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Rache

Rache

Titel: Rache
Autoren: Richard Laymon
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jetzt erfahre.
    Bestimmt hat er beschlossen, es noch in einem anderen Laden zu versuchen. Zehn Minuten hin oder her, was ist das schon? Und vielleicht war der zweite Laden weiter weg, als er gedacht hatte …
    Draußen, ein oder zwei oder vielleicht sogar fünf Häuserblocks entfernt, ertönte ein Knall.
    Vielleicht hatte jemand eine Tür zugeschlagen.
    Vielleicht war es die Fehlzündung eines Autos.
    Vielleicht war es ein Feuerwerkskörper.
    Aber Sherry fand, dass es sich am ehesten nach einem Schuss angehört hatte.

3
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    Obwohl der Westen von L. A. im Vergleich zu anderen Stadtteilen als ziemlich sicher galt, verging kaum ein Tag, an dem Sherry es nicht ein paarmal knallen hörte. Manchmal, wenn der Knall aus der Nähe kam, sah sie aus dem Fenster. War er aber zu nahe, dann hielt sie sich von den Fenstern fern und drückte sich mit dem Rücken an die Zimmerwand. Normalerweise aber reagierte sie überhaupt nicht.
    Irgendwie gehörte das Knallen zur üblichen Geräuschkulisse wie Sirenengeheul, Autoalarmanlagen, das Knattern von Polizeihubschraubern und mehr oder weniger laute Schreie. Man maß ihm nur dann eine Bedeutung bei, wenn es direkt vor der eigenen Nase geschah.
    Oder wenn der Freund gerade mitten in der Nacht etwas besorgen gegangen war.
    Und nicht zurückkam.
    Ob dieser Knall wohl aus der Richtung des Speed-D-Mart gekommen war?
    Sherry konnte es nicht beurteilen, denn alle Geräusche schienen durch die offenen Fenster auf der anderen Seite des Schlafzimmers hereinzudringen.
    Wahrscheinlich war es nicht einmal ein Schuss gewesen, sagte sie sich. Und wenn, dann konnte er von überall her gekommen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass er Duane gegolten hatte, war äußerst gering.
    Aber wo ist er?
    Sherry, die noch immer auf allen vieren im Bett hockte, drehte den Kopf so, dass sie den Radiowecker sehen konnte.
    22:47
    Die Zeit vergeht ja echt wie im Flug, wenn man auf jemanden wartet.
    Besonders, wenn man auch noch Angst um sein Leben hat.
    »Es geht ihm gut«, murmelte sie. »Gleich schneit er mit einer völlig logischen Erklärung herein«.
    Logisch für ihn.
    Wie kann er mir nur so was antun?
    Ich hoffe für ihn, dass er eine plausible Erklärung parat hat.
    Sherry krabbelte zum Rand des Bettes und blies die Kerze aus. Das Zimmer war nun dunkel bis auf das durch die Fenster hereinfallende Licht der Straßenbeleuchtung. Sherry stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer.
    Dort beugte sie sich übers Waschbecken, drehte den Hahn auf und bespritzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Es war so erfrischend, dass sie sich noch tiefer hinabbeugte und sich das Wasser mit der hohlen Hand über den Hinterkopf schöpfte.
    Vielleicht sollte ich mich unter die Dusche stellen.
    Eine schöne, kühle Dusche würde ihr gut tun - und sie könnte sie leicht auf fünfzehn bis zwanzig Minuten ausdehnen. Bis sie damit fertig war, musste Duane ja von dem Minimarkt zurück sein.
    Wenn er überhaupt im Minimarkt war.
    Aber Sherry hatte heute schon einmal geduscht - zusammen mit Duane, nachdem sie sich GI Jane auf Video angesehen hatten. Und so bald danach noch mal unter die Dusche?
    Auf einmal musste sie daran denken, wie Duane unter den warmen Wasserstrahlen ausgesehen hatte. Wie er sich angefühlt hatte. Sie erinnerte sich an das Verlangen in seinen Augen, den Geschmack seines geöffneten Mundes, die nassen Liebkosungen seiner gierigen Hände, die Steifheit seines Penis, der sich an ihr gerieben und sie freundlich angestupst hatte, als wolle er sich bei ihr einschmeicheln in der Hoffnung, in ihr recht bald ein gemütliches Zuhause zu finden.
    Wir hätten es gleich unter der Dusche treiben sollen, dachte sie.
    Aber ich musste ja auf dem Schlafzimmer bestehen.
    Und auf einem Kondom.
    Und jetzt ist er fort.
    Sherry drehte den Wasserhahn wieder zu, trat vom Waschbecken zurück und schnappte sich ihr Handtuch. Es war immer noch feucht. Nachdem sie sich die Haare und das tropfnasse Gesicht abgetrocknet hatte, wischte sie sich in der fast völligen Dunkelheit den Schweiß vom Körper.
    Als sie erkannte, dass sie nicht mehr viel trockener werden würde, hängte sie das Handtuch zurück auf die Stange.
    Dann ging sie ins Wohnzimmer und schaute hinüber zum Fernseher. Die roten Ziffern auf dem Display des Videorekorders kamen ihr auf einmal sehr hell vor.
    22:53
    Jetzt ist er schon fast vierzig Minuten lang weg.
    Im Dämmerlicht suchte sich Sherry ihren Weg in die Küche. Hier gab es keinen Teppich mehr, und die Kacheln auf dem
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