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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin
Autoren: R Merle
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Hoffnungen begräbt.«
    »Das ist ja alles sehr interessant, mein Freund, und – was Karl Emmanuel betrifft – auch komisch. Aber was haben Casale und
     die Grafschaft Monferrato damit zu tun?«
    »Dazu komme ich, mein Herz, macht Euch auf fabelhafte Dinge gefaßt. Am sechsundzwanzigsten Dezember 1627 – Ludwig und Richelieu
     sind seit einem Vierteljahr rastlos mit der Belagerung La Rochelles beschäftigt – stirbt Herzog Vincent von Mantua, und sein
     einziger Erbe ist der Herzog von Nevers, ein französischer Prinz. Was für ein Stein in dem italienischen Pfuhl!
    Sofort wird die Erbfolge von vier Prätendenten, darunter Spanien, bestritten, selbstverständlich auch von Karl Emmanuel, der
     namens unerfindlicher Rechte die Grafschaft Monferrato für seine Enkelin fordert. Was Spanien angeht, so gerät es in Gestalt
     Don Gonzalo de Córdobas, des Gouverneurs von Mailand, in unaussprechliche Ängste: Wenn sich ein französischer Prinz, schreibt
     er an Olivares, den Minister Philipps IV. von Spanien, sowohl im östlichen Mantua wie im westlichen Monferrato einnistet,
     wird es ihm ein leichtes sein, das spanische Mailand in die Zange zu nehmen und an zwei Fronten anzugreifen.
    Olivares, durch das alarmierende Sendschreiben aufgescheucht, beschließt zu handeln. Doch ist er ein spanischer Frömmler,
     zeremoniös und formalistisch. Er versammelt seine Theologen und stellt ihnen die Frage, ob der König von Spanien vor Gott
     gerechtfertigt ist, wenn er zur Durchsetzung seiner Rechte Gewalt gebraucht. Nach langer, ernster Debatte sagen die Theologen
     einmütig ja.«
    »Ach, mein Freund«, rief meine kleine Herzogin lachend, »das ist gar zu hübsch! Haben die Vorfahren Philipps IV. auch |28| ihre Theologen befragt, ehe sie die Indianer in Amerika ausrotteten, ehe sie die Unbesiegliche Armada gegen England schickten,
     die Niederlande tyrannisch besetzten und sich Mailands bemächtigten?«
    »Meine Liebe«, sagte ich, indem ich Catherine in die Arme nahm, »Ihr macht mich baff! Wie ferne sind wir Putz und Tand und
     Firlefanz! Euer Gehirn ist nicht nur rege, es ist auch gut gefüllt! Wollt Ihr mir jetzt womöglich noch enthüllen, daß Ihr
     auch Griechisch könnt und Latein?«
    »Gott bewahre! So weit bin ich nicht gediehen. Auch würde Euch das wohl etwas verdrießen, mein Freund«, setzte sie hell lachend
     hinzu. »Aber mein Herr Vater war auf Geschichte versessen und sprach darüber gern am Familientisch. Meine Brüder taten nur,
     als ob sie zuhörten, sie hatten nichts als Fechten, Jagen und Pferde im Sinn, doch ich sog alles begierig auf, weil ich meinen
     Vater über alles liebte. Zurück also zu Monferrato und Casale. Was geschah weiter?«
    »Karl Emmanuel von Savoyen und Don Gonzalo karteten sich ab wie Spitzbuben auf dem Jahrmarkt. Ersterer greift sich Monferrato
     samt einigen Festen am linken Ufer des Po, und der noch gierigere Gonzalo belagert Casale, die große, strategisch wichtige
     Festung, die den Übergang über den Po und den Zugang zum spanischen Mailand beherrscht. Und jetzt beweint das traurige Los
     der ›Weibsperson‹, von der ich träumte! Casale ist in großer Gefahr, dem bösen Hidalgo zu erliegen!«
    »Ihr neckt mich schon wieder, Monsieur! Aber hütet Euch! Nehmt mich noch einmal hoch, und Ihr bekommt ›Hiebe und Püffe‹, wie
     Jeanne d’Arc sagte.«
    »Mein Schatz«, sagte ich, »wie soll das aussehen, wenn meine Jungfrau mich schlägt? Und wenn ich ganz verunstaltet und blutig
     im Königlichen Rat erscheine? Übrigens«, setzte ich mit einem Blick auf meine Uhr hinzu, »ist es höchste Zeit, daß ich aufstehe
     und Toilette mache, wenn ich im Louvre sein will, bevor die Türen sich hinter den Königlichen Räten schließen. Aber wollt
     Ihr vorher nicht wissen, was Casale machte, als der böse Gonzalo ihm Gewalt antun wollte?«
    »Ich höre.«
    »Casale leistete Widerstand, sogar noch wackerer und länger als La Rochelle, denn es widersteht immer noch. Und mittlerweile |29| fragt sich unser Gonzalo, ob er den Blitzschlag, den er abwenden wollte, sich nun nicht gerade auf den Hals zieht.«
    »Soll das heißen, mein Freund, daß Ludwig Casale befreien will? Verständlich wäre es ja, immerhin ist der neue Herzog von
     Mantua ein französischer Prinz.«
    »Warten wir’s ab! Es gibt Leute im Rat, die es, ganz im Gegenteil, widernatürlich und beinahe gotteslästerlich finden werden,
     die Spanier anzugreifen. Nach allem, was ich weiß und vermute, wird es heute im Königlichen
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