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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz
Autoren: Ralf Kramp
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zehnpfenniggroßen Löchern perforiert war.
    Die Höhe war ein Problem. Strecker fischte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche. Wie gut, dass er gewappnet war.
    Er ließ die kleine Flamme aufflackern und beleuchtete mit ihrem Schein zunächst die Luke, die tatsächlich einen Griff hatte, der anscheinend zu öffnen war, und dann eine Holzkiste, deren Aufschrift zufolge Flaschen der Marke   Kidricher Gräfenberg 1996, Robert Weil   darin schlummerten. Sie sah stabil genug aus. Er schob sie unter die Luke, stieg darauf und bemerkte verunsichert ein gefährliches Knarren der Holzbretter unter seinen Füßen. Dann folgte ein Knistern, und schließlich zerbarst die Kiste unter dem Gewicht des großen Mannes in tausend Einzelteile, Flaschenhälse wurden unter seinen Schuhen zermalmt, Splitter flogen durch die Gegend. Strecker trat auf einen glitschigen Korken, verlor den Halt, fuchtelte wild umher, um etwas in die Hände zu bekommen, das ihn vor dem Sturz bewahren konnte, und bekam das Regal zu fassen. Als er sich daran klammerte, merkte er, dass sein Körpergewicht zu groß war, und mit geradezu alberner Langsamkeit kippte das Regal, entledigte sich all seiner kostbaren Flaschen und riss bei seinem Sturz nach Art des Domino-Prinzips ein zweites und ein drittes Weinregal ebenfalls mit zu Boden.
    Als Fritz die Botschaft überbrachte, war Herbie nicht mehr nach Wein zumute. Er trank nur hastig ein paar Schlucke, betrachtete das Etikett und murmelte beiläufig: »Nicht übel. Aber sechstausend Kröten halte ich für zart überschätzt.«
    »Es war total gruselig, als Päuls Stimme plötzlich durch die Tür drang«, sagte Fritz eifrig. »Es war beinahe so, als könnte ich die Türe öffnen und er säße da.«
    »Er hat gebeichtet«, murmelte Herbie. »Das war es also, was den Pastor das Leben gekostet hat. Er wusste zu viel. Da war zwar das Beichtgeheimnis, aber dann machte er sich auf die Suche nach der Kassette, und die hätte es ihm ermöglicht, das Ganze öffentlich zu machen, ohne dass er eben dieses Beichtgeheimnis brach.«
    Fritz wedelte gedankenverloren mit einem Bündel Banknoten hin und her. »Wieso hat Faßbender dich nicht kaltgemacht? Er hätte auf dem Schlösserhof bei deinem Schädel nur fester zuschlagen müssen.«
    Er musste sich zu sehr konzentrieren, nicht ins Leere zu treffen .
    Herbie winkte ab. »Er hatte keinen Grund, mich zu töten. Schließlich war der Pastor der Informant, mit dessen Hilfe ich unter Umständen alles erfahren hätte. Das Treffen hat er geschickt verhindert. Wieso sollte er sich noch einen Mord aufbürden? Was ich vielmehr nicht verstehe, ist: Weshalb behandelt er mich hier immer noch wie den Prince of Wales?« Er drehte sich einmal komplett in seiner fürstlichen Suite um die eigene Achse.
    »Muß doch weitemache wie bisher«, schloss Rufus messerscharf. »Dad wär doch auffällig, wenne jetz plötzlich so tut, als weiß er genau, was du suchs. Vielleich denkt er imme noch, dassu reiche Mann bis.«
    Herbie betrachtete versonnen das Geld. »Ach, wenn es doch wenigstens zum Teil stimmen würde«, seufzte er. »Ich hätte Rosis Auto kaufen können. Zwei Jahre TÜV. Gestern frisch aus der Werkstatt. Rosi wäre bestimmt froh.«
    Rosi wäre vor allen Dingen froh, wenn sie dich heute Abend in Pumps auf der Bühne sehen könnte .
    »Ach ja!« Herbie sah auf die Uhr, hinter deren Glas immer noch leichte Milchschlieren erkennbar waren. »Die Generalprobe!« Er hatte Julius bereits mehrere Male verflucht und übel beschimpft, weil dieser ihn dazu gedrängt hatte, diese blödsinnige Rolle als tote Krankenschwester anzunehmen. Er holte seine Wildlederschuhe aus dem Badezimmer, wo er sie mithilfe des Föns mittlerweile halbwegs trocken bekommen hatte. Der Wildlederoberfläche war das Milchbad nicht eben zuträglich gewesen, und darüber hinaus sorgte es im Nachhinein für eine leicht säuerliche Duftnote. Als Herbie hineinstieg, knisterten sie trocken. »Und sonst ist alles in Ordnung? Ihr wisst Bescheid?«
    »Jawohl, Sir!«, salutierte Fritz. »Als Erstes werden wir gleich unsere Sachen packen. Und dann machen wir Dienst wie üblich. Vielleicht schneien wir zwischendurch mal bei der Probe rein.«
    Rufus sah auf die Karte. »Der Plass is gut gewählt. Isse nur paa Kilometer bis zu Autobahn.«
    »Ich denke, dass es Köbes ein Vergnügen sein wird, euch sein Auto für die Fahrt zum Flughafen zur Verfügung zu stellen. Habt ihr die Tickets?«, fragte Herbie. Die Situation hatte etwas
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