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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz
Autoren: Ralf Kramp
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auf die Nerven gegangen. Du und deine verdammte Aufrichtigkeit. Dein freundliches Getue, deine schüchterne Art ... Ich fand das zum Kotzen!«
    »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen«, sagte Herbie verächtlich.
    Richards Stimme nahm an Schärfe zu. »Es wird keine weitere Gelegenheit mehr geben. Jetzt ist Schluss!« Er wirbelte hilflos mit der freien Hand in der Nachtluft herum und rief: »Ich muss ... ich muss jetzt hier ... ich muss irgendetwas inszenieren. Diese Lösegeldgeschichte hilft mir ungemein. Wenn alles gutgeht, wird es so aussehen, als hättet ihr euch gegenseitig abgeknallt.«
    »Und wenn nicht?«
    Vom Heck des Fiesta ertönte plötzlich ein blechernes Geräusch, und etwas Kleines, schwarz Geflecktes schoss um das Auto herum. Bärbelchen kläffte und geiferte. Der Hund sah verheerend aus. Sein verfilztes Fell hatte eine schwarze Tönung erfahren, die den ursprünglichen schmutzverkrusteten Türkiston nur schwerlich abdeckte. Und um die Palette zu vervollständigen, war der gesamte Rücken des Tieres mit roter Signalfarbe besprenkelt.
    »Was ist das?«, schrie Richard.
    Aber, aber. Unser Bärbelchen ist doch bekannt wie ein bunter Hund!   Julius schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Nehmt den Hund weg!«, brüllte Richard außer sich. Das Tier wandte sich ihm zu und begann, knurrend und zähnefletschend gegen ihn anzugehen. Richard richtete mit einem Mal beide Hände nach vorne und hielt die Pistole fest umklammert. Der Lauf zielte auf Bärbelchen, deren Blick ihn hasserfüllt fixierte. Das Tier war tagelang eingesperrt gewesen und war nun bereit, dem Erstbesten die Wade zu perforieren, der sich ihm in den Weg stellte.
    »Wenn ihr ihn nicht wegnehmt, knalle ich ihn ab!«
    »Wie sollen wir denn?«, rief Herbie entnervt.
    Dein Freund Köbes versucht sich an einer Kriegslist. Lass dir nichts anmerken, und kümmere dich derweil um den Hund von Baskerville!
    »Bärbelchen, sei ein braver Hund! Bei Fuß!« Aus dem linken Augenwinkel heraus beobachtete Herbie Köbes, der in gebückter Haltung auf die Türe des Golf zuschlich. Rufus schien es auch bemerkt zu haben. Herbie sah, wie er zum Sprung ansetzte.
    Dann schoss Richard.
    Der Knall des Revolvers peitschte ohrenbetäubend durch die Stille und echote hundertfach über dem dunklen Eifelwald zurück.
    Bärbelchen sprang jaulend aber unverletzt zur Seite, und Köbes riss die Beifahrertüre des Golf auf. Rufus schnellte nach vorne. Mit der vollen Wucht seines ganzen Gewichts warf er sich gegen die Autotüre und klemmte Richard zwischen Türe und Rahmen ein. Richard schrie gellend auf, als seine Beine gequetscht wurden. Herbie stürzte dazu und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Es ging ungewöhnlich leicht, da Richard kraftlos in sich zusammensackte. »Mein Bein«, wimmerte er. »Mein Bein ist gebrochen.«
    In diesem Moment heulte am Ende des Weges ein Motor auf, und ein weinroter Peugeot schoss auf sie zu.
    Strecker trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und kam erst kurz vor den parkenden Fahrzeugen abrupt zum Stehen. Er sprang aus seinem Auto heraus und rannte auf sie zu.
    Herbie stieß Rufus in die Seite. »Schnell!«, zischte er. »Schnappt euch den Fiesta und dann nichts wie weg!« Köbes hatte es unterdessen zuwege gebracht, Fritz zumindest von den Fußfesseln zu befreien, sodass sie es schaffte, sich alleine zu bewegen. Rufus drückte dem verdutzten Herbie ein kleines Paket aus braunem Packpapier in die Hand. »Für die Spesen«, sagte er und zeigte für einen Augenblick das blendend weiße Strahlen seiner Zähne. Dann half er Fritz in den Wagen. Bevor ihr Gesicht, Richard hatte ihr mit Paketband den Mund zugeklebt, im Inneren des Autos verschwand, warf sie Herbie noch einen letzten Blick zu. Es war ein Blick voller Dankbarkeit, ein kurzer Augenaufschlag, der all das ausdrückte, wozu es normalerweise vieler unnützer Worte bedurft hätte.
    Auf Wiedersehen, Beauty Queen , rief Julius.
    Strecker hatte die Waffe aus dem herbstlichen Laub aufgelesen. »Halt!«, rief er den beiden nach, in deren Händen er ganz richtig das Geldköfferchen vermutete. »Ihr bleibt sofort stehen!«
    Der Fiesta brauste los, und Strecker fuchtelte wie wild mit dem Revolver herum. Eine atemberaubende Alkoholwolke umgab ihn. Er warf einen hektischen Blick auf sein Auto und stellte fest, dass er Mühe haben würde, schnell genug mit ihm um den mitten auf dem Weg parkenden Golf herumzuzirkeln. Dann sprintete er kurz entschlossen auf Herbies
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