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Quälend süsse Glut

Quälend süsse Glut

Titel: Quälend süsse Glut
Autoren: TRISH MOREY
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Hände an seine Lippen, ehe er seine Mutter herzlich umarmte.
    „Es ist so lange her“, seufzte die Sheikha und schob ihren Sohn ein Stück von sich ab, um ihn besser betrachten zu können.
    Er lachte leise. „Hast du etwa vergessen, dass ich erst vor wenigen Wochen hier war?“, neckte er sie zärtlich, nachdem sie beide auf den bunten Sitzkissen Platz genommen hatten. „Zu Cousin Xavians Hochzeit.“ Er machte sich gar nicht erst die Mühe, die verworrenen Verhältnisse zu klären, nur weil Xavian … oder Zafir nicht sein Blutsverwandter war. Als Kinder waren sie zusammen aufgewachsen und einander sehr zugetan gewesen. Das allein zählte.
    „Aber du musstest ja so überstürzt abreisen …“
    Erneut zog Rafiq die schmale Hand seiner Mutter an die Lippen und lächelte reuig. Die zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters mussten eine harte Zeit für sie gewesen sein. Ihre Haut war zwar immer noch so zart, wie er sie in Erinnerung hatte, doch Zeichen des Alterns waren nicht zu übersehen. Das dichte dunkle Haar wies erste graue Strähnen auf, die feinen Linien um den Mund und um die wundervollen graublauen Augen waren auch neu.
    Sie schauten traurig drein, stellte Rafiq mit einem schmerzhaften Ziehen in der Herzgegend fest. Mit einem resignierten Ausdruck, als sei das Leben nicht so verlaufen, wie seine Mutter es sich gewünscht hatte. Und sie erinnerten ihn an ein anderes Augenpaar …
    „Dieses Mal werde ich länger bleiben“, versprach er rau.
    Die Sheikhalächelte, und Rafiq war erleichtert, als er sah, dass ihr Gesicht plötzlich auf wundersame Weise erstrahlte. „Wie schön. Wollen wir einen Kaffee zusammen trinken?“ Mit einer graziösen Geste, die so sehr zu seiner Mutter gehörte wie die warmen blauen Augen, schenkte sie starken Kaffee aus einer hohen Silberkanne in zwei hauchzarte Mokkatassen ein. Schweigsam nippten sie eine Weile an dem leicht nach Zimt duftenden Getränk.
    Dann setzte sich die Sheikhain Positur und bombardierte ihren Sohn mit unerwartet präzisen Fragen bezüglich seines Lebens und seiner Geschäfte am anderen Ende der Welt.
    Wie lief sein Exporthandel? Wie lange gedachte er in Qusay zu bleiben? Welche Mode und welche Farben waren zurzeit populär in Australien? War er allein gekommen? Welche Möbel galten in diesem Jahr als schick? Wartete jemand in Sydney auf ihn?
    Rafiq war plötzlich hellwach. Geschmeidig und charmant umschiffte er die Fragen, die sich um Persönliches rankten, und beantwortete bereitwillig und ausführlich alles, was mit seinem Business zu tun hatte. Aus jahrelanger Erfahrung wusste er, dass die kleinste Indiskretion, sein Privatleben betreffend, nur zu weiteren bohrenden Fragen führen würde.
    Aber konnte er seiner Mutter deswegen überhaupt einen Vorwurf machen? Drei erwachsene Söhne um die dreißig! Und keiner von ihnen verheiratet. Natürlich lauerte sie auf den leisesten Hinweis einer sich anbahnenden Romanze. Doch wenn er auch nicht für seine Brüder sprechen wollte, was ihn selbst betraf, konnte er ihr diesbezüglich leider nicht die geringsten Hoffnungen machen.
    Für ihn würde es keine Braut und kein trautes Heim mit einer liebenden Gattin und Kindern geben. Nicht jetzt, und auch in Zukunft nicht.
    Irgendwann einmal, in einer anderen Zeit und Welt, hatte er tatsächlich geglaubt zu lieben, hatte alle romantischen Träume geträumt und die wildesten Pläne für ein privates Glück geschmiedet. Doch damals war er jung und naiv gewesen. Zu töricht, um zu begreifen, dass derartige Träume wie Wüstensand waren – heiß, verlockend und vom leisesten Windhauch verweht …
    Aber es war nicht alles schlecht. Wenn etwas den Erfolg seiner beruflichen Karriere garantierte, dann war es seine Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen. Und aus der schmerzhaftesten Situation seines Lebens hatte er eine Menge gelernt.
    Ein zweites Mal würde er sich nicht in Gefahr begeben, noch einmal so verletzt zu werden. Und deshalb musste seine Mutter sich eben an seine beiden Brüder wenden, wenn sie sich Enkelkinder wünschte. Was Tahir und sein wildes, ungebundenes Junggesellenleben betraf, hegte er allerdings nur geringe Hoffnungen, während Kareef nach seiner Krönung auf jeden Fall nach einer passenden Braut und zukünftigen Königin würde Ausschau halten müssen.
    „Gib es auf, Mutter“, bat er, als er der endlosen Fragerei müde wurde. „Du kennst meine Einstellung zu diesem Thema. Es wird keine Heirat für mich geben. Aber Kareef wird dir sicher in nicht ferner Zukunft
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