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Racheblut

Racheblut

Titel: Racheblut
Autoren: S Kernick
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ihren Augen geschah. Ihr Mann, der Mann, mit dem sie fast ein Drittel ihres Lebens verbracht hatte, ein Drittel ihres gottverdammten Lebens, ihr Seelenbruder, ihr Ein und Alles, war gerade vor ihren Augen ermordet worden. Er war tot, weg. Einfach so.
    Und sie sollte die Nächste sein.
    Der Mörder war groß und kräftig, über sein Gesicht hatte er eine schwarze Skimaske gestreift. Und er war schnell. Sehr schnell. Er schoss auf sie zu, um sie mit dem blutigen Messer niederzustechen, und erst beim Anblick der verschmierten Klinge erwachte Ash aus ihrer Erstarrung.
    Fast ebenso schnell flog sie herum und rannte los, prallte aber frontal mit Tracy zusammen, die es versäumt hatte, Platz zu machen, und immer noch schrie wie am Spieß.
    Ash stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, wobei sie ihr Messer fallen ließ. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, dass Tracy, die sich auf den Beinen gehalten hatte, zur Treppe rannte. Dann rollte sie herum, um sich dem Mörder ihres Mannes zu stellen, und tastete verzweifelt nach dem Messer.
    Als der Mörder sich über ihr aufrichtete, fiel ein Tropfen von Niks Blut von der Messerspitze und tropfte warm auf ihre Wange. Der Mann packte Ash brutal am Handgelenk und riss sie auf die Beine.
    Aber noch ehe er die Gelegenheit hatte, ihr das Messer in den Leib zu rammen, schlug ihm Ash, nur noch ihren Instinkten folgend, blindlings die Faust ins Gesicht. Ash dankte Gott für ihre Fitness und dass sie dreimal pro Woche ins Studio ging, wo sie kürzlich die ersten Kickbox-Stunden genommen hatte, denn dadurch war ihr Schlag gut genug, den Mann aus dem Konzept zu bringen. Er taumelte rücklings gegen das Treppengeländer und lockerte den Griff um ihr Handgelenk.
    Schnell riss sie sich los und rannte hinter Tracy her zur Treppe.
    Doch die war oben stehen geblieben und sah mit blankem Schrecken die Treppe hinunter. »Da kommt noch einer!«, schrie sie, »durch die Vordertür!«
    Ash blieb keine Zeit hinzusehen, sie registrierte auch kaum, dass nun wahrscheinlich zwei Wahnsinnige sie jagten und der zweite durch eine verschlossene Tür eingedrungen war. Sie sah nicht einmal mehr zu ihrem Mann zurück, denn für all das war keine Zeit mehr. Ihr nackter Überlebensinstinkt hatte eingesetzt, mit großen Sprüngen hetzte sie den schmalen Flur hinunter bis ans Ende, wo sich das Schlafzimmer befand, in dem sie mit Nik hatte übernachten wollen, und schrie Tracy an, ihr zu folgen.
    Ash bremste kaum ab, um die Klinke zu drücken, sondern stürzte ins Zimmer, ohne sich überlegen, wer sich darin verbergen könnte. Sie hörte, wie Tracy hinter ihr herkam, und zerrte sie gerade noch hinein. Als sie die Tür zuschlug, zeichnete sich im Flur bereits die schwarze Silhouette des Mörders ab. Erleichtert stellte sie fest, dass im Schloss ein Schlüssel steckte. Ihren ganzen Körper gegen die Tür drückend, schaffte sie es mit zittrigen Fingern, den Schlüssel zu drehen. Sie hörte, wie er draußen stand, ruhig atmete und dann versuchte, den Knauf zu drehen.
    Eine Sekunde später erzitterte die Tür unter seinem Ansturm in ihren Angeln. Das Schloss war nicht gerade vertrauenerweckend und würde seiner Gewalt nur wenige Sekunden standhalten.
    Sie saßen in der Falle. Die Tür erzitterte erneut, und der Rahmen splitterte bereits.
    Verzweifelt sah sie sich um, entdeckte ein Schiebefenster. Der einzig mögliche Fluchtweg. Sie sprang über das Bett, kippte den Riegel auf der Unterseite und schob das Fenster hoch. Nach unten, auf den gepflasterten Hof, waren es bestimmt fünf Meter, aber immerhin kamen sie so hinaus.
    »Hierher!«, schrie sie Tracy an, die wie gelähmt an der Tür verharrte. »Beweg dich!«
    Tracy lief zu ihr, besah das Fenster und wollte etwas zu Ash sagen. Doch Ash hörte gar nicht hin. Als die Tür ein drittes Mal erzitterte, packte sie Tracy am Kragen und schob sie durch das Fenster. »Los, los, spring!«, schrie sie sie an und kletterte hinterher.
    Tracy sprang und stieß dabei einen gellenden Schrei aus. In diesem Moment flog die Tür auf, und der Mörder stürmte, das blutige Messer erhoben, ins Zimmer direkt auf Ash zu.
    Ash glitt aus dem Fenster, hielt sich am Sims fest und rutschte mit den Beinen an der Wand hinunter, um die Distanz zum Pflaster so gering wie möglich zu halten, ehe sie sprang. Doch gerade als sie losließ, packte der Mörder sie am Handgelenk, und plötzlich baumelte sie hilflos in der Luft, während er sie mit unglaublicher Kraft ruckweise nach oben zerrte und
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