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Quälend süsse Glut

Quälend süsse Glut

Titel: Quälend süsse Glut
Autoren: TRISH MOREY
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er seine unglaubliche Farbvielfalt und seinen schimmernden Glanz enthüllte. Sie spürte Rafiqs Blick auf sich ruhen und heiße Wellen durch ihren Körper fluten.
    „Na, was hältst du davon?“, fragte die Sheikha mit einem Unterton von Stolz. „Hast du schon einmal ein faszinierenderes Gewebe gesehen? Glaubst du, der Stoff würde sich gut in Australien verkaufen lassen?“
    Nach kurzem Zögern nahm Rafiq ihr das Stoffpaket ab, und Sera kämpfte mit dem brennenden Wunsch, wenigstens einmal den Blick zu heben und in das harte, attraktive Gesicht zu schauen, das sie jede Nacht bis in ihre Träume verfolgte. Nur eine Sekunde. Das war doch sicherlich nicht zu viel verlangt?
    Zaghaft hob sie die Lider und spürte, wie ihr Atem stockte. Denn Rafiq schaute nicht den Stoff, sondern sie an! Eiskalte Augen bohrten sich förmlich in ihre, als wolle er in die Tiefen ihrer Seele blicken.
    Und Sera erkannte, dies war nicht der Rafiq, den sie einst geliebt hatte, der jungenhafte Charmeur mit dem ansteckenden Lachen und den tanzenden blauen Augen.
    Es lag nicht am Äußeren, denn das schmale Gesicht mit der markanten Nase, dem großzügigen Mund und dem festen Kinn mit der kleinen Kerbe war noch dasselbe. Auch das widerspenstige dunkle Haar schien sie immer noch dazu einzuladen, es mit ihren Fingern zu zerraufen. Doch seine abweisende Miene hielt sie davon ab.
    „Also, was denkst du, Rafiq?“, brachte sich die Sheikha wieder in Erinnerung.
    Endlich wandte er den Blick von ihr zu dem Stoff in seinen Händen. Seras Erleichterung war so groß, dass ihre Knie unkontrolliert zu zittern begannen. Vielleicht würde er sie von nun an ignorieren, da er seine Haltung zu ihr unmissverständlich klargemacht hatte und es keinen Grund gab, sie noch weiter zu beachten.
    Rafiq versuchte, sich auf das schillernde Gewebe zu konzentrieren, das er Sera abgenommen hatte. Er war es schon lange nicht mehr gewohnt, potenzielle Handelsware selbst zu prüfen, so wie in den Anfängen seiner Geschäftsgründung. Inzwischen war das Angebot so groß, dass er allein für diesen Bereich professionelle Einkäufer beschäftigte, die seinen Geschmack und seine Qualitätsanforderungen kannten und sich um kunsthandwerkliche Schätze der arabischen Welt bemühten.
    Trotzdem witterte Rafiq von jeher das Besondere und erkannte eine einmalige Gelegenheit, wenn sie sich ihm bot. Und während sein Blut immer noch wie heiße Lava durch die Adern rann, meldete sich gleichzeitig das vertraute Kribbeln wie stets, wenn ihm etwas Außergewöhnliches begegnete. So, wie dieses fantastisch schillernde Gewebe.
    „Handgefertigt“, erklärte seine Mutter so stolz, als habe sie den Stoff selbst hergestellt. „Jeder einzelne kostbare Schmuckstein wurde von geschickten Frauenhänden aufgestickt.“
    Rafiq brauchte sich keine Mühe zu geben, Interesse zu heucheln, nur um seine Mutter nicht zu brüskieren. Er war absolut gefangen und begeistert von dem hauchzarten Stoff, dem die Stickerei eine gewisse Schwere und einen Fall verlieh, wie man ihn sich für eine hinreißende Abendrobe an einer ganz besonderen Frau erträumte.
    „Smaragde!“, rief er überrascht aus, nachdem er die funkelnden Lichtpunkte aus der Nähe inspiziert hatte. Jedes winzige Juwel wies einen besonderen Schliff auf, der das Gewebe in Bewegung lebendig erscheinen ließ. Allein die Bearbeitung der Edelsteine war eine Kunst, doch das Aufsticken der unzähligen Preziosen ein Meisterwerk an Geduld, Geschick und Liebe zum Detail.
    „Ist er nicht wunderschön?“, fragte seine Mutter fast andächtig. „Dieser spezielle Stoff ist für Abendkleider gedacht, es gibt ihn aber auch in schwereren Qualitäten, um exquisite Vorhänge, Kissen und Überdecken daraus zu fertigen. In allen erdenklichen Farben und Strukturen. Könntest du dir vorstellen, ihn über deine Firma zu verkaufen?“
    „Möglicherweise …“, murmelte Rafiq vage und machte sich eine gedankliche Notiz, schnellstmöglich seine Einkäufer zu kontakten und sie zu beauftragen, sowohl den Stoff wie die Lieferbedingungen und Zahlungskonditionen zu prüfen. Dann legte er den Ballen zur Seite und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der schwarz verhüllten Gestalt zu, die jetzt an der Seite seiner Mutter kniete. Wieder hielt sie den Blick fest auf den Boden geheftet. Ein Bild des Jammers und der Demut. Ließ seine Mutter sich etwa von einer derart dick aufgetragenen Schauspielkunst beeindrucken?
    Dies war eine Frau, die allein aus Geldgier und Prestigegründen
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