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Quälend süsse Glut

Quälend süsse Glut

Titel: Quälend süsse Glut
Autoren: TRISH MOREY
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eine Ehe eingegangen war. So bedauernswert und unschuldig sie auch wirken musste, er wusste, wie es hinter dieser Maske aussah. Sera war ebenso falsch, wie sie schön war.
    Schön?, dachte Rafiq irritiert. Wohin verirrten sich seine Gedanken?
    Aber wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er nie eine bezauberndere und anrührendere Frau gesehen hatte als Sera. Selbst dieser Hauch von Traurigkeit, der sie umgab, konnte ihre Attraktivität nicht mildern. Im Gegenteil!
    Es war, als wenn ihre seelenvollen braunen Augen noch klarer, noch leuchtender und sprechender wirkten als in seiner Erinnerung. Anmut, gepaart mit Durchtriebenheit – das gefährlichste Gift, das einer Frau zur Verfügung stand, um einen Mann zu vernichten.
    Abrupt wandte er sich an seine Mutter, nur um festzustellen, dass sie ihn offenbar die ganze Zeit über aufmerksam beobachtete. Sekundenlang dachte er, sie würde etwas sagen. Wollte sie Sera etwa schon wieder vor ihm verteidigen? Doch die Sheikha schien sich anders zu besinnen, schüttelte leicht den Kopf und wies mit dem Finger auf den Stoff, der inzwischen auf dem niedrigen Tisch lag.
    „Wie kannst du dich nur so unbeeindruckt zeigen?“, fragte sie emotional, und Rafiq verengte misstrauisch die Augen. Ging es hier wirklich nur um das bestickte Gewebe? „Ich könnte schwören, dass dir auf diesem Sektor nie etwas Beeindruckenderes begegnet ist, und du sagst möglicherweise ?“
    „Ich werde meinen besten Einkäufer veranlassen hierherzukommen und …“
    „Das könnte bereits zu spät sein, um dieses einmalige Geschäft zu tätigen“, unterbrach seine Mutter ihn gelassen und legte eine Hand auf Seras Arm, die erschrocken zusammenzuckte. „Tut mir leid, dass ich dir unnötigerweise Mühe gemacht habe, Kind“, sagte sie freundlich. „Bist du so gut und bringst den Stoffballen wieder zurück?“
    Die junge Frau nickte stumm und machte Anstalten aufzustehen, doch Rafiqs harsche Stimme hinderte sie daran.
    „Bleib!“, forderte er knapp. „Was meinst du mit zu spät ?“, wandte er sich an seine Mutter.
    Sera warf der Sheikha unter gesenkten Wimpern einen fragenden Seitenblick zu, doch die lächelte nur und legte ihrer Gesellschafterin begütigend die mit Henna verzierte schmale Hand auf den Arm. „Einen Moment noch, Kind …“ Dann hob sie die feinen Brauen und wandte sich ihrem Sohn zu. „Es gibt noch einen anderen, ernsthaften Interessenten außer dir, und der hat sein Angebot bereits abgegeben und ist bereit, den Exklusivvertrag, der ihm den Anspruch auf die gesamte Kollektion zusichert, jederzeit zu unterzeichnen. Wenn du noch auf einen Einkäufer warten willst, der extra von Australien hierher reisen muss, kommst du in jedem Fall zu spät.“
    „Wer ist der andere Interessent?“ Rafiq ahnte die Antwort bereits, bevor seine Mutter den Namen des weltweit größten Importeurs arabischer Waren nannte. Genaugenommen waren sie Konkurrenten, hatten sich aber stillschweigend darauf geeinigt, dass Rafiqs Firma die südliche Hemisphäre dominierte, während der andere den Norden beherrschte.
    Aber sich ein Exklusivrecht an diesen traumhaften Stoffen zu sichern, die in seiner  Heimat gefertigt wurden, empfand Rafiq plötzlich als einen wahren Affront. Ein derartiger Übergriff war nie Teil ihrer unausgesprochenen Abmachung gewesen.
    Er begegnete dem abwägend kühlen Blick seiner Mutter und erlaubte sich ein leises Schmunzeln. Es war ihm bisher zwar nicht bewusst gewesen, aber vielleicht hatte er seinen ausgeprägten Geschäftssinn ja von seiner klugen Mutter geerbt? Was sonst hätte ihn dazu bewegen können, sich ernsthaft über eine geschäftliche Transaktion den Kopf zu zerbrechen, wenn er einzig und allein zur Krönung seines Bruders in die alte Heimat zurückgekehrt war?
    „Nun gut, es ist sicher kein Fehler, wenn ich mir die Kollektion einmal persönlich ansehe, zumal ich schon vor Ort bin“, räumte er ein. „Befindet sich die Werkstatt hier in Shafar?“
    „Nein, die Stoffe werden in Marrash gefertigt, einem kleinen Gebirgsort im Norden.“
    Rafiq schob die Brauen zusammen und vergegenwärtigte sich im Geiste die Karte von Qusay. Es wollte ihm nicht gelingen, die genaue Lage des Ortes unterzubringen, doch die unwegsamen Straßen, die durch die rote Gebirgskette im Norden führten, ließen eine Reise dorthin viel zu kompliziert und langwierig erscheinen.
    Er schüttelte den Kopf. „Die Fahrt allein würde schon einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Angesichts der
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