit Blütenblättern überschütten.« Benna grinste, aber Monza konnte sich nicht mit ihm freuen. Sie hatte für derartige Feierlichkeiten noch nie etwas übriggehabt. »Sie würden Ihnen viel lauter zujubeln als einem meiner eigenen Söhne, vermute ich. Sie würden Ihnen lauter zujubeln als mir, dem sie so viel zu verdanken haben.« Es machte den Anschein, als ob Orsos Lächeln verblasste, und sein Gesicht sah plötzlich müde, traurig und erschöpft aus. »Sie würden Ihnen, um ehrlich zu sein, für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zujubeln.«
    Aus dem Augenwinkel nahm sie eine winzige Bewegung wahr, aber sie genügte, damit
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