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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz
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trotziger, herausfordernder Ton in seiner Stimme. »Ja.«
    »Du weißt natürlich, daß es
hoffnungslos ist. Phaedras leirat mit Chandler Haslett wurde schon wenige Tage
nach ihrer Taufe arrangiert. Er ist ein entfernter Cousin.« Rafael öffnete die
Augen, schaute Barrett an und bemühte sich, sein Mitgefühl für ihn zu
verschleiern. »Sie ist eine Frage der Ehre, diese Ehe. Das Abkommen kann nicht
rückgängig gemacht werden. Nicht einmal dir zuliebe, mein Freund.« »Sie liebt
ihn nicht.« Die ruhige Überzeugung, mit der Barrett sprach, beunruhigte Rafael.
    »Das ist nicht wichtig«, erwiderte
er. »Arrangierte Ehen werden nur selten, wenn überhaupt, aus Liebe geschlossen.
Es ist mehr eine Frage von Rang und politischen Verbindungen.«
    Barrett verzichtete auf Widerspruch,
weil er das Gewicht derartiger Traditionen so gut wie jeder andere kannte, und
es war klar für ihn, daß das Thema damit abgeschlossen war. Er nickte und ging zu den massiven
Doppeltüren. »Ich werde heute nacht eine Wache vor deiner Tür aufstellen, wie
jeden Abend.«
    »Gut«, erwiderte Rafael, stand auf
und betrachtete stirnrunzelnd die dicken Verbände an seinen Händen. Wie zum
Teufel sollte er damit etwas tun? »Laß auch Miss Trevarrens Zimmer bewachen.
Wer weiß, ob sie heute nacht nicht wieder den Drang verspürt, auf Türme und
Wehrgänge zu klettern.«
    Barrett lächelte, obwohl seine Augen
ernst blieben. »Wie du wünschst«, sagte er und ging hinaus.
    Rafael begann sofort die Verbände
von seinen Händen abzureißen und warf sie dann ins Feuer. Als er die Finger
spreizte, verzog er das Gesicht angesichts des Schmerzes, der ihn durchzuckte,
aber er überwand ihn und schenkte sich einen zweiten Brandy ein, um über das
Problem >Annie Trevarren< nachzudenken.
    Der Prinz lächelte. Er konnte sie
unmöglich in eins der Verliese sperren — Patrick Trevarren würde ihn dafür
tatsächlich auspeitschen, und das mit vollem Recht. Doch trotz allem hatte er
ihr angedroht, daß ihre närrische Episode nicht ohne Folgen bleiben würde, und
er beabsichtigte, sein Wort zu halten. Denn soviel zumindest schuldete er sich
nach dieser aufregenden Nacht.

Zwei
    Annie raffte den Saum ihres langen
Nachthemds, um die vier Stufen zu ihrem Himmelbett hinaufzusteigen, und
schlüpfte unter die warmen Decken. Dort, unter den flackernden Schatten, die
das Feuer an die Zimmerdecke warf, überdachte sie die Ereignisse des Abends.
    Ihr Ausflug auf den baufälligen
Wehrgang war in der Tat töricht gewesen, aber natürlich hatte sie nicht geahnt, wie gefährlich das Abenteuer für sie werden konnte. Sie hatte nur einen
ungehinderten Blick auf den Kristallsee genießen wollen, der hinter der Burg in
einem dichten Wald verborgen lag, und das war nur vom Südturm aus möglich
gewesen. Da dieser jedoch kein Fenster besaß, war sie kurzentschlossen auf den
Wehrgang hinausgeklettert, und erst als sie umkehrte, war ihr klargeworden, in
welcher Gefahr sie sich befand. Aus lauter Panik hatte sie sich an einen
steinernen Wasserspeier geklammert und sich dort festgehalten, bis Rafael kam
und sie rettete.
    Im Bett jetzt und in Sicherheit fand
Annie die Erinnerung daran sehr aufregend. In gewisser Weise war es ungemein
romantisch, gerettet zu werden — vor allen Dingen von Rafael St. James.
    Seufzend drehte sie sich auf die
Seite und schaute zur Tür hinüber, wo er heute abend gestanden hatte, mit
wunden Händen, regenfeuchtem Haar und zerfetzten, nassen Kleidern. Sie liebte
Rafael schon seit ihrer Kindheit, doch heute nacht, als er in ihr Zimmer
gekommen war, hatte sie ganz neue und sehr verwirrende Gefühle in bezug auf ihn
durchlebt.
    Sie schloß die Augen, doch hinter
ihren Lidern konnte sie den Prinzen noch immer sehen, so wie er vorher dagestanden
hatte, einen Ausdruck belustigten Zorns auf seinen Zügen.
    Annie erschauerte. Er hatte
geschworen, sie zu bestrafen, und sie hegte nicht den geringsten Zweifel daran,
daß es ihm ernst gemeint gewesen war. Die Frage war nur, was konnte er schon
tun? Sie befanden sich schließlich nicht mehr im Mittelalter — er konnte sie
unmöglich in die Eiserne Jungfrau stecken, sie auf dem Scheiterhaufen
verbrennen, sie an die Zigeuner verkaufen oder sie in irgendein Kloster
verbannen.
    Im übrigen war sie zu Gast auf
St. James, und ihr etwas anderes als die gebotene Höflichkeit zu erweisen, wäre
undenkbar gewesen.
    Zumindest für die meisten Männer, dachte Annie, was ihre Zuversicht von
neuem schwinden ließ, denn der Prinz von
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